| Analyse

Der große Disziplin-Check 2019 – Langsprint Frauen

Die Wettkampfsaison 2019 ist Geschichte. Ein langes Jahr, ein spannendes Jahr Leichtathletik liegt hinter uns. Der Höhepunkt? Zweifelsohne die WM in Doha. Doch auch in der Halle und bei den internationalen Nachwuchs-Meisterschaften machten die deutschen Athleten von sich reden. Wir blicken in unseren jährlichen Disziplinanalysen zurück und ziehen Bilanz. Heute: der Langsprint der Frauen.
Svenja Sapper

Fazit der Bundestrainerin

Claudia Marx, wie fällt Ihr Fazit für das WM-Jahr 2019 aus?

Claudia Marx:

Es war ein ernüchterndes Jahr für die 400 Meter der Frauen. Wir haben die Qualifikation mit der 4x400-Meter-Staffel für die WM in Doha knapp und einen Einzelstart über 400 Meter deutlich verpasst. Aufgrund einiger Ausfälle und vieler Einzelschicksale waren wir nicht konkurrenzfähig. Uns fehlte ein Ergebnis unter 52 Sekunden, wovon natürlich auch die Staffeln profitiert hätten. Ein großer Lichtblick zeigte sich bei den U23-Europameisterschaften in Gävle. Hier gelang Luna Bulmahn und Nelly Schmidt nicht nur der Einzug ins Finale, sondern sie erreichten mit Platz vier und fünf mehr, als wir im Vorfeld erhofft hatten. Die hart erkämpfte Bronzemedaille in der 4x400-Meter-Staffel mit Alica Schmidt und Corinna Schwab rundete das gute Gesamtergebnis ab.

Was war für Sie das ganz persönliche Highlight?

Claudia Marx:

Ein Highlight war das gute Abschneiden von Luna Bulmahn, Nelly Schmidt und der 4x400-Meter-Staffel bei der U23-EM. Ebenfalls hervorzuheben ist die Leistung der 4x400-Meter-Mixed-Staffel bei den World Relays in Yokohama. Hier schafften Laura Müller und Nadine Gonska zusammen mit Tobias Lange und Torben Junker in deutscher Rekord-Zeit die direkte Qualifikation für Doha. Hohen Spannungscharakter hatte zudem das Finale bei den Deutschen Meisterschaften in Berlin, das von der Atmosphäre im Stadion lebte und vom offenen Ausgang des Rennens geprägt war.

Worin sehen Sie die Aufgaben und Ziele für die kommende Saison mit den Olympischen Spielen 2020 in Tokio?

Claudia Marx:

Im kommenden Jahr gilt es vor allem, die Leistungsträger wie Nadine Gonska, Laura Müller und Ruth Sophia Spelmeyer wieder gesund und leistungsfähig auf die Bahn zu bringen. Das Team komplettieren sollten die „jungen Wilden“ um Corinna Schwab, Hannah Mergenthaler, Laura Marx und die in diesem Jahr schon so erfolgreichen Luna Bulmahn und Nelly Schmidt. Auch Karolina Pahlitzsch, die vom Studium in den USA wieder zurückgekehrt ist, wird ein wichtiger Baustein für die 4x400-Meter-Staffeln sein. Eine Platzierung in den Top Zwölf der Weltrangliste ist notwendig, um sicher in Tokio mit dabei zu sein. Dafür brauchen wir vier (besser sechs) fitte und leistungsstarke Athletinnen, die an Tag X abliefern. Dies geht nur mit selbstbewussten Athletinnen, die ihre Leistungen auf hohem Niveau abrufen können. Ziel für die Olympiasaison muss es also sein, das 400-Meter-Leistungsniveau wieder anzuheben, dieses stabil anzubieten und über einzelne leistungsstarke Athletinnen die Staffeln wieder in die Erfolgsspur zu schicken.

Internationale Erfolge

  Medaillen Weitere Final-Platzierungen
WM  –   – 
Hallen-EM  –   – 
U23-EM Bronze: Nelly Schmidt, Corinna Schwab, Alica Schmidt, Luna Bulmahn (4x400 m) 4. Luna Bulmahn, 5. Nelly Schmidt
U20-EM  –  6. Brenda Cataria-Byll, Laura Kaufmann, Emilia Grahle, Marie Scheppan (4x400 m)
EYOF  –   – 

Die Deutschen Top Ten 2019

Zeit Name Jahrgang Verein
52,37 sec Luna Bulmahn 1999 VfL Eintracht Hannover
52,41 sec Nadine Gonska 1990 MTG Mannheim
52,60 sec Karolina Pahlitzsch 1994 SV Preußen Berlin
52,75 sec Laura Müller 1995 LC Rehlingen
52,77 sec Nelly Schmidt 1997 LT DSHS Köln
52,79 sec Ruth Sophia Spelmeyer 1990 VfL Oldenburg
52,94 sec Svea Köhrbrück 1993 SCC Berlin
53,03 sec Carolina Krafzik 1995 VfL Sindelfingen
53,35 sec Laura Marx 1997 LT DSHS Köln
53,42 sec Corinna Schwab 1999 LG Telis Finanz Regensburg

Statistik ­– Das sagen die Zahlen

Das deutsche Top­-Niveau 400 Meter

Jahr < 51,70 sec
(WM-Norm 2017)
Schnitt
Top 3
Schnitt
Top 5
Schnitt
Top 10
2005  –  52,56 52,88 53,47
2006  –  52,02 52,43 53,02
2007  –  52,81 53,09 53,49
2008  –  52,09 52,38 53,00
2009  1 52,13 52,59 53,13
2010  1 52,00 52,25 52,80
2011  –  52,07 52,43 53,18
2012  –  52,34 52,70 53,24
2013  1 52,34 52,81 53,31
2014  –  52,45 52,65 53,01
2015  –  52,40 52,64 53,13
2016  1 51,89 52,39 52,98
2017  –  52,09 52,37 52,78
2018  –  52,35 52,60 53,00
2019  –  52,46 52,58 52,84

Entwicklung Jahresbestleistungen im internationalen Vergleich

Jahr Deutschland Europa Diff. Welt Diff.
2005 52,07 (C. Marx) 49,80 (Pospelova/RUS) 2,27 48,92 (Richards/USA) 3,15
2006 51,79 (C. Hoffmann) 49,49 (Zayzseva/RUS) 2,30 48,70 (Richards/USA) 3,09
2007 51,98 (C. Hoffmann) 49,61 (Ohuruogu/GBR) 2,37 49,27 (Richards/USA) 2,71
2008 51,90 (J. Tilgner) 49,62 (Ohuruogu/GBR) 2,28 49,62 (Ohuruogu/GBR) 2,28
2009 51,53 (S. Nwachukwu) 49,29 (Krivoshapka/RUS) 2,24 48,83 (Richards/USA) 2,70
2010 51,65 (C. Hoffmann) 49,89 (Foriva/RUS) 1,76 49,64 (Dunn/USA) 1,95
2011 51,97 (J. Lindenberg) 49,35 (Kapachinskaya/RUS) 2,62 49,35 (Kapachinskaya/RUS) 2,62
2012 51,76 (E. Cremer) 49,16 (Krivoshapka/RUS) 2,60 49,16 (Krivoshapka/RUS) 2,60
2013 51,62 (E. Cremer) 49,41 (Ohuruogu/GBR) 2,21 49,33 (Montsho/BOT) 2,29
2014 51,87 (E. Cremer) 50,55 (Grenot/ITA) 1,32 49,48 (McCorory/USA) 2,39
2015 52,04 (R. Spelmeyer) 50,16 (Ohuruogu/GBR) 1,88 49,26 (Felix/USA) 2,78
2016 51,43 (R. Spelmeyer) 50,43 (Grenot/ITA) 1,00 49,44 (Miller/BAH) 1,99
2017 51,72 (R. Spelmeyer) 50,89 (Zemlyak/UKR) 0,83 49,46 (Miller-Uibo/BAH) 2,26
2018 52,00 (N. Gonska) 50,41 (Swiety-Ersetic/POL) 1,59 48,97 (Miller-Uibo/BAH) 3,03
2019 52,37 (L. Bulmahn) 50,83 (Nielsen/GBR) 1,54 48,14 (Eid Naser/BHR) 4,23

Das fällt auf:

  • Vier der zehn schnellsten 400-Meter-Läuferinnen der Saison sind jünger als 23 Jahre, darunter mit Luna Bulmahn auch die Deutsche Meisterin.
  • Der Ausfall von Leistungsträgerinnen wie Laura Müller und Ruth Sophia Spelmeyer macht sich bemerkbar: Mit 52,37 Sekunden ist die deutsche Jahresbestleistung die langsamste der letzten 14 Jahre.
  • Während der Top-3-Schnitt im Vergleich zu den letzten Jahren etwas schwächer geworden ist, ist die Disziplin in der Breite stärker geworden. Der Top-Ten-Schnitt war in den letzten 14 Jahren nur zweimal stärker.
  • Mit der drittschnellsten jemals gelaufenen Zeit ist Weltmeisterin Salwa Eid Naser (Bahrain) den deutschen Langsprinterinnen weit enteilt. Der Abstand zur europäischen Spitze ist jedoch ähnlich wie im vergangenen Jahr.

leichtathletik.TV-Clips:

400 Meter

Zu den weiteren Disziplin-Checks:

Sprint Männer
Sprint Frauen

Langsprint Männer

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