| Analyse

Der große Disziplin-Check 2019 – Langsprint Männer

Die Wettkampfsaison 2019 ist Geschichte. Ein langes Jahr, ein spannendes Jahr Leichtathletik liegt hinter uns. Der Höhepunkt? Zweifelsohne die WM in Doha. Doch auch in der Halle und bei den internationalen Nachwuchs-Meisterschaften machten die deutschen Athleten von sich reden. Wir blicken in unseren jährlichen Disziplinanalysen zurück und ziehen Bilanz. Heute: der Langsprint der Männer.
Svenja Sapper

Fazit des Bundestrainers

Edgar Eisenkolb, wie fällt Ihr Fazit für das WM-Jahr 2019 aus?

Edgar Eisenkolb:

Wir sind mit zwei Zielen in das Jahr 2019 gegangen: Mit der 4x400-Meter-Staffel wollten wir in diesem Jahr einen größeren Schritt nach vorne machen und uns für eine Teilnahme bei den Olympischen Spielen 2020 empfehlen. Nach den Ergebnissen der vergangenen Jahre, in denen sich der Langsprint positiv entwickelt hatte, wäre das realistisch gewesen. Das ist uns leider nicht gelungen, daher können wir im Erwachsenenbereich nicht zufrieden sein. Was wir aber erreicht haben, ist unser zweites Ziel: den Nachwuchs zu fördern und einen Generationenwechsel einzuläuten. Das ist uns auf jeden Fall gelungen. Mit dem Deutschen Meister Manuel Sanders, Marvin Schlegel und Fabian Dammermann sind drei der Top Fünf der Deutschen Meisterschaften noch sehr jung. Diese Drei gehörten auch zu der 4x400-Meter-Staffel, die bei der U23-EM den Titel gewonnen hat, was eine große Freude war. Wir hatten mit Bronze geliebäugelt, dass es dann sogar Gold geworden ist, war nicht zu erwarten.

Was war Ihr ganz persönliches Highlight?

Edgar Eisenkolb:

Die Goldmedaille der 4x400-Meter-Staffel bei den U23-Europameisterschaften. Das war natürlich ein sehr gutes Ergebnis. Es war das erste Mal seit 20 Jahren, dass eine DLV-Nationalstaffel über 4x400 Meter Gold gewinnt, das zeigt, was für eine Leistung wir dort erbracht haben. Und es macht Hoffnung, dass der Generationenwechsel gelingt und wir an Erfolge lange vergangener Jahre bald wieder anknüpfen können.

Worin sehen Sie die Aufgaben und Ziele für die kommende Saison mit den Olympischen Spielen 2020 in Tokio?

Edgar Eisenkolb:

Die Aufgabe ist zum einen, einen Generationswechsel zu vollziehen und junge Leute heranzuführen, die international auch im Erwachsenenbereich wieder konkurrenzfähig werden. Das müssen wir versuchen, konsequent weiterzuführen. Die andere Aufgabe bleibt die Olympia-Qualifikation. Mit dieser jungen Truppe und zwei oder drei von den erfahrenen Athleten wie Johannes Trefz, Tobias Lange und Torben Junker versuchen wir, dieses Ziel zu erreichen. Wir haben einen klaren Plan dafür. Für die 4x400-Meter-Staffel werden wir zwei Wettkämpfe mit entsprechender Konkurrenz organisieren. Das ist das Ziel: Wir wollen bei Olympia dabei sein.

Internationale Erfolge 2019

  Medaillen Weitere Final-Platzierungen
WM
Hallen-EM
U23-EM Gold: Maximilian Grupen, Marvin Schlegel, Fabian Dammermann, Manuel Sanders, Jean-Paul Bredau (4x400 m)
U20-EM
EYOF

Die deutschen Top Ten 2019

Zeit Name Jahrgang Verein
45,86 sec Manuel Sanders 1998 LG Olympia Dortmund
46,12 sec Marvin Schlegel 1998 LAC Erdgas Chemnitz
46,27 sec Tobias Lange 1993 TSV Bayer 04 Leverkusen
46,31 sec Patrick Schneider 1992 LAC Quelle Fürth
46,32 sec Johannes Trefz 1992 TSV Gräfeling
46,45 sec Fabian Dammermann 1997 LG Osnabrück
46,56 sec Marc Koch 1994 LG Nord Berlin
46,81 sec Kai Kazmirek 1991 LG Rhein-Wied
46,91 sec Maximilian Grupen 1997 LV 90 Erzgebirge
46,95 sec Constantin Preis 1998 VfL Sindelfingen

Statistik – Das sagen die Zahlen

Das deutsche Top-Niveau: 400 Meter

Jahr < 45,40
(WM-Norm 2017)
Schnitt
Top 3
Schnitt
Top 5
Schnitt
Top 10
2005  –  46,12 46,27 46,65
2006  –  45,72 45,80 46,10
2007  –  45,65 45,91 46,29
2008  –  45,65 45,81 46,03
2009  –  45,94 45,99 46,27
2010  –  46,08 46,23 46,43
2011  –  46,03 46,17 46,41
2012  –  46,14 46,27 46,54
2013  –  45,79 46,01 46,40
2014  –  45,95 46,14 46,53
2015  –  46,05 46,14 46,33
2016  –  46,01 46,14 46,44
2017  –  46,00 46,18 46,51
2018  –  45,82 45,91 46,34
2019  –  46,08 46,18 46,46

Jahresbestleistungen im internationalen Vergleich

Jahr Deutschland Europa Diff. Welt Diff.
2005 45,80 (S. Kirch) 44,56 (Benjamin/GBR) 1,24 43,93 (Wariner/USA) 1,87
2006 45,47 (K. Gaba) 44,91 (Djhone/FRA) 0,56 43,62 (Wariner/USA) 1,85
2007 45,44 (B.Swillims) 44,46 (Djhone/FRA) 0,98 43,93 (Wariner/USA) 1,99
2008 45,57 (S. Kirch) 44,60 (Rooney/GBR) 0,97 43,75 (Merritt/USA) 1,82
2009 45,88 (K. Gaba) 44,74 (Bingham/GBR) 1,14 44,06 (Merritt/USA) 1,82
2010 45,92 (K. Gaba) 44,71 (J. Borlee/BEL) 1,21 44,13 (Wariner/USA) 1,79
2011 45,56 (T. Schneider) 44,74 (K. Borlee/BEL) 0,82 44,35 (Merritt/USA) 1,21
2012 45,97 (E. Krüger) 44,43 (J. Borlee/BEL) 1,54 43,94 (James/GRN) 2,03
2013 45,72 (D. Gollnow) 44,73 (J. Borlee/BEL) 0,99 43,74 (Merritt/USA) 1,98
2014 45,63 (K. Gaba) 44,71 (Rooney/GBR) 0,92 43,74 (James/GRN) 1,89
2015 45,96 (A. Gladitz) 44,45 (Rooney/GBR) 1,51 43,48 (van Niekerk/RSA) 2,48
2016 45,94 (A. Gladitz) 44,48 (Hudson-Smith/GBR) 1,46 43,03 (van Niekerk/RSA) 2,91
2017 45,81 (J. Trefz) 44,74 (Hudson-Smith/GBR) 1,07 43,62 (van Niekerk/RSA) 2,19
2018 45,70 (J. Trefz) 44,63 (Hudson-Smith/GBR) 1,07 43,61 (Norman/USA) 2,09
2019 45,86 (M. Sanders) 44,77 (Re/ITA) 1,09 43,45 (Norman/USA) 2,41

Das fällt auf:

  • Fünf der zehn besten deutschen 400-Meter-Läufer 2019 sind jünger als 23 Jahre, darunter mit Manuel Sanders und Marvin Schlegel auch die Top Zwei der Deutschen Meisterschaften.
  • Nach einem klaren Aufwärtstrend 2018 waren die Leistungen in dieser Saison in etwa auf dem Niveau der Jahre 2015 bis 2017.
  • Aufgrund von Verletzungsproblemen blieb der mehrmalige Deutsche Meister Johannes Trefz (TSV Gräfelfing) hinter seinen Vorjahresleistungen zurück.
  • Erstmals seit 2013 wird die europäische Jahresbestenliste nicht von einem Briten angeführt, sondern von Davide Re aus Italien.
  • Weltrekordler Wayde van Niekerk (Südafrika) verpasste verletzungsbedingt bereits die zweite Saison in Folge. Michael Norman (USA) konnte seine starken Vorleistungen bei der WM nicht abrufen, Weltmeister wurde Steven Gardiner (Bahamas). 

leichtathletik.TV-Clips:

400 Meter

Zu den weiteren Disziplin-Checks:

Sprint Männer
Sprint Frauen

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