Das Postfach quillt über, ein Termin jagt den nächsten, alle Ampeln sind rot, wenn man es eilig hat – wohl jeder kennt das Gefühl: Man ist gehetzt, gereizt, unkonzentriert oder schlicht überfordert. Das ist bei Profisportlern genauso wie bei allen anderen Menschen. Aber nur negativ ist Stress deshalb noch lange nicht. Kugelstoßer David Storl hat im Gespräch mit DLV-Gesundheitspartner BIG direkt gesund verraten, wie er mit Stress-Situationen umgeht.
Stress als Lebensretter
Evolutionär gesehen war Stress ein wichtiger Faktor im Kampf ums Überleben: Die Reaktion des Körpers auf bestimmte Reize wie Bedrohung setzt Energie frei und erhöht kurzfristig die Leistungsfähigkeit. Hormone wie Adrenalin und Noradrenalin werden in die Blutbahn ausgeschüttet. Sie beschleunigen den Herzschlag und sorgen dafür, dass die Muskeln stärker durchblutet werden. Im Gegenzug laufen alle – in dieser Situation – nicht so wichtigen Körperfunktionen auf Sparflamme. Die Temperatur sinkt, die Verdauung verläuft langsamer und Triebe wie Hunger werden gehemmt. |
David Storl, wie ist Ihr Stresslevel kurz vor einem Wettkampf?
David Storl:
„Das Empfinden so kurz vor einem Wettkampf hat sich in den Jahren meiner sportlichen Laufbahn mehr und mehr entspannt. Zu Beginn meiner Karriere war ich in der Phase kurz vorm Start immer sehr aufgeregt. Die Eindrücke und Emotionen waren manchmal schon zu viel. Mittlerweile kenne ich fast jedes Stadion und versuche, mich voll auf meinen festgelegten Ablauf zu fokussieren. Die Zusammenarbeit mit einem Mentaltrainer hilft mir enorm dabei, Rituale und feste Abläufe zu verändern und vor allem, mich auf meine Zielsetzungen zu konzentrieren.“
Stress ist subjektiv
Ob und wann jemand Stress empfindet, ist sehr unterschiedlich. Situationen, die der eine als belastend wahrnimmt, lassen den anderen aufblühen und wieder einen anderen vielleicht sogar entspannen. Ob und wie wir Stress erleben, hängt im Wesentlichen von den drei Säulen des Stresses ab:
Der erste Schritt ist also herauszufinden, was einen persönlich negativ belastet, wie man diese Situation bewertet und darauf reagiert. |
David Storl, was stresst Sie besonders und wie gehen Sie damit um?
David Storl:
„Natürlich bedeuten Leistungsdruck und Erwartungsdruck beim Kugelstoßen Stress für mich. Dabei spielen meine eigenen Ansprüche meist die größte Rolle. Ich versuche dann, die Anspannung für das Erreichen meiner Ziele zu nutzen. Dazu besinne ich mich auf das, was ich kann und vertraue darauf, mich bestmöglich vorbereitet zu haben. Mir dies in Stresssituationen vor Augen zu führen, lässt mich manchmal über mich hinauswachsen.
Auch das Privatleben spielt dabei eine wichtige Rolle. Für mich persönlich ist Harmonie ein sehr entscheidender Faktor. Wenn ich weiß, dass es meiner Familie gut geht und es da keine Baustellen gibt, dann kann ich mich voll und ganz auf meine Ziele konzentrieren.“
Dem Stress anders begegnen
Je besser man seine individuellen belastenden Situationen und die eigenen Reaktionsweisen kennt, desto besser kann man eigene Techniken entwickeln, um die stressige Situation für sich – soweit wie möglich – ins Positive zu ändern. Das heißt: Man kann lernen, belastende Situationen von vornherein zu verhindern oder sie besser zu meistern. Einig sind sich alle Fachleute, dass negativem Stress am besten begegnet werden kann, wenn man sich jederzeit und überall entspannen sowie gelassen und positiv eingestellt reagieren kann. |
Weniger Stress durch gezielte Entspannung
Eine nützliche Sofortmaßnahme bei Stress: bewusstes Ein- und Ausatmen – lässt sich in allen Lebenslagen unterbringen! Aber es gibt auch nachhaltigere Methoden, zum Beispiel das autogene Training. Einmal erlernt, kann man sich damit jederzeit und überall entspannen. Auch Yoga und Meditation sind gute Möglichkeiten, um gezielt Stress abzubauen. Solche Methoden lernt man z.B. in Präventionskursen oder Online-Trainings. |
David Storl, mit welcher Methode entspannen Sie am besten?
David Storl:
„Durch die Zusammenarbeit mit meinem Mentalcoach habe ich ein festes Programm zur Entspannung. Das ist ein geführter Ablauf von Atem- und Entspannungstechniken, die ich auf meinem Handy immer dabeihabe. Vor den Deutschen Hallenmeisterschaften zum Beispiel war meine Nervosität etwas zu groß, und da habe ich mich in die Umkleidekabine zurückgezogen, um das Programm durchzuführen. Es dauert nur 13 Minuten, aber das reicht mir, um mich zu regulieren und einen klaren Kopf zu bekommen.“
Mehr zur Partnerschaft von DLV und BIG direkt gesund
#TrueAthletes@Home | Mentale Stärke |
---|
Im entscheidenden Moment überzeugen. Sich von Unwägbarkeiten nicht aus dem Konzept bringen lassen. Und in jedem Problem auch eine Chance sehen. All das zeichnet Siegertypen aus. In Zeiten der Corona-Pandemie wollen wir mit unserer Initiative #TrueAthletes@Home auch Anregungen für das Training der mentalen Stärke geben! Sie finden daher auf leichtathletik.de zahlreiche Tipps unserer DLV-Experten, Motivations-Videos von Ex-Zehnkämpfer Frank Busemann oder Best-Practice-Beispiele unserer Top-Athleten. Klicken Sie rein! |
#TrueAthletes@Home