| Junioren-Gala

Mannheim: Heißer Tanz im Kampf um die EM-Tickets steht bevor

Das große Ziel für die deutschen U20-Athleten am kommenden Wochenende heißt EM-Qualifikation. Bei der BAUHAUS Junioren-Gala in Mannheim werden die begehrten Tickets für die U20-EM in Tallinn vergeben. Die Leichtathletik-Asse von morgen wollen daher unbedingt überzeugen.
Nicolas Walter

Junioren-Gala 2021 Mannheim live

Wer wird nach Estland fahren? Das wird am kommenden Wochenende (3./4. Juli) bei der Junioren-Gala in Mannheim die große Frage sein. Rund 300 Athletinnen und Athleten sind für das traditionsreiche Nachwuchs-Meeting gemeldet. Von den deutschen Startern dürfen die besten drei pro Disziplin – sofern sie die EM-Norm in Mannheim erfüllen oder bereits vorab erfüllt haben –  mit einem Ticket für die U20-EM in Tallinn (Estland; 15. bis 18. Juli) rechnen.

„Nur wer das Drehkreuz Mannheim übersteht, steigt in die Flieger nach Tallinn“, betonte Dietmar Chounard, Chef-Bundestrainer U20/U23, bereits vergangene Woche. Der Anreiz wird für die Athleten entsprechend groß sein. Schließlich haben bereits klangvolle Namen wie Jakob Ingebrigtsen (Norwegen), Armand Duplantis (Frankreich), Niklas Kaul (USC Mainz) oder Bo Kanda Lita Baehre (TSV Bayer 04 Leverkusen) bei einer U20-EM ihren Weg in die Weltspitze eingeläutet. „Die Athleten wissen um die Bedeutung des Mannheimer Meetings“, sagt Dietmar Chounard.

DLV-Athletinnen treffen auf internationale Top-Konkurrenz

Über 100 Meter darf sich Antonia Dellert die besten Chancen auf die EM ausrechnen. Die 19-Jährige vom Sprintteam Wetzlar hat die Norm (11,80 sec) bereits kürzlich in Regensburg in 11,60 Sekunden deutlich unterboten und rangiert nun auf Rang zehn in der europäischen Jahresbestenliste ihrer Altersklasse. Da Laura Raquel Müller (Unterländer LG; PB 11,66 sec) in Mannheim ausschließlich im Weitsprung starten wird, könnte ihre größte Konkurrentin im Kampf um Platz eins die Schweizerin Melissa Gutschmid werden, die mit einer Zeit von 11,53 Sekunden anreist. Interessant könnte es auch dahinter werden, denn unter anderem Cheyenne Kuhn (SC Neubrandenburg) und Viola John (LG Stadtwerke München) haben die Norm bereits erfüllt.

Über 400 Meter hat Maja Schorr (SV Saar 05) die EM-Norm (54,40 sec) bereits in der Tasche. Mit ihrer Bestzeit von 54,06 Sekunden wird sie bei der Junioren-Gala die große Favoritin über diese Distanz sein. Doch zu sicher sollte sich die derzeit achtbeste U20-Europäerin nicht sein, denn mit Lena Leege (LAC Berlin), Justin Wehner (SC Magdeburg) und Lysann Helms (Hamburger SV) sind weitere Athletinnen mit einer Zeit von unter 55 Sekunden gemeldet. Nicht zu unterschätzen ist außerdem die Deutsche U18-Meisterin Anna Malia Hense (LG Olympia Dortmund), die in dieser Saison zwar noch nicht an ihre starken Leistungen aus dem Vorjahr anknüpfen konnte, dennoch jederzeit für eine Überraschung gut ist.

Lara Noelle-Steinbrecher über 400 Meter Hürden

Stark besetzt sein wird der Wettbewerb über 400 Meter Hürden. Die 18 Jahre junge DM-Finalistin über 400 Meter Lara-Noelle Steinbrecher (SC Magdeburg) rangiert in 58,89 Sekunden auf Rang fünf der europäischen Jahresbestenliste und wird in Mannheim auf absolute internationale Top-Konkurrenz treffen. Gemeldet sind Europas Zweite Andrea Rooth (Norwegen) sowie die Dritte Martha Rasmussen (Dänemark).

Auch über 800 Meter dürfen sich die deutschen Athletinnen schon einmal auf die internationale Konkurrenz einstellen. Die stärkste deutsche Athletin im Feld Jolanda Kallabis (FT 1844 Freiburg; 2:05,75 min) trifft auf die zweitbeste Europäerin Audrey Werro (Schweiz; 2:02,32 min) sowie auf deren Landsfrau Valentina Rosamilia (2:02,38 min).

Spannendes Duell zwischen Mikaelle Assani und Laura Raquel Müller

Höchstleistungen verspricht auch der Hammerwurf mit der Deutschen U18-Meisterin Aileen Kuhn (LAZ Ludwigsburg; 64,06 m) und Esther Imariagbee (Berliner TSC; 63,92 m), die beide in den Top Ten der europäischen Jahresbestenliste vertreten sind. Bei der U23-DM in Koblenz sicherte sich Aileen Kuhn jüngst die Vize-Meisterschaft, Esther Imariagbee landete auf Rang vier. In Mannheim treffen sie auf bärenstarke Konkurrenz. So sind die Zweite der Weltjahresbestenliste Rose Loga (Frankreich; 71,09 m) sowie die Sechste der Welt Elísabet Rut Runarsdottir (Island; 64,39 m) gemeldet.

Mit viel Spannung wird der Auftritt von Hochspringerin Johanna Göring (SV Salamander Kornwestheim) erwartet. Die Stuttgarterin sprang im Mai 1,92 Meter und damit bis auf Platz drei in der Weltjahresbestenliste. Europaweit rangiert sie gar auf Platz eins. Damit blieb sie lediglich einen Zentimeter unter der deutschen U18-Bestleistung. Sollte sie in ähnliche Regionen in Mannheim vorstoßen, wird ihr der Sieg kaum zu nehmen sein.

Seit vergangener Woche ist sie die Nummer zwei der Welt in ihrer Altersklasse: In Koblenz landete Weitspringerin Mikaelle Assani (LG Region Karlsruhe) erst nach 6,60 Metern, steigerte ihre Bestleistung damit um 23 Zentimeter und belegte hinter Merle Homeier (LG Göttingen) bei der U23-DM Platz zwei. In Mannheim bahnt sich nun ein spannendes Duell mit der Deutschen U18-Meisterin Laura Raquel Müller an, deren Hausrekord derzeit bei 6,47 Metern steht. Doch auch Ruth Hildebrand (MTG Mannheim; 6,35 m) wird bei ihrem Heimspiel ein Wörtchen um den Sieg mitreden wollen.

Franziska Schuster kommt mit Titel im Gepäck

Im Stabhochsprung gibt es mit Moana-Lou Kleiner (SC Potsdam; 4,15 m), Chiara Sistermann (TSV Gräfelfing; 4,10 m) und Laura Giese (TSV Bayer 04 Leverkusen) nicht nur drei deutsche Normerfüllerinnen, sie alle stehen mit Platz fünf und sieben in Europa auch international gut da. Fahren diese drei Athletinnen schlussendlich auch nach Tallinn? Das wird sich zeigen, denn mit Janne Ohrt (MTSV Hohenwestedt) und Sarah Franziska Vogel (LG Seligenstadt) gibt es dahinter weitere ambitionierte 4-Meter-Springerinnen.

Im Kugelstoßen wird 16-Meter-Stoßerin Jaqueline Gippner (SC Potsdam) das EM-Ticket schwer zu nehmen sein. Unter anderem Nina Ndubuisi (SG Schorndorf 1846) und Michelle Oehmichen (Hallesche Leichtathletik-Freunde) kämpfen um die weiteren Plätze für Tallinn. Im Dreisprung könnte es zu einem spannenden Duell zwischen Anna Gräfin Keyserlingk (SC Bayer 05 Uerdingen/Dormagen; 13,10 m) und Sarah Michelle Kudla (13,08 m) kommen.

Mit vollem Selbstvertrauen kann Franziska Schuster (TSV Bayer 04 Leverkusen) ins Michael-Hoffmann-Stadion reisen. Die 19-jährige Hürdensprinterin hat sich am vergangenen Wochenende in Koblenz in 13,49 Sekunden den deutschen Meistertitel in der U23 geschnappt und kann nun am Samstag das EM-Ticket über 100 Meter Hürden klarmachen. Die Norm (13,80 sec) hierfür hatte sie bereits im Mai unterboten. Weitere deutsche Athletinnen mit Aussichten auf ein Tallinn-Ticket sind unter anderem Johanna Paul (TuS Wunstorf) und die Dritte der U18-DM Hawa Jalloh (Wiesbadener LV).

Kugelstoßen und Diskuswurf als „Knaller-Wettbewerbe“

Die zwei großen „Knaller-Wettbewerbe“ bei den Männern, so beschreibt es Dietmar Chounard, sind das Kugelstoßen und der Diskuswurf. Beim Diskuswurf konnten bisher bereits zehn Athleten die EM-Norm erfüllen, sodass es in Mannheim zu einem heißen Tanz um die drei Europameisterschafts-Plätze kommen wird. Das hohe Niveau der DLV-Athleten wird auch durch einen Blick auf die Weltjahresbestenliste deutlich: Unter den ersten 20 Athleten sind sieben deutsche Namen zu finden.

Mit einer Bestleistung von 65,81 Metern führt der frischgekürte Deutsche U23-Vizemeister und Dritte der Weltjahresbestenliste Mika Sosna (TSG Bergedorf) das Teilnehmerfeld an. Mit dem Deutschen U18-Meister im Diskuswurf und Kugelstoßen Steven Richter (LV 90 Erzgebirge), Matteo Maulana (LAC Erdgas Chemnitz), Magnus Zimmermann (SV Halle) oder auch Magnus Többen (TV Angermund) gibt es eine ganze Reihe weiterer Athleten, die mindestens auf eine Podestplatzierung hofft.

Nicht weniger hochklassig sieht das Teilnehmerfeld im Kugelstoß-Wettbewerb aus. Hier können bereits acht Athleten die EM-Norm vorweisen, unter ihnen auch ein bereits genannter: Steven Richter plant einen Doppelstart. Für den Führenden der Weltjahresbestenliste (19,97 m) könnte demnächst – möglicherweise bereits in Mannheim – der erste 20-Meter-Stoß seiner Karriere anstehen. Mit Claudio Stössel (SC Neubrandenburg), Kevin Reim (WSG Schwarzenberg) oder Philipp Thomas (SV Halle) kämpft auch hier eine ganze Riege um die begehrten Estland-Tickets.

Merlin Hummel mit erstem Auftritt als Deutscher U20-Rekordler

Während Steven Richter an der 20-Meter-Marke kratzen könnte, hat Hammerwerfer Merlin Hummel (USC Kulmbach) eine besondere Marke in seiner Disziplin bereits am vergangenen Wochenende geknackt. In Bamberg durchbrach er mit 81,21 Metern als erster U20-Athlet die 80-Meter-Schallmauer mit dem sechs Kilogramm schweren Hammer. Damit übernahm auch er die Führung in der Weltjahresbestenliste. Mit diesem Selbstvertrauen gilt er auch in Mannheim als großer Favorit. Mit Kai Hurych (KSV Fürth/Odenwald) und Sören Klose (VfR Evesen) gibt es zwei weitere Athleten, die die EM-Norm bereits geknackt haben. Doch unter anderem auch Torben Schaper (VfL Hannover) würde gerne noch auf den EM-Zug aufspringen.

Im U20-Weitsprung darf sich der DLV derzeit über eine Doppelführung in der europäischen Jahresbestenliste freuen. Oliver Koletzko (Wiesbadener LV) führt dort mit 7,90 Metern vor Simon Batz (LG Landkreis Kelheim; 7,76 m). Spannend könnte es vor allem dahinter werden, wenn es darum geht, wer das dritte EM-Ticket löst. Kevin Brucha (LC Jena) könnte sich hierfür empfehlen.

Luke Zenker und Pascal Boden mit Norm in der Tasche

Neben den herausragenden technischen Disziplinen lassen auch die Lauf-Wettbewerbe der Männer gute Leistungen erwarten. Auf 51,12 Sekunden konnte beispielsweise Jordan Gordon (OTB Osnabrück) kürzlich in Regensburg seine Bestzeit über 400 Meter Hürden verbessern. Damit reist er als Favorit in die Quadrate-Stadt. Konkurrenz wird er unter anderem vom Deutschen U18-Meister Mateusz Lewandowsi (TV Wattenscheid 01) und Jan-Lukas Schröder (TV Viktoria 1894 Dielheim) bekommen.

Als derzeitige Nummer acht in Europas Jahresbestenliste wird der Deutsche U20-Meister Gregory Minoue (TV Angermund; 13,57 sec) über 110 Meter Hürden das EM-Ticket anpeilen. Mit einer Bestzeit von 21,16 Sekunden ist James Adebola (SCC Berlin) der schnellste gemeldete Mann über 200 Meter. Im Normalfall sollte ihm das EM-Ticket nicht zu nehmen sein. Im Speerwurf darf sich Moritz Morstein (SC Magdeburg) berechtigte Hoffnungen auf die EM machen. Er ist der einzige DLV-Athlet, der die Norm bereits abgehakt hat. Auch im Stabhochsprung sowie im Dreisprung gibt es bisher jeweils nur einen Normerfüller: Luke Zenker (TSV Bayer 04 Leverkusen) sowie Pascal Boden (Dresdner SC). Gut möglich, dass sich am Wochenende weitere Athleten hinzugesellen.

leichtathletik.de präsentiert die BAUHAUS Junioren-Gala am Wochenende mit Unterstützung des Ausrichters, der MTG Mannheim, in einem Livestream.

Junioren-Gala 2021 Mannheim live

Teilen
#TrueAthletes – TrueTalk

Hier finden Sie alle Folgen des Podcasts des Deutschen Leichtathletik-Verbandes!

Zum Podcast
Jetzt Downloaden
DM-Tickets 2024