Melitta Czerwenka-Nagel (LAG Saarbrücken) hat Wort gehalten und am Mittwoch bei der Hallen-EM in Braga (Portugal) einen Hallen-Weltrekord in der W90 über 800 Meter aufgestellt. Mir ihrer Zeit von 5:27,80 Minuten erfüllte sich die 91-Jährige damit einen lange gehegten Traum. Die Saarländerin verbesserte die alte Rekordmarke der US-Amerikanerin Mary Norckauer aus dem Jahre 2015 um über 1:45 Minuten. Da wurde selbst der Europameistertitel zu einer Nebensache. leichtathletik.de sprach im Anschluss mit Melitta Czerwenka-Nagel über ihre Gefühle und Ambitionen.
Melittta Czerwenka-Nagel, herzlichen Glückwunsch von der Leichtathletik-Community zum neuen Weltrekord und Europameistertitel. Wie fühlen Sie sich nach einem solchen Rennen, bei dem Sie die bisherige Weltrekordzeit über 800 Meter in der Halle in der W90 praktisch pulverisiert haben?
Melitta Czerwenka-Nagel:
Ich bin schon ein wenig stolz, dass ich meinen Worten Taten folgen lassen konnte. Keine Frage, dass das am Ende schon eine gute Zeit ist. Vielleicht wäre es sogar noch etwas schneller geworden, aber am Anfang habe ich mich ein bisschen viel von der Euphorie in der Halle treiben lassen. Nach einem kleinen Durchhänger in der zweiten und dritten Runde konnte ich am Ende sogar wieder etwas im Tempo zu legen.
Nach dem Rennen ist auch wieder vor dem Rennen. Sie planen tatsächlich noch einen zweiten Auftritt im Rahmen der Master-EM von Braga über 1.500 Meter am Samstag früh am Morgen?
Melitta Czerwenka-Nagel:
Diese Option halte ich mir auf jeden Fall offen. Sollte ich frische Beine haben, werde ich mein Glück versuchen. Da brauche ich für einen neuen Weltrekord an sich nur ankommen. Das sollte mir gelingen. Bisher ist noch keine Frau mit über 90 Jahren 1.500 Meter in der Halle gelaufen. Der Wunsch, das als Erste zu schaffen, ist schon sehr groß.
Sie haben sich akribisch auf die Meisterschaften vorbereitet. Welche Trainingsschwerpunkte haben Sie sich im Vorfeld gesetzt?
Melitta Czerwenka-Nagel:
Natürlich begebe ich mich nicht blauäugig zu Meisterschaften. Dreimal in der Woche gezieltes Training mit verschiedenen Elementen ist für mich immer noch der Standard. Von nichts kommt im Sport eben nichts. Und das gilt gerade im Alter.
Erst die Hallen-Masters-EM in Braga. Ist auch die Masters-WM im finnischen Tampere Ende Juni Anfang Juli ein Thema für Sie?
Melitta Czerwenka-Nagel:
Man muss sehen, wie das Frühjahr sportlich bis dahin verläuft. In meinem Alter sollte man sich nicht zu ferne Ziele setzen, aber natürlich, warum sollte ich nicht nach Finnland fahren. Im Hinterkopf habe ich die Masters-WM auf jeden Fall. Wichtiger wäre es mir allerdings, den aktuellen Weltrekord über 1.500 Meter auf der Bahn draußen zu unterbieten. Der wird von der Kanadierin Leonore Montgomery mit 12:34,67 Minuten gehalten. Darauf will ich mich gezielt vorbereiten.
Vielen Dank für das Interview, Frau Czerwenka-Nagel. Falls Sie sich für einen Start entscheiden, wünschen wir für die 1.500 Meter am Samstag gutes Gelingen.