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Thomas Röhler: Saisonstart in Vorfreude auf die zweite Heim-EM

Der Speerwurf-Olympiasieger von 2016 und Europameister Thomas Röhler steht nach mehreren von Verletzungen geplagten Jahren vor der Rückkehr auf die Wettkampf-Bühne. Los geht's am 13. Mai in Doha (Katar). In dieser Saison steht nichts Minderes als die Titelverteidigung bei der nächsten Heim-EM auf dem Plan.
Catiana Rettenberger / Munich 2022

Leichtathletik-Tickets für Munich 2022

Die Titelverteidigung bei der EM im Sommer im München (15. bis 21. August) steht ganz oben auf der sportlichen Wunschliste von Speerwurf-Olympiasieger Thomas Röhler (LC Jena). Doch in dieser Saison gibt er davor zunächst ein Minimalziel aus. „Für mich geht’s erst darum, nach wirklich blöden Verletzungs- und Covid-Jahren einfach wieder den Anschluss zu finden.“ Es soll der Aufstieg nach der anhaltenden Talfahrt seiner achterbahnartigen Karriere sein.

Und es geht tatsächlich bergauf. Das zeigte sich auch in den ersten Trainingslagern in diesem Jahr. „Ich bin echt happy, die Trainingsergebnisse sind da, wo’s wieder hingehört", bilanziert der 30-Jährige. "Der Körper anwortet einfach wieder, wie ich mir das wünsche, der spricht Signale, die ich mir wünsche. Dem geht’s auch mal schlecht, und das ist auch völlig okay.“

Alltag als Sportler

Üblicherweise trainiert der Thüringer an fünf Tagen in der Woche je zweimal etwa anderthalb Stunden. Doch „mit dem Training vor Ort ist noch lang nicht Schluss mit dem Sportlerdasein“, betont er. Hinzu kommen aktive Erholung wie Eisbäder, Physiotherapie und Trainingsanalysen. Es sei eine Riesenherausforderung, Familie und Top-Leistungssport unter einen Hut zu bringen. Denn während der Saison verbringt er auch viel Zeit unterwegs. „Wir reisen sehr, sehr viel, haben ungefähr 15 Wettkämpfe im Jahr, die außerhalb von Deutschland stattfinden.“

Schon der erste Einsatz im Jahr 2022 führt den Speerwerfer in den nahen Osten: Der diesjährige Saisonstart für Thomas Röhler ist am 13. Mai das Diamond League Meeting in Doha (Katar). Erst im September wird er seine Saison abschließen. „Es wird eine lange Wettkampfsaison. Ich bin lange weggewesen von Wettkämpfen. Jetzt startet erstmal der Prozess, wieder mit Wettkämpfen zu arbeiten.“

European Championships, die Zweite

Außergewöhnlich viele hochkarätige Veranstaltungen stehen auf der Agenda. Darunter auch die European Championships in München. Die erneute Heim-EM zum 50. Jubiläum des Olympiaparks hat einen ganz besonderen Stellenwert: Thomas Röhler ist aufgrund der ausgefallenen EM 2020 seit der ersten Auflage der European Championships 2018 amtierender Europameister.

Das Multisport-Event war damals aufgeteilt auf Glasgow (Großbritannien) und Berlin ausgetragen worden. Seit dem Heimsieg muss der Speerwerfer häufig dieselbe Frage beantworten: „Olympiasieg oder EM 2018? Diese Fragen wurde mir häufig gestellt, und ich musste immer wieder überlegen. Das zeigt, dass das Event so besonders war.“ Olympische Spiele seien zwar weiterhin das Größte. "Aber emotional hat mich 2018 gepackt.“

Mit einem Sprung in den Wassergraben hatte Thomas Röhler dieser Ekstase im Berliner Olympiastadion Ausdruck verliehen. Für ihn seien die European Championships 2018 wie eine Adaption eines Drehbuchs gewesen: Fünf Speerwerfer hatten das Zeug zum Sieg, aber schlussendlich war er es – der ehemals fürs Werfen zu schmale Dreispringer – der sich zum Europameister krönte. Vier Jahre später kehren die European Championships zurück, diesmal vereint in München und mit neun Europameisterschaften im Programm.

Nachhaltiger Spitzensport an historischen Stätten

Für die Wettkämpfe wurden keine neuen Stadien und Hallen gebaut. Stattdessen wird der Großteil der Wettbewerbe in den originalen Arenen von 1972 abgehalten. „Ich finde es super nachhaltig. Es werden Sportstätten genutzt, die da sind. Es werden Sportarten eingeladen, die zusammenpassen. Die Fans haben einfach ein cooles Produkt.“

Auch das Miteinander mit Athletinnen und Athleten anderer Sportarten macht das Multisport-Event für den Speerwerfer aus. Thomas Röhler hofft, andere Sportarten verfolgen zu können. Doch welche zuerst? „Nebenan: Turnen. Finde ich cool, bin ich totaler Fan. Ist auch Teil unseres Trainings. […] Speerwerfen ist von Mobility und Funtional Movements und auch von Koordination sehr geprägt. Das findet sich auch alles im Turnen wieder.“

Der Speer und das Bremsen

Vielleicht findet Thomas Röhler neben dem Fokus auf den eigenen Wettkampf – der am 21. August das i-Tüpfelchen auf den Abschluss-Tag der EM setzen könnte  – auch ein Fenster, um das Maskottchen Gfreidi näher kennenzulernen. Und um die Sportlichkeit des Eichhörnchens zu testen. „Ich freu mich schon drauf, wenn das Gfreidi dann Speer wirft.“ Das Maskottchen dürfte sich damit jedoch schwertun, denn das Speerwerfen unterscheidet sich von vielen anderen Disziplinen in der Leichtathletik.

„Gern beschreiben wir es auch als Human Crash", erklärt Thomas Röhler: Der Speerwurf lebt nicht von der Beschleunigung, sondern ganz im Gegenteil vom Bremsen. Die Energie wird beim Abbremsen des Anlaufs per Impulsübertragung bestenfalls allumfänglich in die Geschwindigkeit des Wurfgeräts weitergeleitet. Doch dazu benötigt es gewisse Voraussetzungen: „Wenn dieses Abbremsen gestört ist, das heißt durch technische Fehler oder durch ein Rutschen des Fußes, dann fliegt natürlich der Speer nicht so gut." Auch die Wetterbedingungen, das Schuhwerk und die eigene Wurftechnik spielen eine Rolle.

„Die perfekte Sprintbahn ist definitiv nicht die perfekte Speerwurfbahn", stellt Thomas Röhler fest. Und zeigte sich bei seinem Besuch im Müncher Olympiastadion im Frühling zufrieden mit dem dort bisher für den Speerwurf-Anlauf ausgelegten Tartan. Die Rundbahn ist für eine Gegenprobe eines Sprinters noch nicht bereit.

Sohn eifert ihm schon nach

Was ist also drin für die deutschen Speerwerfer bei der Heim-EM 2022 in München? Bei der zurückliegenden EM in Berlin hatten mit den Plätzen zwei und fünf auch Andreas Hofmann (MTG Mannheim) und Johannes Vetter (LG Offenburg) ganz vorne mitgemischt. Thomas Röhler hält ein rein deutsches Podium bei den Welt- oder Europameisterschaften theoretisch auch in diesem Jahr für möglich. „Wir träumen davon, haben es auch immer wieder probiert bis jetzt. Vielleicht soll’s in München sein.“

Eine Vorbildfunktion haben die deutschen Speerwurf-Helden ohnehin schon längst. Das erkennt Röhler auch an seinem knapp zweijährigen Sohn, dem der Olympiasieger alle Optionen offenhalten möchte. „Kinder beobachten, das musste ich auch feststellen. Er rennt schon mit der Schaumstoffrakete bei uns durch die Halle und es sieht aus, als hätte es ihm jemand beigebracht. Ich schwöre aber wirklich, dass wir’s nicht haben“, sagt er lachend.

Es bereitet ihm einfach Freude ein nahbares, greifbares Vorbild für die Kinder oder gar neue Talente zu sein. „Ich finde es schön, wenn Kids Sportler erkennen beim Einkaufen. Draufzeigen ist auch völlig okay, und dann wirklich so nach dem Motto ‚Den kenn ich, und der ist ja völlig normal.‘ Das ist eigentlich schön.“

Dieser Text wurde bereitgestellt von den European Championships Munich 2022

Tickets für die EM in München 2022
Erleben Sie Thomas Röhler und die weiteren deutschen Speerwurf-Helden live im historischen Olympiastadion von München! Tickets für die Leichtathletik-Wettbewerbe, die vom 15. bis zum 21. August 2022 stattfinden, erhalten Sie auf der Webseite der European Championships!

European Championships Munich 2022

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