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Götzis 2022 | Vanessa Grimm mit Bestleistung in den Top Drei

Der Weg zur WM in Eugene und zur EM in München führt über Götzis! Wie sich die beiden deutschen Siebenkämpferinnen Sophie Weißenberg und Vanessa Grimm am Wochenende im Weltklasse-Feld des Mehrkampf-Meetings präsentieren? Und wer am Ende über allen thront? Das lesen Sie hier von Disziplin zu Disziplin!
Silke Bernhart

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Tag 2

Weitsprung | Vanessa Grimm nervenstark zur Bestleistung

Auf die technischen Disziplinen hatte sich Vanessa Grimm (Königsteiner LV) im Vorfeld besonders gefreut – und im Weitsprung auch eine neue Bestmarke von 6,26 Metern mitgebracht. Der Auftakt in Tag zwei jedoch verlief nicht wie erhofft. Auf einen ungültigen Versuch folgte ein Sicherheitssprung auf 5,92 Meter. Aber die Hessin blieb cool. Und flog in Runde drei auf 6,29 Meter! Mit 4.689 Punkten wahrte sie damit sowohl Platz fünf der Zwischenwertung als auch eine kleine Chance auf die WM-Norm von 6.420 Zählern.

Sophie Weißenberg (TSV Bayer 04 Leverkusen; 4.640 pt) dagegen kann ihre starke Sprintform noch nicht optimal in die Grube bringen. Ebenso wie in Ratingen gingen für die einstige U20-Vize-Weltmeisterin im Weitsprung 6,21 Meter in die Ergebnislisten ein. So schob sich Weltmeisterin Katarina Johnson-Thompson (Großbritannien; 6,37 m; 4.660 pt) im Gesamt-Klassement um 20 Punkte an ihr vorbei auf Platz sechs.

Anouk Vetter (Niederlande; 4.840 pt) läutete mit 6,47 Metern ihre Aufholjagd auf die Halbzeit-Führende Adrianna Sulek (Polen; 6,28 m; 4.877 pt) ein. Ebenso weit kaum auch die US-Amerikanerin Kendell Williams (4.824 pt), das Spitzen-Trio hat sich damit schon ein wenig von den Verfolgerinnen abgesetzt. Die werden angeführt von der Schweizerin Annik Kälin (6,41 m; 4.704 pt), der wiederum, angeführt von Vanessa Grimm, vier Athletinnen im Abstand von weniger als 70 Punkten folgen. Es bleibt eng und spannend!
 

Speerwurf | Anouk Vetter feuert eine Rakete ab

Einen 51er hatte sie schon auf der Habenseite. Aber der dritte Wurf flog in ganz andere Dimensionen: Anouk Vetter feuerte den Speer auf sagenhafte 59,81 Meter und stellte damit gar einen neuen Meetingrekord auf. Damit bot sich an der Spitze auf einmal ein ganz anderes Bild: Aus 33 Punkten Rückstand auf Adrianna Sulek wurden für die Olympia-Zweite von Tokio 373 Punkte Vorsprung! Denn die Polin (5.519 pt) musste sich mit 38,66 Metern begnügen.

Auch auf den weiteren Plätzen wandelte sich das Bild, was besonders damit zu tun hatte, dass die bis dahin drittplatzierte Kendell Williams (USA) zum Speerwurf nicht mehr antrat. So konnte sich Annik Kälin mit 45,74 Metern (5.482 pt) sogar bis auf 37 Punkte an Adrianna Sulek herankämpfen. Über 800 Meter wird es nun extrem spannend, denn zwischen Platz zwei und sechs liegen nur 100 Punkte, und auch dahinter lauern schnelle Läuferinnen noch auf ihre Chance.

Auf Platz vier schob sich mit 44,44 Metern Vanessa Grimm (5.442 pt) – nur 60 Zentimeter unter Bestleistung. Nach wie vor ist für sie eine Siebenkampf-Bestmarke drin, denn sie hat 46 Zähler mehr auf dem Konto als 2021 auf ihrem Weg zu 6.316 Punkten. Für die WM-Norm aber hätten es wohl ein paar Meter mehr sein müssen, zumal über ihrer 800-Meter-Form nach der Corona-Infektion ein Fragezeichen steht. Sophie Weißenberg (46,32 m; 5.429 pt) hat mit einer 800 Meter-Bestzeit weiterhin die Chance auf eine Siebenkampf-Bestmarke, muss um ihren derzeit sechsten Platz aber gegen bessere Läuferinnen kämpfen.
 

800 Meter | Vanessa Grimm macht beherzt die Bestleistung perfekt

Götzis ist ihr Pflaster! Nach Platz fünf mit einem Quantensprung auf 6.316 Punkte im Vorjahr überzeugte Vanessa Grimm auch in diesem Jahr auf ganzer Linie. Und das besonders über 800 Meter, wo sie sich ihrer Form nach einer Corona-Infektion ganz und gar nicht sicher war. Dennoch nahm sie nach 400 Metern die Verfolgung der Führenden Adrianna Sulek auf und brachte schlussendlich als Dritte des letzten Rennens in 2:15,83 Minuten sogar noch eine bessere Zeit auf die Bahn als im Vorjahr an selber Stelle. Der Lohn: Platz drei und damit das Treppchen von Götzis mit neuer Bestleistung von 6.323 Punkten. Zur WM-Normen fehlten schließlich etwa 100 Zähler, jetzt gilt es, auf einen Platz über das World Ranking zu hoffen.

Sophie Weißenberg gingen dagegen zum Ende des Tages beim empfindlich kühlen Temperaturen im Regen von Götzis sichtlich die Kräfte aus. Nach 2:26,88 Minuten kämpfte sie sich über die Ziellinie, damit geriet ein Resultat in Richtung 6.300 Punkte außer Reichweite und es gab mit 6.161 Punkten Platz neun.

Anouk Vetter konnte sich ihrer Sache mit ihrem komfortablen Vorsprung schon sicher sein, aber auch sie nahm die Beine in die Hand. Denn es winkte ein neuer Landesrekord. Und den machte sie mit 2:21,56 Minuten perfekt! Mit 6.693 Punkten holte sie den ersten Götzis-Sieg im Siebenkampf für die Niederlande. Dahinter feierte auch Adrianna Sulek (2:13,80 min) mit 6.429 Punkten und einer Punktlandung auf die WM-Norm eine neue Bestmarke.


STIMMEN ZUM WETTBEWERB

Vanessa Grimm (Königsteiner LV):
Ich habe mich mega gefreut, dass ich im Weitsprung im dritten Versuch noch eine Bestleistung ausgepackt habe, die war wirklich extrem wichtig. Der Hochsprung am Samstag hat mich auch sehr gefreut, und dann mit der Kugel wieder knapp an die 15 Meter... Im Sprint muss es noch ein bisschen besser werden. Der Speerwurf hat mich am meisten geärgert, da habe ich im Training gemerkt, dass es schon an die 50 Meter gehen kann, das konnte ich heute noch nicht so zeigen. Über 800 Meter wusste ich nicht, was Corona mit mir gemacht hat. Aber ich habe versucht, davon unbeeindruckt reinzugehen. Das hat ganz gut geklappt, bis etwa 100 Meter vor dem Ziel (lacht).

Sophie Weißenberg (TSV Bayer 04 Leverkusen):
Ich bin schon happy, dass ich durchgezogen habe, weil ich das nicht gedacht hätte. Aber natürlich ist es blöd, wenn man weiß, was möglich gewesen wäre, und es nicht zeigen kann. Beim Hochsprung gestern habe ich mir die Wirbelsäule ein bisschen gestaucht, da hat dann die ganze Muskulatur drumherum dicht gemacht, auch im Nacken. Daher hatte ich keinen Bewegungsradius mehr, und dann wird es schwierig, besonders im Speerwurf. Über 800 Meter konnte ich nicht mehr richtig Luft holen, nicht mehr richtig Atmen, daher hat es mich schon sehr behindert. Wie es jetzt weiter geht? Das weiß ich noch nicht. Abseits des Rückens bin ich fit, und das ist auch eine Geschichte, die mich nicht länger beschäftigen wird. Ich habe auf jeden Fall Lust und möchte in dieser Saison noch zeigen, was ich wirklich drauf habe!
 

Tag 1

100 Meter Hürden | Sophie Weißenberg jubelt

Das Stadion ist prall gefüllt. Die Sonne schiebt sich hinter den noch wolkenverhangenen Bergen hervor. Und Sophie Weißenberg ist voll da! Mit einer neuen Bestzeit von 13,56 Sekunden legte die Leverkusenerin am Samstag einen Auftakt nach Maß auf die Bahn – Sieg im zweiten Lauf, 22 Hundertstel schneller als Anfang Mai in Ratingen und 24 Punkte mehr wert als die Zeit ihres bisher besten Siebenkampfs. Drei Plätze dahinter reihte sich in ihrem ersten Rennen der Saison Vanessa Grimm (Königsteiner LV; 13,95 sec) ein, der damit nur 14 Hundertstel zu ihrer Götzis-Zeit aus dem Vorjahr fehlten.

Die schnellsten Zeiten gingen an die Athletinnen im vierten Vorlauf, in dem Kendell Williams (USA; 13,13 sec) noch an der rasant gestarteten Olympia-Zweiten Anouk Vetter (Niederlande; 13,28 sec) vorbeistürmte. Dritte wurde die Französin Esther Turpin (13,31 sec). In Summe reihte sich Sophie Weißenberg (1.041 pt) mit ihrer Zeit auf Rang acht der Zwischenwertung ein, Vanessa Grimm (985 pt) ist nach der ersten Disziplin 15.
 

Hochsprung | DLV-Duo mit starken 1,80 Metern

Eine Acht hinter dem Komma trennt im Siebenkampf die besten Hochspringerinnen vom Rest des Feldes. Und in Götzis konnten beide DLV-Athletinnen die magische Marke von 1,80 Meter überwinden! Für Vanessa Grimm war es gar das erste Mal, dass die Latte bei dieser Höhe liegenblieb, und ihre Sprünge übert 1,83 Meter zeigten, dass dort in Zukunft noch lange nicht Endstation sein muss. Auch Sophie Weißenberg scheiterte nur äußerst knapp an 1,83 Metern. In den Top Acht und nach zwei Disziplinen mit Kurs auf Siebenkampf-Bestleistung geht’s für Weißenberg (4. Platz; 2.019 pt) und Grimm (8. Platz; 1.963 pt) weiter zum Kugelstoßen.

Eine Athletin konnte in Götzis sogar die 1,90 Meter-Marke überwinden, und das war die Hallen-Vize-Weltmeisterin im Fünfkampf Adrianna Sulek. Die sympathische Polin jubelte über 1,92 Meter und hat nunmehr mit 2.166 Punkten die Führung übernommen. Dahinter rangiert die US-Amerikanerin Kendell Williams (1,80 m; 2.083 pt), gefolgt von einem neuen Gesicht auf der großen Siebenkampf-Bühne: Beflügelt vom euphorischen Publikum schwang sich die 17 Jahre junge Liisa-Maria Lusti aus Estland über 1,86 Meter (2.031 pt). Weltmeisterin Katarina Johnson-Thompson (Großbritannien; 1,77 m) ist noch nicht wieder auf dem Niveau früherer Jahre, für die Olympia-Zweite Anouk Vetter (Niederlande) war ebenfalls nach 1,77 Metern Endstation.


Kugelstoßen | Vanessa Grimm pirscht sich nach vorn

Ihr erster und bisher einziger 15-Meter-Stoß datiert vom letztjährigen Meeting in Götzis. In diesem Jahr kam Vanessa Grimm dieser Marke ähnlich nahe: Mit 14,98 Metern war die Hessin hinter Odile Ahouanwanou (Benin; 15,27 m) die zweitbeste Kugelstoßerin im Feld. 858 weitere Punkte bescheren ihr in der Zwischenwertung mit 2.821 Punkten Rang fünf und damit eben jenen Platz, den sie 2021 in Götzis auch in der Endabrechnung belegt hatte.

Von Platz vier auf zehn zurück ging es dafür leider für Sophie Weißenberg (2.715 pt), die mit einem ungültigen Versuch startete und auch die weiteren Stöße nicht gut erwischte. 12,53 Meter und damit ein halber Meter weniger als zuletzt in Ratingen gingen in die Ergebnislisten ein. Auch Anouk Vetter (2.839 pt), eigentlich immer für 15 Meter gut, tat sich mit 14,88 Metern schwer und konnte der Führenden Adrianna Sulek (13,79 m; 2.946 pt) noch nicht gefährlich werden. Die Niederländerin führt aber nun die Gruppe der Verfolgerinnen an, zu denen neben Odile Ahouanwanou (2.829 pt) und Kendell Williams (13,20 m; 2.824 pt) mit nur 18 Zählern Rückstand auch Vanessa Grimm zählt.
 

200 Meter | DLV-Duo sprintet in die Top Sechs

Jubel zum Beginn des Tages, Jubel am Ende: Sophie Weißenberg konnte auch über 200 Meter ihre gute Sprintform unter Beweis stellen. In 23,67 Sekunden war die Leverkusenerin schnell wie nie und sechs Zehntel schneller als in Ratingen. Das brachte sie mit der zweitbesten Zeit aller Siebenkämpferinnen wieder auf Rang sechs (3.728 pt) nach vorne. 15 Zähler vor ihr: Vanessa Grimm. Die Olympia-Teilnehmerin kämpfte sich vier Wochen nach einer Corona-Infektion nach 24,62 Sekunden ins Ziel. Beide liegen damit nach Tag eins auf einem Kurs in Richtung 6.300 Punkten.

Etwa 200 Punkte voraus ist ihnen die Führende des ersten Tages, und die heißt Adrianna Sulek. Die 23-jährige Polin behauptete in 23,86 Sekunden mit 3.940 Punkten ihren Platz an der Spitze und dürfte am Sonntag ihre bisherige Bestmarke von 6.315 Punkten, im Vorjahr aufgestellt in Götzis, deutlich überbieten. Schon mit fast 100 Punkten Rückstand, aber als herausragende Speerwerferin in Lauerstellung ist die Olympia-Zweite Anouk Vetter (23,76 sec; 3.843 pt), dicht gefolgt von Kendell Williams (USA; 23,77 sec; 3.827 pt). Als schnellste 200 Meter-Sprinterin feierte Weltmeisterin Katarina Johnson-Thompson (23,51 sec), Neunte des ersten Tages, ein kleines Erfolgserlebnis.


STIMMEN ZUM ERSTEN TAG

Vanessa Grimm (Königsteiner LV)
Im Großen und Ganzen bin ich mega happy. Klar, über die Hürden und 200 Meter fehlt aktuell noch ein bisschen was. Vor vier Wochen war mein Corona-Test positiv, dafür und für fehlende Rennen in der Wettkampfsaison war das voll okay. Hochsprung war mega, ich habe mich so gefreut, dass jetzt endlich die 1,80 Meter liegengeblieben sind. Ich weiß nicht, ob ihr es mitbekommen habt: Die hatten vergessen die Latte höherzulegen. Ich bin gesprungen, habe mich gefreut: Juhu, 1,80 Meter! Und dann hieß es: Wir haben vergessen, 1,80 Meter aufzulegen. Dann musste ich noch mal ran! Aber Gott sei Dank hat es geklappt. Kugelstoßen, zweitweitester Stoß jemals, hat mich auch sehr gefreut. Ich habe im Training gemerkt, dass ich in den technischen Disziplinen echt gut drauf bin. Aber was die Gesamtbelastung betrifft, konnte ich es wirklich nicht abschätzen. Daher ist das eigentlich einer der schönsten ersten Tage, von denen ich im Vorfeld hätte träumen können. Die WM-Norm ist natürlich irgendwo im Hinterkopf, und vor dem positiven Corona-Test hatte ich Ziel, die 6.420 Punkte abzuhaken. Es ist noch alles möglich, es ist noch alles offen. Aber dafür muss morgen alles perfekt passen.

Sophie Weißenberg (TSV Bayer 04 Leverkusen)
Ich freue mich total über die beiden Sprint-Bestleistungen! Darauf hatte ich schon ein bisschen gehofft, auch schon in Ratingen. Jetzt hat es geklappt! Über den Hochsprung bin ich auch mega happy. Die 1,83 Meter waren ärgerlich, aber die 1,80 Meter wichtig. Über das Kugelstoßen bin ich sehr enttäuscht. Aber ich habe mir beim Hochsprung ein bisschen was in den Rücken reingezogen. Der war total fest, und daher bin ich beim Kugelstoßen nicht in die Verwringung gekommen und hatte keine Chance beim Ausstoßen. Da kann man nichts machen, das passiert. Beim Speerwurf müssen wir morgen noch mal schauen, da kommt es auch auf den Rücken an. Ich gehe jetzt noch mal zum Physio, vielleicht schlafe ich ja gut, sehr gut, und dann ist es morgen wieder weg. Ich bin eigentlich ganz optimistisch.

 

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