| Interview

Robin Ganter: „Dass es gleich zwei Goldmedaillen werden, war überraschend“

Bei den Deutschen U23-Meisterschaften in Bochum-Wattenscheid lief er über 100 Meter und 200 Meter jeweils mit Bestzeit auf den Sprintthron. Ein Erfolg, mit dem Robin Ganter (MTG Mannheim) so vorab selbst nicht gerechnet hatte. Zumal er vorrangig als Hürdenläufer bekannt ist. Im Interview spricht der Double-Sieger über die Saison sowie die U23-DM und verrät, wie er mit Fehlstarts umgeht und welche Zukunftspläne er hat.
Jane Sichting

Robin Ganter, herzlichen Glückwunsch zu Ihren beiden Titeln über 100 Meter und 200 Meter bei den Deutschen U23-Meisterschaften in Bochum-Wattenscheid.

Robin Ganter:

Dankeschön.

Mit dem Double sind Sie der Sprintkönig von Bochum-Wattenscheid. Haben Sie den Erfolg für sich schon realisiert?

Robin Ganter:

Noch nicht wirklich. Zwar liebäugelt man mit einer Medaille, wenn man mit seinen Zeiten in etwa so in der Nähe ist. Aber dass es dann so gelaufen ist, dass es gleich zwei werden, war überraschend.

Über 100 Meter hatten Sie im Finale die Rolle des Favoriten inne. Wie sind Sie das Rennen angegangen?

Robin Ganter:

Auch wenn ich über 100 Meter der Favorit war, musste ich nach den Zeiten im Vorlauf und Halbfinale meine Leistung im Finale erst einmal auf die Bahn bringen. Ich wusste, dass Simon Wulff auch stark laufen kann. Von daher muss man das dann im Finallauf erst einmal abliefern können.

Über die doppelte Distanz galt dann James Adebola (SCC Berlin) als Favorit. Nach einer starken Kurve waren Sie jedoch der Führende und haben das Rennen auch als Sieger ins Ziel gebracht. Wo haben Sie dieses Stehvermögen am Sonntagabend noch einmal hergeholt?

Robin Ganter:

Das weiß ich ehrlich gesagt auch nicht (lacht). Schließlich hatte ich schon drei Rennen vom Vortag und das 200 Meter-Halbfinale in den Beinen.

Im Live-Interview haben Sie dem Physio-Team gedankt – welche Rolle spielt an einem solchen belastungsintensiven Wochenende die individuelle Behandlung durch die Physiotherapeuten?

Robin Ganter:

Die letzten Jahre hatte ich auch schon viele Starts bei Deutschen Meisterschaften, auch nicht nur in einer Disziplin. Da ist es dann wichtig, zwischendrin die Beine aufzulockern und darauf zu achten, dass im Rücken nichts schief hängt. Dieses Wochenende habe ich aber gar nicht so viele Behandlungen gebraucht. Grundsätzlich leisten unsere Physios aber super Arbeit, gerade auch nachdem ich Probleme mit meinem Fuß hatte, haben sie dafür gesorgt, dass ich wieder schmerzfrei laufen konnte.

Was hatten Sie für Probleme am Fuß?

Robin Ganter:

Ich hatte mich am 28. Mai in Weinheim über die Hürden verletzt und mir eine Fersenprellung zugezogen. Das war mein zweiter Wettkampf in dieser Saison.

Jetzt in Bochum-Wattescheid haben Sie Ihre Bestleistungen noch einmal deutlich verbessert. Erst die Steigerung über 100 Meter auf 10,32 Sekunden und dann starke 20,76 Sekunden über 200 Meter. War das abzusehen, hatten Sie das schon vorab gefühlt?

Robin Ganter:

Schon bei den Deutschen Meisterschaften in Berlin war meine Steigerung auf 10,33 Sekunden über 100 Meter eine mega Zeit. Und auch im Vorlauf über 200 Meter hatte sich angedeutet, dass da noch was kommen kann. Leider hatte ich im Finale dann einen vermeintlichen Fehlstart mit einer Reaktionszeit von 0,099 Sekunden. Irgendwo wusste ich also schon, dass es noch schneller gehen kann. Dass es dann so viel schneller geworden ist, war dennoch eher unerwartet.

Haben Sie etwas aus dem Fehlstart in Berlin für sich gelernt und jetzt bewusst anders gemacht? Auch im Lohrheidestadion wurden jetzt am Wochenende wieder einige Starts zurückgeschossen…

Robin Ganter:

Für mich gilt: neuer Wettkampf, neues Rennen. Entscheidend ist dann auch noch mal die Tagesform. Mir tut manchmal ein Fehlstart im Lauf ganz gut, dann bin ich noch einmal ein Tick mehr da. Aber irgendwann wird es zu viel und dann ist die Luft raus. Wenn ich höre, dass andere Athleten bei zwei Rennen acht Starts hatten, da habe ich wirklich Glück gehabt, dass in meinen Rennen kein einziger Fehlstart dabei war.

Sie hatten vorhin bereits die Hürden erwähnt, die Sie ebenfalls laufen. Wo sehen Sie sich denn selbst zugehörig, dem Hürdenlauf oder dem Kurzsprint?

Robin Ganter:

Die Hürden waren in den letzten Jahren immer ok. Zwischenzeitlich war ich dann aber auch schon mal im Bundeskader – allerdings nicht über die Hürden, sondern im Sprint. Da bin ich in der U20 überraschend 10,65 Sekunden gelaufen, was damals ein riesen Schritt war. Hürden ist das eine, Sprint das andere. Das passt auch nicht so gut zusammen, weil es ein ganz anderer Schritt ist. Zwischen 100 und 200 Meter würde ich weniger differenzieren – kannst du das eine laufen, kannst du das andere laufen (lacht).

Worauf wollen Sie denn in Zukunft verstärkt den Fokus legen, die Hürden oder den Sprint?

Robin Ganter:

Das werde ich nach der Saison mit meinem Trainer besprechen. Bisher habe ich ja auf die Hürden trainiert – und dann kommen solche Sprintzeiten dabei raus. Da steht die Frage, ob wir etwas daran ändern sollten und mir Sprinttraining noch einmal mehr bringt.

Wie sieht denn ihr Training aus, bei und mit wem trainieren Sie in Mannheim?

Robin Ganter:

Im Training betreut mich mein Vater, Harald Ganter. Die Trainingspläne schreibt der ehemalige Bundestrainer Hürden, Marlon Odom. Er ist jetzt aber zu seiner Familie nach Amerika gezogen. Eine feste Trainingsgruppe habe ich nicht, da ich immer der einzige Hürdenläufer in Mannheim war. Nur manchmal mache ich Starttraining mit Timo Lange und Felix Frühn.

Mehr:
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