| Valencia-Marathon

Richard Ringer und Laura Hottenrott unterbieten mit Bestzeiten die Olympia-Norm

© Beautiful Sports
Der Valencia-Marathon hat mit der Breite in der Spitze mal wieder Maßstäbe gesetzt. Mittendrin im Top-Feld waren am Sonntag Richard Ringer und Laura Hottenrott. Beide drehten auf der zweiten Streckenhälfte auf und veredelten die Olympia-Norm mit neuen Bestzeiten, während Melat Kejeta ihrem Rekord-Tempo Tribut zollen musste.
Martin Neumann

Er lief wie ein Schweizer Uhrwerk und drehte auf den finalen Kilometern noch einmal am Zeitmesser: Richard Ringer (LC Rehlingen) hat am Sonntag beim Valencia-Marathon den stärksten Marathon seiner Karriere abgeliefert. Mit 2:07:05 Stunden steigerte der Marathon-Europameister seine Bestzeit als 19. um mehr als eine Minute und blieb erneut unter der Olympia-Norm von 2:08:10 Stunden.

Die zweite Hälfte lief Richard Ringer schneller als den ersten Streckenabschnitt, überholte viele Konkurrenten und hängte auch Haftom Welday ab. Der Hamburger konnte auf den letzten Kilometern das Tempo des Europameisters nicht mehr mitgehen und kam als 30. nach 2:08:24 Stunden ins Ziel. Damit steigerte der 15. der WM in Budapest seine Bestzeit zwar deutlich um 76 Sekunden. Doch zur Olympia-Norm für Paris fehlten ihm bei perfekten Bedingungen 14 Sekunden.

„Es ging heute nur darum, das Olympia-Ticket klar zu machen. Deshalb war ich bis 35 Kilometer in der Gruppe, die Richtung Olympia-Norm gelaufen ist“, sagte Richard Ringer nach dem Rennen. „Das lief richtig locker, so konnte ich die letzten Kilometer anziehen. Dementsprechend ist noch eine gute Zeit herausgekommen“, so der Europameister.

Streckenrekord für Sisay Lemma, Masters-Weltrekord für Kenenisa Bekele

Damit haben von den deutschen Männern bisher Richard Ringer und der Deutsche Rekordhalter Amanal Petros (SCC Berlin; 2:04:58 h) die Paris-Norm unterboten. Ein dritter Startplatz kann allerdings noch über die Platzierung in der Weltrangliste vergeben werden.

An der Spitze setzte sich Sisay Lemma kurz nach der 35-Kilometer-Marke ab. Dort schien sogar noch eine Zeit unter 2:01:00 Stunden möglich. Doch auf den letzten Kilometern wurde der Äthiopier etwas langsamer. Trotzdem lief er mit neuer Bestzeit von 2:01:48 Stunden souverän zum Sieg. „Es war ein perfektes Rennen. Besonders schön ist, dass meine Eltern heute dabei waren“, sagte Sisay Lemma.

Gleichzeitig steigerte er den Streckenrekord von Weltrekordler Kelvin Kiptum um fünf Sekunden und wurde zum viertschnellsten Marathonläufer der Geschichte. Nur Kiptum (2:00:35 h) sowie der zweimalige Olympiasieger Eliud Kipchoge (beide Kenia; 2:01:09 h) und Lauf-Legende Kenenisa Bekele (Äthiopien; 2:01:41 h) waren jemals schneller.

Laura Hottenrott wie entfesselt

Apropos Kenenisa Bekele: Der mittlerweile 41-Jährige steigerte in Valencia den Masters-Weltrekord als Vierter deutlich auf 2:04:19 Stunden. Die Plätze zwei und drei gingen an Alexander Mutiso (Kenia; 2:03:11 h) und Dawit Wolde (Äthiopien; 2:03:48 h). Den wohl härtesten Tag seiner Laufkarriere erlebte hingegen Joshua Cheptegei. Der 10.000-Meter-Weltrekordler aus Uganda verlor auf den letzten Kilometern viele Minuten. Nach 2:08:59 Stunden trabte er völlig entkräftet als 37. ins Ziel. Für die letzten 2,195 Kilometer benötigte der Bahn-Olympiasieger fast neun Minuten.

Nicht entkräftet, sondern entfesselt stürmte Laura Hottenrott ins Ziel des Valencia-Marathons. Die Langstrecklerin vom PSV Grün-Weiß Kassel drehte auf der zweiten Streckenhälfte richtig auf und pulverisierte ihre Bestzeit förmlich. Als 15. steigerte sie ihre Bestleistung um dreieinhalb Minuten auf 2:24:32 Stunden und unterbot die Olympia-Norm deutlich.

Auf der „Road to Paris“ liegt sie aus deutscher Sicht nun auf Platz zwei. Nur Domenika Mayer (LG Telis Finanz Regensburg; 2:23:47 h) war Ende September beim Berlin-Marathon schneller. Dort war auch Laura Hottenrott gestartet, konnte mit 2:29:38 Stunden die Olympia-Norm von 2:26:50 Stunden allerdings nicht unterbieten. Das Risiko, nach zehn Wochen erneut einen Marathon zu bestreiten, zahlte sich für sie in Valencia nun voll aus. Auf Rang drei auf dem Weg nach Paris liegt aktuell Fabienne Königstein (MTG Mannheim) mit 2:25:48 Stunden, die sie im April in Hamburg erzielt hatte.

Als „Volksläuferin“ auf Platz 15

„Ich bin absolut überwältigt. Das Rennen lief optimal. Ich bin meinem Vater und Trainier unheimlich dankbar, dass er mich so gut vorbereitet hat. Ich wollte es nach Berlin noch einmal wissen und zeigen, dass ich schneller laufen kann. Es hat sich zu keinem Zeitpunkt hart angefühlt. Ich habe auch gar nicht auf die Uhr geschaut. Nur bei Halbmarathon und im Ziel“, jubelte Laura Hottenrott nach ihrem Marathon-Coup.

Dabei durfte die Kasselerin nicht einmal im Elitefeld starten und hatte keinen Tempomacher. Auch eine individuelle Verpflegung wie für Top-Läufer üblich war nicht möglich. „Ich hatte meine Gels vom Start an dabei. Ich habe die Packungen in die Taschen der Trail-Hose gepackt“, erzählte die 31-Jährige.

Bis etwa Kilometer 35 lief Melat Kejeta (Laufteam Kassel) auf Kurs deutscher Rekord. Die mittlerweile 15 Jahre alte Bestmarke von Irina Mikitenko (2:19:19 h) schien in Reichweite. Doch nach der 30-Kilometer-Marke verließen der WM-Elften die Kräfte und sie stieg vor der 40-Kilometer-Marke aus. Rabea Schöneborn (SCC Berlin) erreichte nach 2:31:05 Stunden auf Platz 46 das Ziel auf dem blauen Teppich in Valencia.

Äthiopischer Sweep bei den Frauen

Das Rennen an der Spitze wurde von den äthiopischen Läuferinnen dominiert. Am Ende setzte sich Worknesh Degefa mit 2:15:51 Stunden vor ihren Landsfrauen Almaz Ayana (2:16:22 h) und Hiwot Gebrekidan (2:17:59 h) durch. Alle drei liefen neue Bestzeiten.

Ohnehin bleibt Valencia ein Marathon für Top-Zeiten. So blieben gleich 40 Läufer unter 2:10 Stunden, bei den Frauen unterboten 40 Läuferinnen die Marke von 2:28 Stunden. Von der Breite in der Spitze ist das Rennen in Valencia damit der beste Marathon der Welt.

So pulverisierte Julia Mayer ihren österreichischen Rekord um fast vier Minuten auf 2:26:43 Stunden. Damit gelang der Wienerin auf Platz 37 eine Punktlandung. Denn sie blieb sieben Sekunden unter der Olympia-Norm.

Die kompletten Resultate finden Sie in unserer Ergebnisrubrik ...

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