| Nach Verletzung

Hanna Klein nimmt Kurs auf Glasgow, Rom und Paris

© Gladys Chai von der Laage
Hallen-Europameisterin Hanna Klein kehrt nach Achillessehnen-Anriss und halbjähriger Pause wieder zurück. Nach ihrem Einstieg beim Silvesterlauf in Bietigheim-Bissingen hat sie die Hallen WM in Glasgow, die EM in Rom und die Olympischen Spiele Paris im Blick.
Ewald Walker

Auf und Abs gehören zu jeder Sportlerkarriere. Mittelstrecklerin Hanna Klein von der LAV Stadtwerke Tübingen hat dies in der zurückliegenden Saison leidvoll erfahren. Ihre Trainerin Isabelle Baumann spricht im Rückblick sogar von einer „dramatischen Saison“. 

Anfang März lieferte Klein bei den Hallen-Europameisterschaften in Istanbul (Türkei) über 3.000 Meter das stärkste Rennen ihrer Karriere ab. Mit einem furiosen Schlussspurt sorgte sie für eine große Überraschung, verbesserte mit 8:35,87 Minuten ihre Bestzeit und wurde vor Konstanze Klosterhalfen (TSV Bayer 04 Leverkusen) und der Britin Melissa Courtney-Bryant Hallen-Europameisterin.

„Zwei Deutsche vorne, ich habe meine Chance genutzt“, freut sich Hanna Klein noch immer über diesen Erfolg. Bereits bei den Deutschen Hallenmeisterschaften im Februar hatten Klein und Klosterhalfen die Zuschauer mit einem Temporennen elektrisiert – vorn lag am Ende die Leverkusenerin. Diese Auftritte weckten Hoffnungen für die WM im August in Budapest (Ungarn). 

Auf EM-Gold folgt Verletzungspech

Bei den Deutschen Meisterschaften in Kassel Anfang Juli verlässt Hanna Klein das Aue-Stadion nach dem 1.500 Meter-Finale humpelnd. Drei Tage danach zeigt sich, wie eng Freud und Leid im Leistungssport beieinander liegen. Morgens erhält die Tübingerin die WM-Nominierung, nachmittags die Diagnose: Achillessehnenanriss und Saisonende. 

Sie fährt mit Freunden nach Budapest, sitzt bei der WM auf der Tribüne. Neun Wochen Laufpause sind die Folgen der Verletzung, die gebürtige Landauerin bewegt sich im Wasser und auf dem Rennrad, manchmal 20 Stunden die Woche. „Wir haben es mit neuen Belastungsfaktoren zu tun“, erklärt Isabelle Baumann. Die neuen Schuhe mit Carboneinlagen brächten teilweise erhebliche Leistungsverbesserungen, aber auch vermehrt Verletzungen. „Der Fuß hat mit dieser harten Einlage andere Kraftbelastungen, wodurch im Mittelfuß und in den Achillessehnen weit höhere Verletzungsgefahren bestehen“, meint die Trainerin.

Zudem lag mit 2022 ein kraftraubendes Jahr hinter ihrem Schützling, angefangen bei der Hallen-WM in Belgrad (Serbien), wo sie als beste Europäerin auf Rang elf lief. Es folgten die WM in Eugene (USA), die Heim-EM in München und im Dezember die Cross-EM, bei der sie mit der DLV-Mannschaft Gold erkämpfte. Zeit zur Regeneration blieb danach nicht viel. 

Rom und Paris im Blick

Ende Oktober flog Hanna Klein nach Flagstaff in die Höhe und tastete sich dort wieder an längere Laufstrecken heran, absolvierte nach Monaten wieder Tempoläufe. Mit 30 Jahren ist das LAV-Aushängeschild auf dem Höhepunkt ihrer Karriere, und damit geht der Blick nach vorne. EM in Rom (Italien; 7. bis 12. Juni), DM in Braunschweig, Olympische Spiele in Paris (Frankreich; 1. bis 11. August), auch das ist wieder ein „knackiges“ Programm.

„Die EM hat zunächst Priorität, da sehe ich eine Chance für eine Medaille“, sagt Klein. In Paris will sie ins Finale. Die Messlatte liegt mit den zahlreichen Ostafrikanerinnen und Amerikanerinnen hoch. 1.500 oder 5.000 Meter? Diese Frage stellt sich bei der 30-Jährigen eigentlich schon länger. „Für die 5.000 Meter bin ich fast zu ungeduldig, ich möchte loslaufen und zur Sache gehen“, beschreibt sie ihre innere Disposition. Doch Trainerin Baumann sieht bei einer Steigerung der Bestzeit über 5.000 Meter größere Chancen fürs Olympia-Finale.

Hallenrennen geplant

Zwei internationale Crossläufe nach Neujahr, dann fliegt Hanna Klein wieder in die USA, um über ein oder zwei Hallenrennen die Olympia-Qualifikation abzuhaken. Danach folgen die Deutschen Meisterschaften in Leipzig (17./18. Februar) und die Hallen-WM in Glasgow (Großbritannien; 1. bis 3. März).

Hanna Klein weiß, was sie tut. Sie ist inzwischen ausgebildete Sportpsychologin, hat schon in der Schule gearbeitet und ist freiberuflich tätig. „Hanna ist eine sehr selbstständige Person, hat mit ihrem Beruf ein Ruhekissen und die Anbindung an eine internationale Trainingsgruppe ist wertvoll“, nennt Isabelle Baumann die Voraussetzungen für weitere Erfolge ihres Schützlings. Beim Wiedereinstieg von Hanna Klein beim Silvesterlauf in Bietigheim-Bissingen und beim Dreikönigslauf in Schwäbisch-Hall wären Erfolge von Hanna Klein keine Überraschung.

Teilen
#TrueAthletes – TrueTalk

Hier finden Sie alle Folgen des Podcasts des Deutschen Leichtathletik-Verbandes!

Zum Podcast
Jetzt Downloaden
DM-Tickets 2024