Am Abschlusstag der Deutschen Meisterschaften in Dresden haben Henrik Janssen, Steven Richter und Mika Sosna am Sonntag für ein Feuerwerk an starken Weiten im Diskuswurf gesorgt. Olympiasiegerin Yemisi Ogunleye im Kugelstoßen und die zweimalige Weitsprung-Weltmeisterin Malaika Mihambo wurden ihrer Rolle als Favoritin gerecht. Auf der Laufbahn gab es spannende Spurtentscheidungen und einen Meisterschaftsrekord.
Mit weiteren 22 von 42 Finals, vielen neuen WM-Tickets und strahlenden Siegerinnen und Siegern sind am Sonntag bei für viele Disziplinen optimalen Bedingungen die Deutschen Leichtathletik-Meisterschaften 2025 in Dresden zu Ende gegangen. In Erinnerung bleibt neben spannenden Entscheidungen und teils hochklassigen Leistungen besonders die einzigartige Stimmung im ausverkauften Heinz-Steyer-Stadion.
„Die 43. Goldmedaille bei diesen fantastischen Deutschen Meisterschaften geht an das Dresdner Publikum. Unglaublich, wie die Fans an allen vier Tagen mit ihrer Euphorie die Athlet:innen zu Höchstleistungen beflügelt haben“, blickt DLV-Vorstand Leistungssport Dr. Jörg Bügner auf die Tage in Dresden. „Packende Duelle haben die Meisterschaften geprägt, die Leistungsträger:innen haben abgeliefert, obwohl sich viele von ihnen schon mitten in der WM-Vorbereitung befinden. Diese Titelkämpfe im Heinz-Steyer-Stadion haben Vorfreude gesteigert auf die Weltmeisterschaften in Tokio.“
Henrik Janssen und Steven Richter machen WM-Tickets klar
Der Diskuswettbewerb der Männer weckte Erinnerungen an goldene Zeiten in dieser Disziplin. Henrik Janssen (SC Magdeburg) haute 68,41 Meter raus. Weiter hat bei einer Deutschen Meisterschaft zuletzt der dreimalige Weltmeister und Olympiasieger von London (Großbritannien) Robert Harting (SCC Berlin) im Jahr 2010 geworfen (68,67 m). Und noch ein Athlet knüpfte daran an und übertraf die 68 Meter : Im sechsten Durchgang schleuderte U23-Europameister Steven Richter (LV 90 Erzgebirge) die Scheibe auf 68,27 Meter und verbesserte sich noch vom dritten auf den zweiten Platz.
Gold und Silber sind für die beiden doppelt wertvoll, weil damit das sichere Ticket für die WM in Tokio (Japan; 13. bis 21. September) verbunden ist. Bei erfüllter Norm werden die Erst- und Zweitplatzierten der DM vorrangig nominiert. „Das war ein super Wettkampf, mega Stimmung, mega Wind, mega Bedingungen. Man sieht nicht so oft solche Weiten. Wir haben die Bedingungen gut genutzt“, so der Sieger Henrik Janssen. Starke 67,24 Meter brachten Mika Sosna (TSG Bergedorf) „nur“ Bronze.
Mit 19,29 Metern gewann Olympiasiegerin Yemisi Ogunleye (MTG Mannheim) das Kugelstoßen der Frauen. „Ich bin super zufrieden mit dem Wettkampf. Es hat richtig Spaß gemacht vor dieser Kulisse. Jeder Stoß ging heute über die WM-Norm“, erklärte die Titelverteidigerin. Alina Kenzel (VfB Stuttgart; 18,56 m) sicherte sich nicht nur die Silbermedaille, sondern damit auch ein Ticket für Tokio. Katharina Maisch (LV 90 Erzgebirge; 18,31 m) wurde Dritte.
Malaika Mihambo besteht nächste Nervenprobe
Einen Zittermoment meisterte wieder einmal Weitspringerin Malaika Mihambo (LG Kurpfalz). Nach zwei ungültigen Sprüngen musste in Runde drei ein gültiger Versuch her. Das klappte, die zweimalige Weltmeisterin übernahm mit einem Sicherheitssprung auf 6,63 Meter die Führung. Zum Abschluss des Wettkampfs steigerte sich die Olympiasiegerin von 2021 noch auf 6,82 Meter und holte Gold. Die weiteren Medaillen gewannen Imke Daalmann (TSV Bayer 04 Leverkusen) mit Silber und Bestleistung (6,52 m) sowie Lilly Buder (TSG Bergedorf; 6,45 m) mit Bronze.
Über 200 Meter belohnte sich zum Abschluss des Wettkampftages die Jahresschnellste Sophia Junk (LG Rhein-Wied) in 22,82 Sekunden für eine starke Saison mit dem ersten DM-Titel der Karriere (22,82 sec). Titelverteidigerin Jessica-Bianca Wessolly (VfL Sindelfingen) sprintete in Saisonbestzeit (22,93 sec) zu Silber vor Talea Prepens (TV Cloppenburg), die ebenfalls eine Saisonbestleistung (23,23 sec) aufstellte. 100-Meter-Siegerin Gina Lückenkemper (SCC Berlin) verzichtete nach windunterstützten 22,94 Sekunden (+ 2,5 m/sec) im Vorlauf auf das Finale.
Die ersten Drei bei den Männern steigerten alle ihre persönlichen Bestleistungen. Lucas Ansah-Peprah (Hamburger SV) gewann in 20,43 Sekunden seinen ersten Titel über 200 Meter vor Max Husemann (Eintracht Hildesheim; 20,58 sec) und Benedikt Thomas Wallstein (LAC Erdgas Chemnitz; 20,66 sec).
Robert Farken triumphiert
Die Stimmung zum Kochen brachte auch Robert Farken (SG Motor Gohlis-Nord Leipzig) mit seinem Auftritt über 1.500 Meter. In einem taktischen Rennen ging der Deutsche Rekordler 300 Meter vor dem Ziel an die Spitze und niemand konnte ihm folgen. Den Zieleinlauf nach 3:46,96 Minuten konnte der Vorjahressieger dann sogar genießen. Marc Tortell (Athletics Team Karben; 3:47,67 min) spurtete zu Silber. Mohamed Abdilaahi (Cologne Athletics; 3:48,10 min) nach Gold über 5.000 Meter zu Bronze.
Mit einem Fotofinish endete das Rennen der Frauen. U23-Athletin Jolanda Kallabis (FT 1844 Freiburg) hatte den Spurt um Gold eröffnet und führte. Aber die Jahresschnellste Nele Weßel (TV Waldstraße Wiesbaden) kam immer näher, bis sich die beiden Schulter an Schulter ins Ziel warfen. Die Auswertung ergab Gold für Jolanda Kallabis mit zwei Tausendstel Vorsprung auf Nele Weßel (beide 4:25,90 min). Bronze ging an Verena Meisl (TV Wattenscheid 01; 4:26,50 min).
Auch über 3.000 Meter Hindernis ging Gold an eine Athletin, die noch der Altersklasse U23 angehört. Einem starken Jahr mit Bronze bei der U23-EM und den FISU World University Games fügte Adia Budde (LAV Stadtwerke Tübingen) auch noch ihren ersten DM-Titel in der Frauenklasse hinzu. In 9:45,48 Minuten hielt die erst 20-Jährige in einer Spurtentscheidung Titelverteidigerin Olivia Gürth (Silvesterlauf Trier; 9:46,18 min) in Schach. Als Dritte lief Carolin Hinrichs (VfL Löningen; 9:53,87 min) durchs Ziel.
Meisterschaftsrekord von Eileen Demes
Ihr nächstes furioses Rennen über 400 Meter Hürden legte Eileen Demes (TV 1861 Neu-Isenburg) auf die Bahn. In 54,34 Sekunden bestätigte die Titelverteidigerin ihre eine Woche alte Bestzeit (54,29 sec). Gefordert wurde die Siegerin von Elena Kelety (Frankfurt Athletics), die das Rennen schnell anging und dafür mit Bestzeit (54,68 sec) und Silber belohnt wurde. Kleiner Wermutstropfen: Zur Direkt-Norm (54,65 sec) für die WM in Tokio fehlten nur drei Hundertstel. Vor heimischer Kulisse feierte Vivienne Morgenstern (Dresdner SC 1898; 55,53 sec) ihre Bronzemedaille.
Bei den Männern jagte der Youngster den Vorjahressiegern den Titel ab. Owe Fischer-Breiholz (Königsteiner LV) nahm den Schwung von seinem Sieg mit Meisterschaftsrekord bei der U23-EM (48,01 sec) mit und lieferte in 48,41 Sekunden das nächste starke Rennen ab. Titelverteidiger Emil Agyekum (SCC Berlin; 48,91 sec), der direkt in die erste Hürde gekracht war, kam auf der Zielgeraden nicht vorbei, der WM-Achte Joshua Abuaku (Eintracht Frankfurt; 49,25 sec) lief als Dritter ein. Das Trio trainiert übrigens gemeinsam in einer Trainingsgruppe.
Über 400 Meter wiederholte Jean Paul Bredau (VfL Wolfsburg) in 45,46 Sekunden seinen Sieg aus dem Vorjahr, Silber ging an Manuel Sanders (TV Wattenscheid 01; 46,20 sec) vor dem Deutschen Hallenmeister Florian Kroll (LG Osnabrück, 46,22 sec). Auch bei den Frauen glückte die Titelverteidigung. Skadi Schier (SCC Berlin; 51,90 sec) gelang ihr drittes DM-Gold infolge auch dank des Publikums. „Dresden, ihr seid ultrageil“, bedankte sich die 25-Jährige, die vor Elisa Lechleitner (LAZ Ludwigsburg; 52,07 sec) und Jana Lakner (LG Telis Finanz Regensburg; 52,30 sec) triumphierte.
Smilla Kolbe nach langer Saison immer noch in Gold-Form
Auch in ihrem 14. Rennen über 800 Meter des Sommers hatte Smilla Kolbe (Eintracht Frankfurt) die Kraft, um von der Spitze weg zu gewinnen. Schon in der ersten Runde führte die Aufsteigerin das Feld an und ließ nach einer 62er-Runde eine noch schnellere folgen (60,44 sec). Noch nie zuvor hatte die 23-Jährige auf dem DM-Podest gestanden, jetzt startete sie gleich zu Gold (2:02,57 min) durch. Schon zum insgesamt fünften Mal DM-Zweite wurde Majtie Kolberg (LG Kreis Ahrweiler; 2:03,33 min) vor Lucia Sturm (TSV Moselfeuer Lehmen; 2:03,81 min).
Bei den Männern schaute sich der Favorit Alexander Stepanov (VfL Sindelfingen) das Rennen 500 Meter lang aus einer hinteren Position an. Dann startete der 20-Jährige durch und setzte sich deutlich ab, auf der Zielgeraden zog der Jahresschnellste nicht mehr voll durch und lief in 1:48,69 Minuten zu seinem ersten Freilufttitel. Tim Holzapfel (Unterländer LG) kam noch bis auf fünf Hundertstel an den Sieger heran, es blieb aber bei Silber (1:48,74 min). Emil Meggle (LG Göttingen) lief als Dritter (1:49,88 min) durchs Ziel.
Christina Honsel versucht sich an 1,97 Metern
Ein blitzsauberer Wettkampf, bei dem sie alle Höhen bis einschließlich 1,91 Meter im ersten Versuch meisterte, brachte Christina Honsel (TV Wattenscheid 01) nach 2020 ihren zweiten nationalen Titel im Freien ein. Die Olympia-Sechste versuchte sich dann noch an der WM-Direkt-Norm (1,97 m), aber die Latte fiel dreimal. Titelverteidigerin Imke Onnen (Cologne Athletics) blieb bis 1,89 Meter ohne Fehlversuch und wurde Zweite. Die Deutsche Hallenmeisterin Bianca Stichling (TSV Bayer 04 Leverkusen; 1,86 m) gewann Bronze.
Nicht hundertprozentig fit ging der Seriensieger im Dreisprung Max Heß (LAC Erdgas Chemnitz) an den Start. Der Olympia-Siebte wollte sich die Atmosphäre vor ausverkauftem Haus aber nicht entgehen lassen. Ein gültiger Sprung auf 16,37 Meter, und das mit geändertem Sprungrhythmus links, links, rechts bedeuteten den neunten Freiluft-Titel. Dahinter beflügelte das Publikum Mohammad Amin Alsalami (LAC Berlin) zu einer neuen Bestleistung von 16,28 Metern. Knapp unter der 16-Meter-Marke blieb Bronzemedaillengewinner Steven Freund (LAC Erdgas Chemnitz; 15,98 m).
Für eine Überraschung im Stabhochsprung der Männer sorgte Gillian Ladwig (Schweriner SC), bisher zweimal DM-Dritter, aber noch nie ganz oben auf dem nationalen Podest. Der 26-Jährige stellte beim Saisonhöhepunkt mit 5,65 Metern eine Saisonbestleistung auf ließ die Favoriten auf Gold hinter sich. Oleg Zernikel (ASV Landau), schon zweimal Deutscher Meister und EM-Dritter, übersprang 5,60 Meter und wurde Zweiter. Ein unerwarteter Name auch auf dem Bronzerang: Louis Pröbstle (MTG Mannheim) mit 5,40 Metern.
Merlin Hummel domniert im Hammerwurf
Mit seinen Würfen quer durchs Stadion begeisterte Merlin Hummel (LG Stadtwerke München). Er schickte den Hammer bis auf 78,17 Meter. Auch seine beiden weiteren gültigen Versuche hätten deutlich zum zweiten DM-Titel gereicht. „Gerade bin ich einfach nur dankbar,bund ich habe versucht, die Stimmung im Stadion aufzusaugen. Das hat gut geklappt“, so der Sieger. „Jetzt habe ich noch ein Meeting in Budapest und dann heißt es bis zur WM arbeiten, arbeiten, arbeiten.“ Tim Steinfurth (LG Eppstein-Kelkheim; 68,67 m) und Lukas Winkler (LAC Erdgas Chemnitz; 67,37 m) machten das Podium komplett.
Das Speerwurf-Finale der Frauen brachte eine Wendung im sechsten Durchgang. Nach einer starken Serie lag Kathrin Walter (TSV Bayer 04 Leverkusen) nach fünf Versuchen auf dem zweiten Platz, mit 55,42 Metern fehlten ihr nur 19 Zentimeter zur Führung und Annika Marie Fuchs (OSC Potsdam; 55,61 m). Mit einer Steigerung auf 56,23 Meter setzte sich die Leverkusenerin zum Abschluss des Wettkampfes an die Spitze. Auch der Potsdamerin gelang danach ihr bester Versuch des Tages. 55,95 Meter reichten aber nicht, um sich Platz eins zurückzuholen. Bronze ging an Lorena Frühn (LG Offenburg; 54,75 m).
Stimmungsvoller Auftakt des Abschlusstages waren die Staffeln über 4x100 Meter. Bei den Frauen jubelten Allegra Hildebrand, Lea Wiethoff, Amelie Dierke und Marlene Meier vom TSV Bayer 04 Leverkusen (44,29 sec) über Gold vor dem Hamburger SV (44,44 sec) und Cologne Athletics (44,81 sec). Bei den Männern verteidigte die LG Stadtwerke München mit Maximilian Achhammer, Karl Gattinger, Jonas Hügen und Fabian Olbert ihren Titel und war in 39,60 Sekunden fünf Hundertstel schneller als im Vorjahr. Silber ging auch hier an den Hamburger SV (39,91 sec), Bronze an die LG Brillux Münster (40,06 sec).