Die frühere Sprinterin Annegret Richter feiert am Montag ihren 75. Geburtstag. Zur Leichtathletik und ihren Staffel-Kolleginnen besteht noch immer eine Verbindung.
100-Meter-Olympiasiegerin Annegret Richter hat die WM-Bronzemedaille der deutschen Sprinterinnen zuletzt in Tokio (Japan) als „tolle Leistung“ gewürdigt. „Man musste nicht unbedingt erwarten, dass sie eine Medaille gewinnen“, sagte die Olympiasiegerin von Montreal (Kanada) 1976, die am heutigen Montag 75 Jahre alt wird, der Deutschen Presse-Agentur. Mit der bundesdeutschen Staffel hatte die Dortmunderin 1972 bei den Olympischen Spielen in München Gold geholt, vor der DDR-Auswahl.
Zu einigen ihrer früheren Staffel-Kolleginnen hat Annegret Richter noch guten Kontakt, nachdem die Europameisterinnen von Helsinki (Finnland) 1971 vor einigen Jahren zu einem Jubiläumstreffen zusammengekommen waren. Den engsten Kontakt gibt es zur ebenfalls in Dortmund lebenden Inge Helten, die 1976 Olympia-Bronze über 100 Meter holte.
Teamgedanke von zentraler Bedeutung
Für Annegret Richter war neben dem Streben nach sportlichen Höchstleistungen auch der Teamgedanke von zentraler Bedeutung. So lief sie von 1970 bis 1980 in allen Staffeln der Nationalmannschaft mit. Auch im Verein spielte für sie das gemeinsame Miteinander eine wichtige Rolle.
Als einen ihrer schönsten Meisterschaftserfolge bezeichnet die Doppel-Olympia-Siegerin ihren Titelgewinn mit der 4x100 Meter-Staffel des OSC bei den Deutschen Meisterschaften 1977 in Hamburg, als sie zusammen mit Gabi Bussmann. Sabine Klösters und Ina Walburg vor dem Quartett des TSV Bayer Leverkusen gewann. Wegen einer schweren Angina hatte Annegret Richter bei den Titelkämpfen in der Hansestadt auf Einzelstarts über 100 Meter bzw. 200 Meter verzichtet, doch sie wollte ihre jungen Vereinskolleginnen nicht im Stich lassen und entschied sich noch für einen Staffelstart.
Ohne ihren Einsatz wäre der Titel wahrscheinlich nicht nach Dortmund gegangen, denn Annegret Richter holte als Schlussläuferin mit einem fulminanten Sprint noch einen Rückstand von sieben Metern zum Leverkusener Quartett auf.
Vielfach ausgezeichnet und dem Sport weiter verbunden
Nach ihrer glanzvollen Laufbahn ging Annegret Richter im Auftrag der Stadt Dortmund auf Talentsuche an Dortmunder Schulen und war dabei sehr erfolgreich. Danach arbeitete sie 25 Jahre beim Sportartikelhersteller adidas. Nach ihrer Pensionierung engagierte sie sich als Schöffin am Landgericht.
Aufgrund ihrer zahlreichen Erfolge erhielt Annegret Richter zahlreiche hochkarätige Auszeichnungen. Dazu zählen u. a. das Bundesverdienstkreuz, der Rudolf-Harbig-Gedächtnis-Preis des DLV, das Silberne Lorbeerblatt und der Landes-Verdienstorden NRW.
Familie steht im Vordergrund
Heute steht für sie nicht mehr der Sport, sondern die Familie im Vordergrund. Besonders stolz ist sie auf ihre Kinder Daniela und Marcus und die beiden Enkel, mit denen sie zusammen mit ihrem Mann sehr viel unternimmt. Daniela Richter, die 2013 in Heidelberg promovierte, arbeitet am Deutschen Krebsforschungszentrum in Dresden. Marcus, der früher einmal Westfalenmeister im Hammerwerfer war, ließ sich zunächst zum Physiotherapeuten ausbilden und ist nach einem weiteren Studium inzwischen Mediziner.
Für den Montag hat Annegret Richter nichts Größeres geplant, auch weil ihre Kinder im Urlaub sind. Eine Geburtstagsfeier im Familienkreis soll es aber später noch geben. Gesundheitlich sei sie abgesehen von dem einen oder anderen Zipperlein ganz fit, sagte die einstige Weltrekordlerin. Annegret Richter betont anlässlich ihres Geburtstags, dass sie wunschlos glücklich ist. „So wie es jetzt ist, bin ich mit allem zufrieden, und ich hoffe, dass es so noch lange bleiben wird.“
Das Foto zeigt Annegret Richter und die ehemalige Mittelstrecklerin und 800-Meter-Olympiasiegerin Hildegard Falck-Kimmich bei der Hallen-DM 2012.