Die deutschen Leichtathletik-Asse sind mehrheitlich für einen Ausschluss des russischen Verbandes wegen des systematischen Dopings. Das geht aus einer Umfrage der Deutschen Presse-Agentur hervor. Es werden aber auch Bedenken geäußert: Eine Kollektivstrafe wäre für die erwiesen sauberen Athleten ungerecht. Die Entscheidung über einen Olympia-Ausschluss der russischen Leichtathleten fällt das 27-köpfige IAAF-Council am Freitag (17. Juni) in Wien.
Betty Heidler (Hammerwurf; LG Eintracht Frankfurt)
„Die russischen Leichtathleten bei Olympia starten zu lassen, wäre das falsche Signal. Die Dinge, die dort abgelaufen sind, sind belegt. Um die Glaubwürdigkeit der Leichtathletik und der guten Leistungen wieder herzustellen, muss man ein klares Statement geben. Es sollte eine Suspendierung erfolgen.“
Arne Gabius (Marathon; LT Haspa Marathon Hamburg)
„Es hat sich nichts geändert, wie man in der neuen ARD-Dokumentation sehen konnte. Es muss ein klares Signal gesetzt werden, sonst wird eine Chance vertan. Wenn man ein Land sperrt und noch ein Hintertürchen öffnet, um Athleten, die in den letzten x Monaten unabhängig kontrolliert wurden, noch teilnehmen zu lassen, dann unterläuft man damit eine harte Strafe.“
Robert Harting (Diskuswurf; SCC Berlin)
„Viele Länder werden ja kreativ, wenn es um die eigene Flagge geht. Es wäre aber auch toll, wenn man es hinbekommt, dass saubere russische Sportler, die es ja ohne Zweifel gibt, in Rio starten. Das tut Russland – glaube ich – viel mehr weh: Wenn man Athleten findet, die sauber sind und sie unter IOC-Flagge starten lässt. Das wäre beschämend für das Land.“
Christina Schwanitz (Kugelstoß; LV 90 Erzgebirge)
„Ich weiß nicht, ob das der Gedanke wirklich ist und noch der Sache dient, eine Nation völlig vom Sport auszuschließen. Ich bin der festen Überzeugung, es gibt Sportler, die das ehrlich und fair machen. Und denen sollte man nicht die Möglichkeit verwehren, sich für die Olympischen Spiele zu qualifizieren.“
Katharina Molitor (Speerwurf; TSV Bayer 04 Leverkusen)
„Bei den Informationen, die ich habe, würde ich einen Ausschluss der russischen Leichtathleten von den Olympischen Spielen befürworten. Ich denke, es wäre ein gutes Zeichen, dass systematisches Doping hart bestraft wird.“
Raphael Holzdeppe (Stabhochsprung; LAZ Zweibrücken)
„Mein Gefühl sagt mir, dass am Freitag eine Suspendierung des russischen Leichtathletik-Verbandes ausgesprochen wird. Aber mein Gefühl sagt mir wiederum auch, dass die russischen Leichtathleten, die absolut keine Dopingvergangenheit hatten, dass die dann dieses Urteil anfechten werden und gegebenenfalls unter der olympischen Flagge in Rio zu sehen sein werden.“
Alexandra Wester (Weitsprung; ASV Köln)
„Ich denke als saubere Athletin: Das muss so sein. Wenn es wirklich stimmt, wie zuletzt in der ARD berichtet wurde, dass selbst nach der Disziplinarstrafe noch unter der Hand weitergearbeitet wurde, dann muss Russland ausgeschlossen werden. Um ein Zeichen zu setzen – für die Leichtathletik, für den sauberen Sport und für den Anti-Doping-Kampf.“
Quelle: Deutsche Presse-Agentur (dpa)
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