| Interview

Katharina Bauer: "Ich ziehe aus dem Unfall noch stärkere Motivation"

Nach einer schweren Unterarm-Verletzung mit Speichenbruch war der Olympia-Traum von Rio für Stabhochspringerin Katharina Bauer Anfang Juni jäh beendet. Nun arbeitet die Leverkusenerin ebenso akribisch wie kreativ für ihr Comeback. Welche Übungen sich Trainer Leszek Klima für sie einfallen lässt, wann sie mit den ersten Wettkämpfen plant und wie sie ihren Unfall von Montreuil rückblickend bewertet, verriet die 26-Jährige jetzt im Interview.
pm/sim

Katharina Bauer, nach Ihrer schweren Verletzung konnten Sie nun endlich wieder ins Training einsteigen. Wie kann man sich die ersten Einheiten vorstellen?

Katharina Bauer:

Mein Training gestalte ich zurzeit sehr alternativ. Das Gute an einer Handverletzung ist jedoch, dass ich viele Sachen trainieren kann, die auf meinem Trainingsplan stehen. Das sind vor allem läuferische und sprinttechnische Elemente. Außerdem baue ich Stabilisationstraining von Anja Löhr und spezifisches Yogatraining mit Barbara Plaza ein. Mein Trainer Leszek Klima ist sehr kreativ und versucht, mit diversen Übungen meine spezifische Kraft aufzubauen. Er befestigt mich zum Beispiel mit einer Schlinge an der linken Hand am Reck, mit der anderen Hand halte ich mich fest und er hilft mir, meine Beine hochzuziehen. Für den Stabhochsprung sind diese Übungen sehr wichtig, da versuche ich bestmöglich zu improvisieren.

Wie stark beeinträchtigt Sie Ihre Verletzung noch?

Katharina Bauer:

Ich darf die Hand erst Ende Dezember wieder voll belasten. Richtig springen kann ich demnach noch nicht. Aber ich mache Absprünge mit einer Hand und starrem Stab, viele Stabläufe mit einem abgesägten leichten Stab und Stabkoordination über Briketts. Ich freue mich schon sehr auf meine ersten richtigen Sprünge mit beiden Händen!

Werden Sie in der Hallensaison wieder dabei sein?

Katharina Bauer:

Da ich erst Ende Dezember wieder richtig mit dem Stabhochspringen anfangen kann, wird die Hallensaison für mich eher nicht in Frage kommen. Ein langer Aufbau soll Ziel für ein optimales Ergebnis im Sommer sein.

Welche Ziele haben Sie sich für die kommende Saison gesteckt?

Katharina Bauer:

Das Wichtigste für mich und meinen Trainer ist zunächst, die Hand nachhaltig gesund zu bekommen, damit ich zukünftig wieder erfolgreich springen kann. Sollte ich im Sommer wieder auf meinem alten Niveau Wettkämpfe bestreiten können, sind meine Ziele die Weltmeisterschaften in London und die Universiade in Taipei.

Durch die Verletzung hatten Sie im vergangenen Sommer nicht mehr die Chance, die Norm für Rio zu erfüllen. Wie schwer war es, das zu akzeptieren? 

Katharina Bauer:

Natürlich war es ein harter Rückschlag. Ich war optimal vorbereitet, und dann kam der schreckliche Unfall in Montreuil, der durch äußere Faktoren hervorgerufen wurde. Ich bin nach dem Einstechen aus dem Einstichkasten rausgerutscht und rücklings auf den Rasen gefallen, wo keine vorgeschriebenen Vorkissen lagen. Lisa Ryzih ist an dieser Anlage ebenfalls schon aus dem Einstichkasten gerutscht, was wir zuvor leider nicht wussten. Es ist immer schlimm, wenn man den Unfall nicht selbst verschuldet hat. Dennoch ist es für mich von Vorteil zu wissen, dass ich nicht schuld war, ich kann somit wieder angstfrei an den Stab zurückkommen. Nicht an den Olympischen Spielen teilnehmen zu können, auf die man sich vier Jahre lang vorbereitet hat, hat sehr weh getan. Aber ich ziehe daraus auch noch stärkere Motivation, die nächsten vier Jahre zu kämpfen, um mir dann doch noch den Traum von Olympia erfüllen zu können. Mein Lebenskapitel Stabhochsprung ist noch lange nicht geschlossen.

Teilen
#TrueAthletes – TrueTalk

Hier finden Sie alle Folgen des Podcasts des Deutschen Leichtathletik-Verbandes!

Zum Podcast
Jetzt Downloaden
DM-Tickets 2024