| Interview der Woche

Konstanze Klosterhalfen: „Bin immer noch überwältigt“

Das erste internationale Rennen bei den Aktiven und gleich ein Schaulaufen auf Rang zwei der Weltjahresbestenliste: Konstanze Klosterhalfen hat am Samstagabend beim Indoor Meeting in Karlsruhe über 1.500 Meter als erst 18-Jährige mit einer weiteren Steigerung auf 4:08,38 Minuten für großen Beifall gesorgt. Der U20-Hallen-Europarekord ist ihr damit sicher, genauso die Norm für die Hallen-WM in Portland (USA; 17. bis 20. März). Wie die junge Leverkusenerin das Ereignis erlebt hat, warum ihr Fokus trotzdem weiter auf der U20-WM liegt und ob es einen weiteren Model-Auftritt gibt, erzählt die U20-EM-Dritte im Interview.
Pamela Ruprecht

Konstanze Klosterhalfen, du bist am Samstag in der Weltspitze der Aktiven mitgelaufen. Konntest du diese Leistung schon realisieren?

Konstanze Klosterhalfen:

Mittlerweile schon. Ich bin immer noch begeistert, weil es ja mein erstes internationales Rennen bei den Erwachsenen war. Ich bin immer noch ein bisschen überwältigt, aber realisiert habe ich es schon.

Wie hast du die verschiedenen Phasen des Rennens vom Start bis ins Ziel vor den 4.600 Zuschauern in der Messehalle 2 erlebt?

Konstanze Klosterhalfen:

Vorher war ich ziemlich nervös, weil ich wusste, dass es ein ziemlich starkes Feld mit wirklichen Weltklasse-Läuferinnen ist. Am Start war es ziemlich eng und ich hatte auch viel Respekt vor meinen Konkurrentinnen. Im Rennen war es am Anfang ein ziemliches Gerangel, aber dann lief es eigentlich und die Nervosität ist von mir abgefallen. In der Mitte des Rennens bin ich raus aus dem Gedränge auf Bahn zwei gelaufen und drei Runden vor Schluss an Position zwei gegangen.

Hast du etwas von der großartigen Stimmung in der Halle mitbekommen. Hat dich das zusätzlich motiviert?

Konstanze Klosterhalfen:

Das war wirklich klasse. Eigentlich nimmt man das normal gar nicht so wahr. Aber das Publikum ist so mitgegangen, das habe ich auch wirklich gespürt. Auch nach dem Lauf war es toll, die Zuschauer haben so richtig mitgefiebert.

Du hattest vor einer Woche in Erfurt schon ein super Rennen mit einer starken Zeit von 4:09,79 Minuten. Allerdings wäre das Resultat wegen des männlichen Tempomachers wohl nicht als Hallen-Europarekord der U20 anerkannt worden. Mit welcher Einstellung bist du danach nach Karlsruhe gefahren?

Konstanze Klosterhalfen:

Ich wollte einfach mal sehen, wie es ist, bei den Großen mitzulaufen. Es war klar, dass es ein schnelles Rennen wird. Ich habe auch nochmal auf eine schnelle Zeit gehofft. Diesmal in einem Feld, weil die Zeit in Erfurt ja nicht so richtig gezählt hat. Es war schon etwas anderes, im Feld mitzulaufen, als einem Tempomacher hinterherzulaufen.

Wie stolz bist du, nun Inhaberin des U20-Hallen-Europarekordes zu sein?

Konstanze Klosterhalfen:

Das macht einen schon stolz, auch dass der Rekord nochmal eine Sekunde schneller geworden ist. So bleibt er länger bestehen.

Du bist mit deiner Leistung aus Karlsruhe derzeit die Nummer zwei der Weltjahresbestenliste bei den Erwachsenen. Was ist das für ein Gefühl?

Konstanze Klosterhalfen:

Das kann ich im Moment noch gar nicht so richtig einordnen. Das hört sich für mich ziemlich krass an. Bisher vergleiche ich mich ja eher im Jugendbereich und dort ist es schon was Tolles. Und dann plötzlich bei den Aktiven die zweitbeste Zeit, das ist schon toll.

In Karlsruhe hast du sogar Gesa Felicitas Krause (LG Eintracht Frankfurt; 4:08,91 min), die WM-Dritte im Hindernislauf, hinter dir gelassen. War das überraschend für dich?

Konstanze Klosterhalfen:

Das hätte ich vorher auf keinen Fall gedacht. Das macht einen auch ein bisschen stolz.

Viele junge Athleten sagen, dass es für sie eine große Bereicherung und gute Erfahrung ist, bei solchen internationalen Meetings zu starten. Was hast du aus diesem Weltklasse-Rennen gelernt?

Konstanze Klosterhalfen:

Dass noch mehr gerangelt wird und noch mehr Ellbogeneinsatz dabei ist. Sonst war es, außer dass die Konkurrenz noch stärker ist, vom Rennen dasselbe.

Seit der Cross-EM in Frankreich, wo du im Einzel und mit der Mannschaft Gold gewonnen hast, hast du einen richtigen Lauf. Was steckt dahinter?

Konstanze Klosterhalfen:

Ich weiß es auch nicht so genau. Ich habe seit Herbst einmal mehr Training in der Woche.

Mit deiner neuen Hallen-Bestzeit bist du in eine neue Sphäre vorgestoßen. Bereits zum zweiten Mal bist du deutlich unter der Hallen-WM-Norm (4:13:00 min) für Portland geblieben. Sind die Meisterschaften nun eine Option für dich?

Konstanze Klosterhalfen:

Die WM ist ziemlich spät. Wir haben erst mal nicht damit geplant. Ich habe mit meinem Trainer auch noch nicht genau darüber gesprochen. Ich bin froh, die erste Norm bei den Aktiven geschafft zu haben. Im Moment ist aber noch kein Start geplant.

Im Sommer stand bisher voraussichtlich die U20-WM in Bydgoszcz (Polen; 19. bis 24. Juli) im Zentrum. Hat sich dein Fokus auch Richtung den Europameisterschaften in Amsterdam (Niederlande) verschoben? Ist das ein Traum?

Konstanze Klosterhalfen:

Die U20-WM bleibt das Hauptziel und dann schauen wir von Rennen zu Rennen, was geht und wie ich die Form mitnehmen kann. Der erste Kontakt mit den Aktiven international ist schon was ganz Besonderes. Aber mir ist es auch wichtig, bei der U20-WM gut abzuschneiden. Ich bin da aber noch relativ offen.

Auf welcher Distanz du bei der Jugend-Hallen-DM (20./21. Februar) in Dortmund startest, steht noch nicht fest. Was hast du bei den Deutschen Hallenmeisterschaften in Leipzig (27./28. Februar) vor und auf welche Strecke willst du in der Zukunft setzen?

Konstanze Klosterhalfen:

Leipzig wird wahrscheinlich mein letzter Hallen-Wettkampf. Dort laufe ich die 3.000 Meter. Ich kann schwer einschätzen, was dort geht. Im Sommer konzentriere ich mich dann eher auf die 1.500 Meter, weil ich bei den Aktiven ja dann 5.000 Meter laufen müsste, da es keine 3.000 Meter gibt.

Im Herbst bist du zum Studium nach Köln gezogen. Welches Fach hast du gewählt und wie lässt sich das mit dem Leistungssport vereinbaren?

Konstanze Klosterhalfen:

Ich habe angefangen mit Jura und Sport. Jura im Hauptfach und Sport als Gasthörerin. Nach dem ersten Semester entscheide ich mich dann für eines der beiden Fächer. Der Sport soll Priorität haben. Die Uni unterstützt mich. Ich kann Klausuren verschieben oder ich studiere ein Semester länger. Meine Wohnung ist in der Näher der Uni und zum Training ist es auch nicht weit.

Du hast früher neben dem Sport auch als Model gearbeitet. Soll es mal wieder ein Shooting geben oder ist da momentan zu wenig Zeit dafür?

Konstanze Klosterhalfen:

Im Moment mache ich in diese Richtung gar nichts mehr. Wegen der Zeit. Vielleicht in den Semesterferien, wenn der Zeitaufwand nicht zu groß ist. Lust hätte ich schon.

Mehr:

<link news:45829>4:08,38 Minuten - Konstanze Klosterhalfen setzt noch einen drauf
<link video:13414>Video: Konstanze Klosterhalfen läuft in der Weltspitze mit

Teilen
#TrueAthletes – TrueTalk

Hier finden Sie alle Folgen des Podcasts des Deutschen Leichtathletik-Verbandes!

Zum Podcast
Jetzt Downloaden
DM-Tickets 2024