| Junioren-Gala

Mannheim Tag 2: Sprinter fit für U20-EM, U18-Weltbestleistung durch Amy Hunt

Am zweiten Tag der 26. BAUHAUS Junioren-Gala in Mannheim haben zwei deutsche Sprinter über 200 Meter im Kampf um die Startplätze für die U20-Europameisterschaften in Boras die 21 Sekunden-Marke unterboten. Für den internationalen Glanz-Punkt sorgte die Britin Amy Hunt mit U18-Weltbestleistung über 200 Meter.
Sandra Arm / Pamela Lechner

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Das war mal ein Ausrufezeichen, das der Brite Joe Ferguson bei der Junioren-Gala in Mannheim über 200 Meter setzte. Er lief mit 20,76 Sekunden die zweitschnellste Zeit in Europa in dieser Altersklasse. Insgesamt blieben fünf Sprinter unter der magischen Marke von 21 Sekunden. Dazu gehörten der deutsche Jahresschnellste Elias Goer (Sprintteam Wetzlar; 20,89 sec) sowie U18-Europameister Alexander Czysch (VfB Stuttgart; 20,99 sec), die bei perfektem Rückenwind (+2,0 m/sec) Bestzeiten rannten – aktuell Platz drei und fünf in der Europa-Bestenliste. Fabian Linne (SV Werder Bremen) brachte sich mit seinen 21,07 Sekunden ebenfalls in eine gute Ausgangsposition für das dritte Ticket für die U20-EM in Boras (Schweden; 18. bis 21. Juli).

U18-Weltbestleistung, Meetingrekord und nationaler Rekord: Mit einer sensationellen Zeit von 22,42 Sekunden war die Britin Amy Hunt über 200 Meter eine Klasse für sich und baute ihren Spitzenplatz in der europäischen U18-Bestenliste weiter aus. Zudem hinterließ Svenja Pfetsch (SC Vöhrigen) mit persönlicher Bestleistung von 23,82 Sekunden einen guten Eindruck. Sozusagen "Last Minute" buchte sie das Ticket für die U20-EM.

Europas bester U20-Langhürdler Alastair Chalmers (Großbritannien) wurde seiner Favoritenrolle in Mannheim gerecht. Er blieb mit 50,60 Sekunden als Einziger unter der 51-Sekunden-Marke. Sein weibliches Pendant war die Ungarin Sára Mátó, die als drittbeste Europäerin mit 57,64 Sekunden nur knapp über ihrer bisherigen Bestleistung blieb.

Sophia Volkmer läuft U20-Konkurrenz davon

Einen deutschen Doppelsieg feierten die Läuferinnen über 800 Meter. Die Jahresschnellste Sophia Volkmer (TV Wetzlar) siegte als U18-Athletin gegen die ältere U20-Konkurrenz in 2:07,11 Minuten vor Lara Tortell (TV Rendel; 2:08,97 min). Damit qualifizierte sich die Wetzlarerin für das Europäische Olympische Jugend-Festival (EYOF) in Baku (Aserbaidschan; 20. bis 28. Juli). Dort will die 17-Jährige wie immer alles geben, Spaß haben und schauen, was rauskommt. Bei ihrem Bestzeit-Rennen kürzlich in Pfungstadt konnte sie sich viel von Hindernis-Europameisterin Gesa Krause (Silvesterlauf Trier) abschauen. "Gesa ist total sympathisch und sehr professionell, da konnte ich viel lernen, das hat mir nochmal geholfen, es war eine Ehre mit ihr zu laufen."

Einen Doppel-Sieg bei der Gala fuhr Maximilian Sluka ein: Auf der Zielgeraden mobilisierte der Hallenser über 800 Meter die letzten Körner und erreichte in 1:50,03 Minuten als Erster das Ziel. Am ersten Tag war er schon über die 1.500 Meter erfolgreich. Die beiden Rennen sah er als Test für die U20-EM, dort wird er vermutlich über 1.500 Meter starten. "Lieber alles auf eine Karte setzen", sagt der U20-WM-Teilnehmer des Vorjahres, der zur Vorbereitung nochmal ins Trainingslager nach Zinnowitz an die Ostsee fährt. "Ich will ins Finale und dort relativ weit vorne mitmischen, ich fühle mich super."

Deutsche Staffeln formieren sich für U20-EM

Die deutsche Staffel über 4x100 Meter mit Lucas-Ansah Peprah (Hamburger SV), Fabian Linne (SV Werder Bremen), Elias Goer (Sprintteam Wetzlar) und Simon Wulff (Dresdner SC) legte mit 39,86 Sekunden einen solide Auftritt hin. Die zweite DLV-Vertretung mit Nick Kocevar (TSV Bad Endorf), Alexander Czysch (VfB Stuttgart), Moritz Isola (TSG Niefern) und Fabian Olbert (LG Stadtwerke München) blieb mit 40,30 Sekunden ebenfalls unter der U20-EM-Norm.

In der weiblichen U20 kamen zwei der drei deutschen Sprintstaffeln in die Wertung, aber nur eine erfüllte die EM-Norm (45,70 sec). Das DLV-Quartett mit Kathleen Reinhardt (VfB Stuttgart), Svenja Pfetsch (SC Vöhringen), Amelie Dierke (Werderner TB) und Sina Kammerschmidt (TG Worms) kam mit 45,17 Sekunden ins Ziel. Gut unterwegs war das deutsche Quartett über 4x400 Meter mit Brenda Cataria-Byll (LG Olympia Dortmund), Mona Mayer (MTV 1881 Ingolstadt), die sich in ihrem Abschnitt leider eine Zerrung zuzog, Laura Kaufmann (LG Ohra Energie) und Marie Scheppan (LC Cottbus). Sie siegten in 3:40,45 Minuten.

Spannende Weitsprung-Wettbewerbe

Verhalten mit zwei Ungültigen und einem verunglückten 4 Meter-Satz war der DLV-Jahresbeste Bennet Vinken in den Weitsprung-Wettkampf der Gruppe A gestartet. Doch im fünften Versuch übernahm der Hamburger, der neben Zehnkämpfer Leo Neugebauer (LG Leinfelden-Echterdingen) der einzige Norm-Erfüller im Vorfeld war, mit 7,54 Metern (+0,2 m/sec) die Führung. Diese musste er am Ende dann an den Münchner Yannick Wolff abgeben, der im letzten Versuch ebenfalls auf 7,54 Meter (+2,3 m/sec) kam und einen besseren zweiten Sprung hatte.

"Der Wettkampf war Schrott", lautete das Fazit von Bennet Vinken, der seit Frühling bei Sebastian Bayer Technik und Kraft trainiert. Der Anlauf passte nicht und die Landung seines stärksten Sprungs war nicht optimal. "Das Training ist sehr anspruchsvoll", berichtete der 19-Jährige über die Zusammenarbeit mit dem Hallen-Europarekordler. Bei der U20-EM traut er sich in jedem Falle eine Steigerung zu, wenn er das Brett richtig trifft. Am weitesten kam in der Gruppe B der Schweizer Simon Ehammer, der in einer starken Serie im sechsten Versuch bis auf 7,72 Meter (+0,9 m/sec) flog.

Den Weitsprung der weiblichen Jugend gewann die Britin Holly Mills mit 6,51 Metern vor ihrer Team-Kollegin Josie Oliarnyk (6,34 m). Von den folgenden drei deutschen Weitspringerinnen hatte nur Ayele Gerken (LG Lemgo) regulären Rückenwind bei ihrem besten Sprung. Mit 6,30 Metern schaffte sie bei der letzten Gelegenheit noch die U20-EM-Norm (6,25 m) und belegte Platz drei. Der weiteste Satz (6,28 m) von Lea-Sophie Klik (LAC Erdgas Chemnitz) aus Runde fünf war mit zu viel Wind (+2,9 m/sec), aber ihr gelang es in Runde sechs noch mit 6,26 Metern (+1,8 m/sec) bei regulären Bedingungen die Norm auf den letzten Drücker zu erfüllen und wurde Vierte vor Siebenkämpferin Lucie Kienast (SV Halle; 6,25 m bei 3,0 m/sec).

Niklas Sagawe schafft im letzten Versuch die Norm

Im Hochsprung war die Norm von 2,15 Metern an diesem Tag für keinen deutschen Springer in Reichweite. Es siegte der Australier Sean Szalek mit 2,10 Metern. Für U18-Vize-Weltmeister Chima Ihenetu (SC Neubrandenburg) blieb nach einer insgesamt unruhigen Saison nur Platz zwei mit 2,07 Metern. Seine nächsten Ziele statt dem internationalen Einsatz sind die Jugend-DM Ende Juli in Ulm und die DM in Berlin (3./4. August). Bei den Mädels sprang die Deutsche U20-Meisterin Lavinja Jürgens (TSV Kranzegg; 1,79 m) am höchsten. Die Norm von 1,82 Meter hatte sie ebenso wie Maike Schuster (LAV Kassel) schon in der Tasche.

Im Speerwurf entwickelte sich mit fünf Norm-Erfüllern im Vorfeld ein spannender Showdown um die U20-EM-Startplätze. Bei der Gala kam ein Sechster dazu: Niklas Sagawe (Polizei SV Eutin) sicherte sich im letzten Versuch mit neuer Bestweite von 71,68 Metern als Zweitplatzierter noch das Ticket nach Schweden. Den entscheidenden Wettbewerb gewann Finn-Ole Helbig (SC Potsdam) mit 71,86 Metern, den wertvollen dritten Platz belegte der U20-WM-Dritte Maurice Voigt (LC Jena; 71,49 m).

Nach ihrem U18-Sieg mit 52,89 Metern am Tag zuvor, gab es am Sonntag für die EYOF-Teilnehmerin im Diskuswurf Pia Northoff (TV Wattenscheid 01; 50,10 m) in der U20-Konkurrenz Platz zwei. Den Sieg holte sich Antonia Kinzel (SSV Ulm 1846; 51,55 m). Auch Michelle Santer (TV Wattenscheid 01; 50,08 m) meisterte erneut die U20-EM-Norm von 50,00 Metern.

EYOF-Quali: Packendes Duell zwischen Samuel Claudy und Carl-Junior Mireku Boateng

Nur einer kann pro Disziplin für die DOSB-Nominierung für das Europäische Olympische Jugend-Festival der U18-Athleten in Baku vorgeschlagen werden. Die Entscheidung fiel innerhalb kleiner ausgewählter Teilnehmer-Felder Mannheim. Im U18-Weitsprung entwickelte sich zwischen zwei der drei Athleten ein packendes Duell um das eine Ticket. Gleich im ersten Durchgang hatte Carl-Junior Mireku Boateng (Hamburger SV) die Konkurrenz mit 7,36 Meter ordentlich geschockt. Einer konnte kontern: Samuel Claudy (LAV Bayer Uerdingen/Dormagen) mit richtig starken 7,57 Meter. Damit steht er nun auf dem geteilten Platz eins der europäischen U18-Bestenliste.

Im zweiten Versuch legte Carl-Junior Mireku Boateng (Hamburger SV) nochmal mit 7,50 Meter nach. Die neue Bestweite brachte dem Schützling von Sebastian Bayer, der sich die Betreuung seiner Schüler mit Athletik-Trainer Timo Knoth teilt, den Gewinn einer Wette ein. "Jetzt darf ich mir wieder die Snapchat-App auf mein Handy laden", erzählte der 17-Jährige. Die süchtig machende App hatte er zuletzt nach dem Wettkampf in Essen löschen müssen, weil er nicht 7,40 Meter gesprungen war.

Franziska Schuster sprintet im Rekordlauf nach Baku

Ein EYOF-Ticket machten auch die Hochspringerinnen aus: Nur zwei meisterten die Normhöhe von 1,76 Meter – Luisa Tremel (TSV 1909 Gersthofen) und Enatoh Blessing (TSV Spandau). Die nächste Höhe von 1,79 Meter meisterte im dritten Anlauf nur Luisa Tremel, die nun für Baku vorgeschlagen wird. Sie hatte aber noch nicht genug und ließ 1,82 Meter auflegen. Noch war die neue Bestleistung etwas zu hoch, sie riss drei Mal.

Im ersten Zeitendlauf über 100 Meter ging es um die Qualifikation für Baku: Florian Knerlein (LG Stadtwerke München) gab alles und stürzte nach schnellen 21,09 Sekunden ins Ziel. Er hatte großes Pech: Bei seiner letzten EYOF-Chance blies der Wind minimal zu viel (+2,5 m/sec). Seine Bestzeit von 21,64 Sekunden hatte bis dato noch nicht gereicht, um die Norm (21,60 sec) abzuhaken. Dafür durfte bei den Mädels Franziska Schuster (TuS Xanten) gleich doppelt jubeln: Im 200 Meter-Rekordlauf mit Amy Hunt (Großbritannien; 22,42 sec) trommelte sie eine fabelhafte Zeit von 23,58 Sekunden auf die Bahn – Bestzeit und EYOF-Ticket.

Zwar blieb Lara-Noelle Steinbrecher (SC Magdeburg) über 400 Meter Hürden mit 60,51 Sekunden nur hauchdünn über dem geforderten Richtwert für Baku, aber diesen hatten sie bereits im Vorfeld abgehakt. Als beste Deutsche und Drittplatzierte in Mannheim sollte einer Teilnahme nichts mehr im Wege stehen. Bei den Langhürdlern ist Hannes Lochmüller (SV Creaton Großengottern) mutig angegangen und hätte fast noch die Norm (53,25 sec) erfüllt. Belohnt wurde sein Auftritt aber mit einer neuer Bestzeit: 53,39 Sekunden.

Rüdiger Harksen und Dietmar Chounard ziehen positives Fazit

Stolz und zufrieden blickte Meetingchef Rüdiger Harksen auf die zweitägige Veranstaltung bei Temperaturen knapp unter der 40-Grad-Marke zurück. "Mein Dank geht an diejenigen, die dieses Stadion in den vergangenen Tagen wettkampfmäßig hergerichtet haben und diese Veranstaltung auf Weltniveau gebracht haben." Gedankt haben es die Athleten mit starken Leistungen, wie der WM-Norm von Hürdensprinter Gregor Traber.

Besonders erfreut zeigte sich der Hürden-Bundestrainer aus Mannheim über die Weltbestleistung der Britin Amy Hunt über 200 Meter. "Solch eine Weltklasse Leistung hatten wir seit zehn, zwölf Jahren nicht mehr gehabt", sagte Rüdiger Harksen. Gefreut habe er sich über die Zusage von Weitspringerin Malaika Mihambo. Sie lief überraschend zur WM-Norm. "Das war eine fantastische Leistung. Sie hat alle deutschen Sprinterinnen hinter sich gelassen. Das ist ein Zeichen von Klasse."

Rund 250 Nachwuchs-Athleten kämpften in Mannheim um die internationalen Startplätze für Baku (U18) und Boras (U20). U20-Bundestrainer Dietmar Chounard war erfreut, dass noch einige Athleten auf den letzten Drücker die Norm erfüllen konnten. Eng waren zum Beispiel die Entscheidungen bei den Sprintern, wo es mehr Kandidaten als Startplätze gab. Für die U20-EM rechnet er mit einem Aufgebot von 80 bis 85 Athleten. Dort soll es aber nicht nur um Medaillen gehen, sondern auch um das Sammeln von Erfahrung. "Wir warten das Wochenende erstmal ab und schauen, wo sich unsere Athleten in der europäischen Rangliste positionieren. Diesen Platz gilt es für sie in Boras zu untermauern oder zu verbessern."

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Mehr:

<link news:70349>Mannheim Tag 1: Rasante Sprints und starke Würfe
<link news:70367>Sensationell: Malaika Mihambo sprintet WM-Norm über 100 Meter

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