Der derzeit erfolgreichste deutsche Langstreckenläufer Richard Ringer und sein Coach Eckhardt Sperlich haben ihre Zusammenarbeit beendet. Die konzeptionelle Planung für die Saisonvorbereitung 2018 stammt noch von seinem langjährigen Trainer, die Gestaltung des Trainings übernimmt der DLV-Läufer fortan selbst.
Seit 14 Jahren hatte Richard Ringer beim VfB LC Friedrichshafen in der Lauf-Gruppe von Eckhardt Sperlich trainiert. Der Coach, der auch seinen Sohn Martin Sperlich – EM-Zehnter von 2016 über 5.000 Meter – betreut, hat Ringer vom Nachwuchstalent in die deutsche und europäische Spitze geführt. Vier deutsche Meistertitel in der Jugend und elf DM-Siege bei den Aktiven holte der 28-Jährige, dazu drei internationale Medaillen. Zu seinen größten Erfolgen zählten die Bronzemedaillen bei der EM in Amsterdam (Niederlande; 5.000 m) und der Hallen-EM in Belgrad (Serbien; 3.000 m).
Doch am Beginn der Saisonvorbereitung auf 2018 haben Richard Ringer und sein Coach einvernehmlich beschlossen, getrennte Wege zu gehen. Mit Hilfe seines Managements (bizz-sports) will der Athlet verstärkt an internationalen Wettkämpfen wie etwa der Diamond League teilnehmen. "Ich suche vermehrt die internationale Konkurrenz, die ich bei Meisterschaften auch zu erwarten habe." Im Sommer ist das große Ziel die Heim-EM in Berlin (7. bis 12. August).
An einigen Stellschrauben drehen
"Ich möchte nun mehr auf mich schauen und individueller trainieren, meine Arbeit als Controller bei Rolls Royce Power Systems fahre ich zugunsten des Sports noch mehr zurück", erklärt der Betriebswirt. Für Eckhardt Sperlich stand und steht vor allem die Gruppe im Fokus. "Die letzten 14 Jahre hat das Gruppentraining meine Bedürfnisse gedeckt. Nun möchte ich aber individueller arbeiten, was eine Veränderung meiner Trainingsgestaltung bedeutet", meint Richard Ringer.
Daher erfolgt ab 2018 die Trainings- und Wettkampfplanung eigenständiger. Das von Eckhardt Sperlich vermittelte Wissen und die Erfahrung der langen Zusammenarbeit hat Richard Ringer sehr zu schätzen gewusst, er möchte aber nun mit dem neuen Fokus auf den Sport eine Veränderung vornehmen: "Ich werde nicht das Konzept komplett umgestalten, aber ich möchte einige neue Reize setzen."
Ringers langjähriger Trainingspartner Martin Sperlich wohnt mittlerweile auch in München, Ringer weiter am Bodensee. Gemeinsames Training war dadurch nicht mehr regelmäßig möglich, wird aber in Zukunft noch stattfinden, wenn es zusammenpasst. Ringers Freundin Nada Ina Pauer, Cross-EM-Teilnehmerin für Österreich, wechselte erst kürzlich in die Gruppe von Eckhardt Sperlich und bleibt dort.
Über Karlsruhe und Düsseldorf nach Birmingham
Seinen derzeitigen Aufenthalt im Trainingslager in Monte Gordo (Portugal), wo auch die Gruppe von Eckhardt Sperlich vor Ort ist, werden Martin Sperlich und Richard Ringer bis zum 21. Januar verlängern. Die Wärme will er nutzen, um an seiner Schnelligkeit für die Hallensaison zu arbeiten. Im momentan kühlen Friedrichshafen steht ihm keine Halle für Läufe zur Verfügung. Das Training läuft aktuell gut – gemessen an Vergleichswerten (Laktat, Tempo und Gefühl) der letzten Jahre.
Sein Weg soll über die IAAF World Indoor Tour Meetings Karlsruhe (3. Februar) und Düsseldorf (6. Februar) zu den Hallen-Weltmeisterschaften nach Birmingham (Großbritannien; 1. bis 4. März) führen. "Ich schiele in Richtung meiner Leistungen von 2015." In dem Jahr lief der 28-Jährige über 3.000 Meter starke 7:46,18 Minuten (Hallen-WM-Norm: 7:52 min) und sinnt nun auf eine neue Bestmarke. Denn in Birmingham will Richard Ringer mehr als nur dabei sein: "Ich hoffe, dass ich eine Chance aufs Finale habe."