Ein gebrochener Beckenknochen und dazu noch der geplatzte Traum von Olympia – Sabrina Mockenhaupt (LG Sieg) hatte es in den vergangenen Monaten nicht leicht. In solchen Phasen müssen Sportler sich selbst motivieren – und „Mocki“ ist ein Paradebeispiel dafür: Sie gibt nicht auf und setzt sich stattdessen neue Ziele. Im Interview verrät die 35-Jährige, wie sie sich immer wieder selbst aufbaut, was ihre nächsten Ziele sind und warum sie erst wieder Ende Oktober ins Training einsteigen kann.
Sabrina Mockenhaupt, wie geht es Ihnen aktuell? Ist der Ermüdungsbruch ausgeheilt?
Sabrina Mockenhaupt:
Mir geht es den Umständen entsprechend gut. Ich komme gerade aus einer Phase von mehr als zwölf Wochen ohne Laufen, das war für mich schon hart. Aber ich musste meinem Körper einfach die Pause geben, um komplett zu regenerieren und vor allem aber auch die Grundlage für die kommenden Jahre zu schaffen. Solch eine Verletzungsmisere hatte ich in meiner 20-jährigen Karriere noch nie. Daher war das Ganze für mich auch eine komplett neue Situation, aus der ich aber stets versucht habe, das Positive herauszuziehen und mich nicht unterkriegen zu lassen.
Woher nehmen Sie die Motivation, auch nach solchen Rückschlägen weiterzumachen?
Sabrina Mockenhaupt:
Ich liebe das, was ich machen darf. Ich liebe das Laufen und den Wettkampf. Aber der Sport hat eben nicht nur Sonnenseiten, sondern man muss auch kämpfen, vor allem bei Rückschlägen. Wichtig ist, sich nicht verrückt machen zu lassen und weiter an sich zu arbeiten. Der Wille, sich stets zu verbessern und noch Ziele erreichen zu wollen, treibt mich jeden Tag an.
Am Sonntag (2. Oktober) wollen Sie beim Köln-Marathon endlich wieder an der Startlinie stehen. Freuen Sie sich auf den Halbmarathon?
Sabrina Mockenhaupt:
Der Halbmarathon-Start war geplant, aber leider darf ich noch nicht laufen. Mein Ermüdungsbruch ist zwar ausgeheilt, aber um nicht die gleichen Fehler wie in der Vergangenheit zu machen, werden erst meine anderen Baustellen, die zu dem Bruch geführt haben, wie ein steifes Sprunggelenk und zu wenig Kraft im Po beseitigt. Und dann geht es Ende Oktober wieder richtig los! Jetzt betreue ich RTL-Sportchef Andreas von Thien an der Strecke, bin am Samstag beim Kinderlauf dabei und freue mich trotzdem auf das Wochenende in Kölle! Ich werde alle Läufer anfeuern.
Was lieben Sie am meisten am Laufen?
Sabrina Mockenhaupt:
Laufen ist mein Leben! Mein erster und letzter Gedanke am Tag handelt immer vom Laufen. Ich kann mich voll auspowern, mit meinem Körper an die Grenzen und manchmal vielleicht sogar darüber hinaus gehen und mich überall und zu jeder Zeit mit anderen messen. Am allerschönsten sind aber die Läufe, bei denen man einfach nur die Natur genießt und gar nicht merkt, dass man sich gerade anstrengt.
Trainieren Sie aktuell viel alternativ?
Sabrina Mockenhaupt:
Ganz ehrlich. Eine Beckenverletzung ist nicht ohne und so habe ich die vergangenen zehn Wochen so gut wie nichts gemacht, was mir unheimlich gutgetan hat. Zwischendurch hatte ich ja mal die Hoffnung, dass ich wieder anfangen könnte, aber die wurde mir dann leider wieder genommen. Ab da habe ich mich erst mal entschieden, wirklich den Sommer zu genießen und nichts zu machen. Aktuell trainiere ich zweimal am Tag und dabei wechsle ich zwischen Radeinheiten, Kraft, Yoga und Aquajoggen.
Stehen in diesem Jahr noch Starts an?
Sabrina Mockenhaupt:
Sicherlich werde ich kleinere Wettkämpfe machen, um mich eben immer selbst und meinen Leistungsfortschritt zu überprüfen. Aber die wichtigen und großen Rennen kommen im nächsten Jahr.
Wie sehen Ihre Pläne für die kommenden Jahre aus? Gibt es noch ein spezielles Ziel wie dieses Jahr die Olympischen Spiele in Rio, das Sie anstreben?
Sabrina Mockenhaupt:
Die Olympischen Spiele sind für Sportler immer das Nonplusultra. Aber es bringt eben auch nichts, lange nachzutrauern. Ich will 2017 einen guten und schnellen Halbmarathon im Frühjahr angehen, um im Herbst dann einen kompletten Marathon zu absolvieren. In meinem Innersten träume ich nach wie vor, meine Bestleistung von 2:26:21 Stunden nochmal zu unterbieten. Aber ich gehe die Wettkämpfe komplett ohne Druck an und versuche, vor allem Spaß zu haben, auch wenn ein Marathon ab Kilometer 30 nicht mehr wirklich viel mit Spaß zu tun hat. 2018 ist dann das große Ziel die EM in Berlin! Eine Großveranstaltung im eigenen Land ist immer etwas Besonderes!