Es war der schnellste Saisoneinstieg über 400 Meter Hürden in seiner Karriere: Silvio Schirrmeister hat am Samstag in Salzburg (Österreich) in 49,66 Sekunden die Norm für die Europameisterschaften in Zürich (Schweiz; 12. bis 17. August) unterboten. Im Interview spricht der Chemnitzer über eine Zeit, die er sich schuldig ist, einen zerplatzten Traum und eine Saison nach Wunsch.
49,66 Sekunden – für Rennen wie Ihres am Samstag wurde wohl der Spruch „Einstand nach Maß“ erfunden. Wie haben Sie den Wettkampf erlebt?
Silvio Schirrmeister:
Die Vorleistungen haben schon erahnen lassen, dass ich mit einem guten Niveau nach Salzburg gefahren bin. Das hat mir bereits im Vorfeld Sicherheit und Selbstvertrauen gegeben. Dass dann aber direkt die EM-Norm und eine 49,66 Sekunden zum Saisoneinstand über 400 Meter Hürden rauskommt, das hat auch mich überrascht. Das ist ja schon recht zügig.
Recht zügig, stimmt. Man könnte aber auch mit Formulierungen wie ‚schnellster Saisoneinstieg Ihrer Karriere‘ oder ‚Ihre siebtschnellste Zeit überhaupt über 400 Meter Hürden‘ hantieren. Was bedeuten Ihnen diese Fakten?
Silvio Schirrmeister:
Die hören sich erstmal gut an. Aber unterm Strich zeigen sie mir einfach nur, dass ich auf dem richtigen Weg bin und das Training in der Vorbereitung anschlägt. Für mich bestätigt sich meine Hoffnung, dass ich das hohe Niveau, mit dem ich im letzten Jahr die Saison beendet habe, konservieren konnte und in diesem Jahr darauf weiter aufbauen kann.
Die Saison im letzten Jahr haben Sie sehr unfreiwillig mit einem Muskelfaserriss beim Aufwärmen für den Vorlauf bei den Weltmeisterschaften in Moskau beendet. Wie sehr ist dieser zerplatzte Traum noch im Hinterkopf?
Silvio Schirrmeister:
Am letzten Wochenende, bei meinem Start in Pliezhausen, da war das sehr präsent für mich. In Moskau, da ist in dem Moment schon eine kleine Welt für mich zusammen gebrochen. Aber in Salzburg war ich frei im Kopf. Ich habe mir damals schon gesagt, dass ich das Niveau, das ich in Moskau hatte, 2014 zeigen werde. Und dieser Plan funktioniert bisher ganz gut.
Seit wann sind Sie wieder verletzungsfrei und im Training?
Silvio Schirrmeister:
Ich habe mir nach der WM genügend Zeit gelassen, um die Verletzung vollständig ausheilen zu lassen. Seit Oktober bin ich wieder im Training und seitdem auch schmerzfrei – toi, toi, toi.
Wenn Sie Ihren Aufbau für diese Saison mit denen der vergangenen Jahre vergleichen – was hat sich verändert?
Silvio Schirrmeister:
Wir haben Quantität draufgelegt, bei höherer Qualität. Ganz konkret bedeutet das zum Beispiel, dass ich in diesem Jahr verstärkt lange Tempoläufe gemacht habe, um die letzten 100 Meter auf der Stadionrunde besser stehen zu können. Da werden die Rennen schließlich entschieden, da ist es wichtig, dass ich hier gut durchkomme und noch Kraft habe. Gut getan hat mir im Aufbau auch das vierwöchige Trainingslager in Südafrika. Ich habe ja noch einen 30-Stunden-Job in der Ostsächsischen Sparkasse in Dresden mit einem super Arbeitgeber. Aber für mich als Sportler ist es auch wichtig, dass ich meinen Arbeitsalltag im Hinblick auf die Saison in einen Wettkampfalltag umwandeln kann. Aber das hat gut geklappt, auch vom Kopf her. Im Dezember haben mich zwar zwei dicke Erkältungen erwischt, die aber offenbar nicht so viel Kraft wie befürchtet gekostet haben.
Kraft werden Sie dieses Jahr auch noch brauchen, schließlich stehen wir erst am Beginn der Saison. Wie schnell soll es in dieser Saison noch gehen?
Silvio Schirrmeister:
Ich bin mir die 48 Sekunden schuldig. Dieses Ziel hatte ich schon im letzten Jahr, das hat dann aber aufgrund der Verletzung bei der WM nicht mehr funktioniert. Ich spüre, dass diese Zeit in mir drin ist, aber wann sie fällt, das kann man ja nie so richtig planen.
Und wenn Sie die Saison planen könnten? Wie sähe dann eine Saison nach Wunsch für Sie aus?
Silvio Schirrmeister:
Wenn ich es mir aussuchen könnte, knüpfe ich in diesem Jahr an meine Bestzeit aus dem Vorjahr von 49,15 Sekunden an, stabilisiere mich über die Saison hinweg konstant bei einer tiefen 49er Zeit und erreiche meinen Leistungshöhepunkt bei der EM im August. Mit einer 48er-Zeit sollte man in Zürich ins Finale kommen und da kommt es ja bekanntlich immer auf die beste Tagesform an.
<link news:34376>EM-Norm für Silvio Schirrmeister in Salzburg