Wer fährt zur EM? Am Wochenende (28./29. Juni) fällt in Ratingen die Entscheidung um die begehrten Tickets für die EM in Zürich (Schweiz; 12. bis 17. August). Auf leichtathletik.de verpassen Sie keine Disziplin vom zweiten Tag der Zehnkämpfer.
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110 Meter Hürden
Den Fokus im Winter auf den Sprint zu legen, hat sich für Rico Freimuth (SV Halle) gelohnt. Wie am ersten Tag über die 100 Meter ist er am zweiten Tag auch über die Hürden mit einer neuen Bestleistung gestartet. Kopf an Kopf mit Arthur Abele (SSV Ulm) rannte der Olympia-Sechste in 13,78 Sekunden den Sieg ins Ziel. „Die letzten Jahre bin ich in Deutschland allen davon gelaufen. Mit einem neuen Konkurrenten auf so hohem Niveau war das ein geiles Rennen“, sagte Freimuth im Anschluss. Trotzdem fühlt er sich in seiner Führungsposition sicher. „Ich bin gut drauf und versuche dem Wetter angemessen, den Wettkampf durchzuziehen“.
Auch Abele war von den Strapazen des Vortages nichts anzumerken. Mit 13,82 Sekunden stoppte die Uhr nur knapp hinter Rico Freimuth. Damit überholte er in der Gesamtwertung den Franzosen Kevin Mayer (14,28 sec) und liegt auf Platz zwei. „Ich werde alles geben und hoffen, dass es am Ende für ein EM-Ticket reicht“, sagte Abele.
Europameister Pascal Behrenbruch (LG Eintracht Frankfurt) überquerte die Hürden in 14,32 Sekunden. Norman Müller (Hallesche Leichtathletik-Freunde) brauchte 15,00 Sekunden.
Der Zwischenstand:
1. Rico Freimuth (SV Halle) - 5.288 Punkte
2. Arthur Abele (SSV Ulm) – 5.167 Punkte
3. Kevin Mayer (Frankreich) – 5.144 Punkte
<link video:10073>Der Hürden-Lauf im Video
Diskus
Die Konkurrenz klar distanziert: Rico Freimuth hat den Diskus im ersten Versuch auf die nächste Bestleistung geschleudert und schrammte mit 49,61 Meter an der 50-Meter-Marke. Zweimal trat er noch in den Ring, um die Linie zu übertreffen. Mit seinem Wurftrainer Maco Gerloff feilte der WM-Siebte an seiner Technik. Den Vorsprung in der Gesamtwertung hat der Vorjahreszweite mit der Leistung deutlich ausgebaut.
Dass Hochsprung-Spezialist Rene Stauss (LAV Stadtwerke Tübingen) mit der zweitbesten Weite die Disziplin beschließt, damit hat wohl keiner gerechnet. Er steigerte seine Bestleistung auf 45,87 Meter. Arthur Abele kann mit 43,89 Meter einen soliden Wurf verbuchen und reiht sich nach dem Franzosen Florian Geffrouais (44,92 m) mit dem viertstärksten Versuch ein.
Pascal Behrenbruch musste in einer seiner stärksten Disziplinen Federn lassen. Dem Vorjahressieger wollte kein Wurf so recht gelingen. Bei seinem besten Versuch flackerte die Scheibe auf 43,16 Meter. 2013 kam er im selben Stadion auf 48,25 Meter. Um ein EM-Ticket muss der Frankfurter nun kämpfen. Nicht besser lief es für Kevin Mayer. Seine Punkteausbeute beschränkt sich auf 632 Punkte (38,41 m). Der ehemalige WM-Teilnehmer Norman Müller punktete mit 42,15 Meter.
Der Zwischenstand:
1. Rico Freimuth (SV Halle) – 6.150 Punkte
2. Arthur Abele (SSV Ulm) – 5.911 Punkte
3. Kevin Mayer (Frankreich) – 5.776 Punkte
<link video:10079>Rico Freimuth im Video
Stabhochsprung
Der Titelverteidiger ist zurück im Kampf um die EM-Tickets: Nach dem frühen Ausstieg von Arthur Abele bei 4,40 Meter im Stabhochsprung, hat Pascal Behrenbruch seine Chance gewittert. Mit Angriffslust schwang sich der Frankfurter über 4,90 Meter. Damit hat sich Behrenbruch bis auf neun Punkte an Abele rangeschoben, dessen Vorsprung mit jeder Höhe schrumpfte. Vor den letzten beiden Disziplinen liegen die beiden auf Rang drei und vier. Die Entscheidung um den dritten Startplatz für Zürich (Schweiz; 12. bis 17. August) wird eng. Beide können weit Speer werfen, auf den 1.500 Metern ist Abele schneller einzuschätzen. An die Zahl von Kai Kazmirek (LG Rhein-Wied) aus Götzis (Österreich; 8.471 Punkte) werden sie nicht mehr rankommen, der seinen Platz sicher hat.
Das zweite Ticket hat Rico Freimuth so gut wie gebucht, mit dem Stab gelangen ihm 4,70 Meter. Das reicht, um mit einem komfortablen Abstand die zwei letzten Disziplinen anzugehen. So hoch wie sein Trainingskollege Freimuth kam auch der Jüngste im Feld Julius Sommer (SSV Ulm). Für ihn ist das eine weitere Bestleistung in einem starken Zehnkampf, den er absolviert.
Über eine neue Bestleistung konnte sich auch Patrick Scherfose (LG Weserbergland) freuen. Mit 4,90 Meter sprang er wie schon im letzten Jahr in Ratingen so hoch wie noch nie. Norman Müller kassierte Punkte mit 4,80 Meter, 20 Zentimeter höher als im vergangen Jahr an selber Stelle.
Am höchsten flog aber Kevin Mayer. Der WM-Vierte von Moskau (Russland) sprang bei Sonnenschein mit Einstellung seiner Bestleistung über 5,20 Meter. 5,30 Meter waren nicht mehr drin. "Der Wind war schwierig, ich habe mein Bestes gegeben und bin etwas müde. Aber das ist im Zehnkampf am zweiten Tag normal", sagte der Franzose an zweiter Position liegend.
Der Zwischenstand:
1. Rico Freimuth (SV Halle) – 6.969 Punkte
2. Kevin Mayer (Frankreich) – 6. 748 Punkte
3. Arthur Abele (SSV Ulm) – 6.642 Punkte
4. Pascal Behrenbruch (LG Eintracht Frankfurt) – 6.633 Punkte
Speer
Eine Überraschung war der Disziplinsieg von Arthur Abele. Der Deutsche Meister hat den Speer am Weitesten geworfen, bei 66,29 Meter landete das Gerät. „Der Wettbewerb war komisch. Das Einwerfen lief sehr gut. Deshalb habe ich beim ersten Versuch alles reingelegt. Das ging daneben. Mein Trainer sagte mir dann, ich solle mich zusammenreißen und mal langsam machen. Das hat geklappt“, sagte er zufrieden.
Pascal Behrenbruch konnte seine Stärke nicht ganz ausspielen, für ihn wurden 64,83 Meter gemessen. Damit rangiert Abele vor dem abschließenden 1.500-Meter-Lauf 31 Punkte vor Behrenbruch. Der Europameister muss fünfeinhalb Sekunden auf den Ulmer gutmachen, um sich noch für Zürich zu qualifizieren. Ein schweres Unterfangen: Arthur Abele hält den Meeting-Rekord von Ratingen (04:15,35), allerdings aus dem Jahr 2008.
Der Führende Rico Freimuth konnte die 60-Meter-Marke übertreffen und steigerte sich im Vergleich zu Götzis nochmal um einige Zentimeter auf 60,08 Meter. Den Sieg wird ihm keiner mehr streitig machen. Kevin Mayer schaffte im dritten Versuch 64,01 Meter und bleibt auf der zwei. Rene Stauss erwischte mit 60,97 Meter einen starken Wurf zu einer neuen Bestleistung. Der Zehnkampf geht in die letzte Disziplin.
1. Rico Freimuth (SV Halle) – 7.708 Punkte
2. Kevin Mayer (Frankreich) – 7.546 Punkte
3. Arthur Abele (SSV Ulm) – 7.475 Punkte
4. Pascal Behrenbruch (LG Eintracht Frankfurt) – 7.444 Punkte
1.500 Meter
Kann Pascal Behrenbruch Arthur Abele nochmal angreifen? Das war die Frage vor dem abschließenden 1.500-Meter-Lauf. Aber dem Frankfurter schienen an diesem Tag die Kräfte zu fehlen. Arthur Abele lief ihm von Anfang an davon und kam mit 4:42,55 min ins Ziel. Damit war klar: Der Europameister kann zur Titelverteidigung nicht nach Zürich fahren. Darüber darf sich ein anderer freuen. Für Arthur Abele war der Lauf entspannt, auf den letzten Metern streckte er schon die Arme in die Höhe. „Oh Gott ist das geil zur EM zu fahren, das kann ich kaum glauben“, sagte er strahlend.
Ein stolzer Rico Freimuth lief in 4:45,12 Minuten ins Ziel. Mit dem erwarteten Sieg wurde es nochmal enger als gedacht. Der Franzose Kevin Mayer (4:25,18 min) nahm ihm 20 Sekunden ab, konnte ihm aber den Titel von Ratingen nicht mehr streitig machen. Sein Trainer Wolfgang Kühne bestätigte: „Rico hat einen guten Wettkampf gemacht, die Bedingungen waren nicht leicht“.
Die hohen Punktekurse vom ersten Tag konnten nicht ganz eingelöst werden. Für Freimuth ist es nach Götzis der zweite starke Zehnkampf in dieser Saison.
Der Endstand im Zehnkampf:
1. Rico Freimuth (SV Halle) – 8.356 Punkte
2. Kevin Mayer (Frankreich) – 8.323 Punkte
3. Arthur Abele (SSV Ulm) – 8.139 Punkte
4. Pascal Behrenbruch (LG Eintracht Frankfurt) - 8.055 Punkte