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Leo Köpp – Auf den Spuren seines Mentors

Leo Köpp gilt als Top-Talent im Straßengehen. Der Athlet der LG Nord Berlin möchte sich in den nächsten Jahren im Profi-Bereich etablieren und an die Erfolge seines Trainers André Höhne anknüpfen.
Katharina Logisch

Samstagmorgen, 10 Uhr. Auf dem Gelände des olympischen Trainingszentrums in Kienbaum schläft um diese Zeit keiner mehr. Seit den frühen Morgenstunden ist der Nachwuchs-Geher Leo Köpp (LG Nord Berlin) auf den Beinen. Nach einer intensiven Laufeinheit begrüßt er mit einem Lächeln seinen Trainer André Höhne.

„Ich profitiere sehr von seiner Erfahrung. Gerne möchte ich ihm da folgen“, sagt der 22-Jährige über seinen Trainer und Mentor, der zwischen 2005 und 2011 selbst insgesamt sieben Mal Deutscher Meister im 20 Kilometer Straßengehen war und bei den Europameisterschaften 2010 in Barcelona (Spanien) den siebten Platz belegte. Sein größter Erfolg: Platz vier über 50 Kilometer 2009 bei der Heim-WM in Berlin.

In dieser Liga geht Leo Köpp noch nicht, in der Geher-Szene ist er dennoch kein unbeschriebenes Blatt mehr: Der Sieg beim U20-Europacup 2017 und Top-Ten-Platzierungen bei U20-Europa- und Weltmeisterschaften brachten ihn an die Spitze der internationalen Nachwuchs-Geher. Maßgeblichen Anteil daran hat André Höhne.

Der Kindheitstraum – ein Jahr verschoben

Seit 2014 trainieren die beiden Seite an Seite. André Höhne verrät über seinen Schützling: „Leo ist ein Talent im Gehen. Wenn das gewisse Potenzial und die Rahmenbedingungen vorhanden sind, um diese abzurufen, kann er Großes erreichen und in meine Fußstapfen treten.“ Mit einer persönlichen Bestzeit von 1:23:24 Stunden über 20 Kilometer Gehen ist Leo Köpp dabei auf einem sehr guten Weg. Noch knapp drei Minuten fehlen dem Athleten der LG Nord Berlin, um die Bestzeit seines Trainers (1:20 h) zu schlagen.

Im März dieses Jahres war Leo Köpp, wie er selbst sagt, in Höchstform. Doch dann kam der Schock: Absage der Olympischen Spiele. Absage der Qualifikationswettkämpfe. Absage der Trainingslager. Das gemeinsame Ziel von Trainer und Schützling, die Teilnahme an den Olympischen Spielen, rückte damit vorerst in die Ferne. Dennoch möchten die beiden das große Ziel im kommenden Jahr erneut angehen.

Von einer Pechsträhne verfolgt

Rückschläge sind für Leo Köpp nichts Neues. 2018 erlitt er einen Muskelbündelriss, der ihn mehrere Wochen zurückwarf. Ein Jahr später hatte er mit den Folgen eines Pfeifferschen Drüsenfiebers zu kämpfen. Besonders in dieser Zeit merkte er, dass ein kurzer Moment die monatelange harte Arbeit zerstören kann.

Mithilfe eines Ärzteteams und der Unterstützung seines Trainers kämpfte sich Leo Köpp zurück. Die Devise des Gehers lautet: „Ich gebe nicht auf, ich mache immer weiter. Ich habe viele Menschen um mich, die mich unterstützen und mir den Kopf hochhalten, wenn ich ihn nicht selbst hochhalten kann.“

Balance-Akt zwischen Hörsaal und Leistungssport

Der Tagesablauf des Gehers ist streng getaktet. Neben einer 40 Stunden-Woche für den Sport studiert er an der Humboldt-Universität zu Berlin Jura. Sein Trainer bewundert diese Einstellung: „Leo ist ein zielstrebiger junger Mann, der den Balance-Akt zwischen Studium und Hochleistungssport ausgezeichnet löst.“ Sein langjähriger Plan, das Staatsexamen erst nach den Olympischen Spielen zu absolvieren, hat sich durch die aktuelle Situation zeitlich verschoben und soll nun bereits früher angegangen werden.

Zuvor legt Leo Köpp jedoch noch einen kurzen Zwischenstopp im Olympischen Trainingszentrum in Kienbaum ein. Mit seiner Trainingsgruppe und seinem Trainer hat er dort zuletzt ein zweiwöchiges Trainingslager absolviert, um gemeinsam wieder langsam in den gewohnten Sportleralltag zurückzukehren.

„Wenn ich in seine Fußstapfen trete, dann so“

Die Kommunikation zwischen Trainer und Athlet erfolgt aufgrund der jahrelangen Zusammenarbeit wie bei einem eingespielten Team. „Mein Trainer weiß genau, was ich brauche“, erklärt der Geher. „Leo überzeugt vor allem mit seinem Challenge-Charakter. Er investiert nicht nur viel Zeit für seine Leidenschaft. Er weiß ganz genau, wofür es sich zu kämpfen lohnt. Bei ihm stimmen alle Parameter, um an der deutschen Spitze anzugreifen“, sagt sein Trainer.

Wenn nach der Corona-Pause demnächst für Leo Köpp wieder Wettkämpfe auf dem Programm stehen, wird ihn sein Trainer mit dem Fahrrad begleiten und ihn mit Getränken versorgen. „Oft haben wir dabei viel Zeit. Dann erzählt mir André von damals und berichtet, wie schwer ihm manche Wettkämpfe gefallen sind.“

Doch egal welche Höhen und Tiefen Leo Köpp auch erlebt, sein Herz schlägt dauerhaft für das Gehen. So wie das auch bei seinem Trainer der Fall ist. „André setzt sich sehr intensiv für ein Projekt ein. Trotzdem bleibt er sachlich und konstruktiv. Aber gleichzeitig steht er emotional hinter jeder einzelnen Person. Wenn ich in seine Fußstapfen trete, dann so,“ sagt Leo Köpp. Ein starker Schlusssatz, dem er sofort Taten folgen lässt. Mit einem Lächeln auf den Lippen geht es auf zur nächsten Geh-Einheit – immer auf den Spuren des Mentors.

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