| Olympische Spiele 2021

Tokio Tag 6 | Die DLV-Athletinnen und -Athleten in den Vorrunden

In zwei Leichtathletik-Wettbewerben finden am Mittwoch bei den Olympischen Spielen Vorrunden mit deutscher Beteiligung statt. Hier lesen Sie von Disziplin zu Disziplin, wie sich die DLV-Athletinnen und -Athleten im Olympiastadion von Tokio präsentiert haben.
Silke Bernhart / Alexandra Dersch

Olympische Spiele 2021 kompakt

FRAUEN

1.500 Meter | Halbfinale

Caterina Granz verabschiedet sich achtbar

Es war der erwartbare schnelle Ritt. Im Halbfinale der Olympischen Spiele gaben die Protagonistinnen des ersten Halbfinals direkt Gas. Sie wussten: Nur die ersten fünf Athletinnen plus zwei Zweitschnellste sollten den Sprung in die finale Runde dieser Spiele schaffen. Mitten drin im Feld um die amtierende Olympiasiegerin Faith Kipyegon aus Kenia: die Berlinerin Caterina Granz. Für die 27-Jährige war allein der Start in Tokio nach starken Hüftproblemen in dieser Saison schon ein Erfolg, den sie sich vor zwei Tagen mit ihrem starken Rennen im Vorlauf versüßt hatte. Doch in diesem Halbfinale wurde schnell deutlich: Die Lücke zur Weltspitze ist noch groß.

Während anfangs an der Spitze die Japaner Nozomi Tanaka aufs Tempo drückte, hielt sich Caterina Granz hinten im Feld auf. Und damit aus möglichen Rangeleien raus, doch genau diese Position brachte sie ins Stolpern. Knapp vor ihr stürzte die Kenianerin Winny Chebet, brachte damit auch die US-Amerikanerin Cory Ann McGee zu Fall. Caterina Granz konnte ausweichen, kam aber ins Straucheln, und musste das Rennen abgeschlagen zur davonstürmenden Spitze alleine fortsetzen. Während Faith Kipyegon in 3:56,80 Minuten als Siegerin ungefährdet ins Finale einzog, kam die Athletin der LG Nord Berlin in 4:10,93 Minuten (Platz 10) ins Rennen.

Im zweiten Halbfinale gab Sifan Hassan (Niederlande) abermals eine Kostprobe ihres überragenden Könnens und holte sich in 4:00,23 Minuten den Sieg. Den letzten Platz im Finale über die Zeit holte sich Kristiina Mäki aus Tschechien. Die 29-Jährige, die Anfang des Jahres erst Mama geworden war, lief in 4:01,23 Minuten Landesrekord.

Caterina Granz (LG Nord Berlin)
Bis zum Sturz vor mir habe ich mich gut gefühlt, so gut habe ich mich noch nie im Rennen gefühlt. Ich weiß nicht, wie schnell es hintenraus geworden ist, aber es hätte noch ein Stück weiterlaufen können. Das reißt einen dann einfach so raus, und bei der Geschwindigkeit kann man die Lücke auch nicht schließen, und alleine in die letzte Runde zu gehen ist natürlich sehr schwer. Ich bin trotzdem eigentlich total glücklich. Natürlich nicht mit dem Rennen, aber über das ganze Erlebnis. Vor allem bin ich glücklich darüber, dass es sich so gut angefühlt hat und dass ich da noch Stück hätte mitrennen können. Es hat mir gezeigt, dass ich ein gutes Niveau habe und dass ich dann in einem anderen Rennen schnell laufen kann. So etwas passiert. Das sind dann nicht nur die Meter, die man verliert, sondern man verliert auch den Rhythmus. Dieser Moment zu realisieren: Die anderen sind jetzt weg, die anderen haben ein anderes Niveau als ich und ich kann da nicht so einfach ranlaufen wie Sifan Hassan. Natürlich kämpft man dagegen an, aber da kommt dann auch im Rennen so eine kleine Enttäuschung auf.

 

MÄNNER

Speerwurf | Qualifikation

Johannes Vetter und Julian Weber mit großem Q

Der eine brauchte drei Versuche, der andere machte es im ersten. Im Finale stehen beide: Johannes Vetter (LG Offenburg; 85,64 m) und Julian Weber (USC Mainz; 84,41 m) haben am Mittwoch in der Qualifikation die direkte Qualifikationsweite von 83,50 Metern überboten. Johannes Vetter kämpfte in den ersten beiden Versuchen zunächst mit technischen Problemen, bevor der Speer über die Marke flog. Ebenfalls auf Anhieb meisterte diese neben Weber nur noch Neeraj Chopra (Indien; 86,65 m). Ausgeschieden ist der Überraschungs-Weltmeister von Doha Anderson Pieters (Grenada; 80,42 m), auch der Olympiasieger von 2012 Keshorrn Walcott (Trinidad und Tobago; 79,33  m) verpasst das Finale. Das gleiche gilt für Bernhard Seifert (SC Potsdam), der auf der erhitzten und dadurch etwas weichen Anlaufbahn über die Abwurfmarke rutschte und nach zwei ungültigen Versuchen nur auf 68,30 Meter kam.

STIMMEN ZUM WETTBEWERB:

Johannes Vetter (LG Offenburg):
Da brauche ich nicht viel zu erzählen. Großes Q. Darauf kam’s an, und das habe ich geschafft. Klar hätte ich’s gerne im Ersten gemacht, ich hätte auch gerne weiter geworfen. Seit den Wettkämpfen vor Olympia kriege ich nicht das richtige Timing, den richtigen Rhythmus hin. Sodass ich sagen kann, das passt alles zusammen und dann knallt das vorne. Das müssen wir jetzt bis Samstag fixieren. In den ersten zwei Versuchen stand ich auf der Bahn eigentlich ganz gut, aber da war die Position nicht so gut, sonst wären sie weiter geflogen. Im letzten Versuch hatte ich das Gefühl, von der Position her passt es, da komme ich ganz gut dran – aber da bin ich gerutscht. Wenn man genau hinschaut, sieht man es, da kam ein kleiner Krater in den Belag. Was soll ich jetzt unruhig werden, es ist jetzt so, wie es ist. Ich arbeite jetzt weiter mit Boris [Obergöll; Trainer] zusammen, dass wir den richtigen Weg finden, und telefoniere noch mal Hans-Dieter Hermann [Sportpsychologe], und dann Vollgas am Samstag. So wie immer!

Julian Weber (USC Mainz):
Ich fand mich super heute (lacht). Es hat alles gepasst, war alles ganz easy, ganz locker, gut in den Wurf reingekommen, der Rhythmus hat gepasst. Ich wusste, dass ich gut drauf bin und dass ich das machen kann. Und wirklich sehr froh, dass es direkt im Ersten geklappt hat und ich mich dann entspannen konnte. Bei der Hitze ist das nicht so einfach. Im Finale will ich auf jeden Fall in die ersten Acht, ich will dieses Mal anders als in Rio meine sechs Versuche haben, dafür lege ich alles rein!

Bernhard Seifert (SC Potsdam):
Die Enttäuschung ist gerade noch sehr groß. Es war nicht so einfach. Der Belag war durch die Hitze sehr weich. Beim Ersten bin ich sehr gerutscht, was eigentlich untypisch ist, weil ich da sonst nie Probleme habe. Aber es lag nicht nur daran, es passt zurzeit nicht so wirklich. Wenn man sich das Video anguckt, dann sieht es von der Seite eigentlich ganz gut aus. Aber ich kriege den Druck nicht richtig auf den Speer. Da bin ich etwas ratlos. An sich fühle ich mich gut, mir tut nichts weh. Im Vorfeld war es schon ein Auf und Ab, aber ich habe mich super gefreut, hier heute zu werfen, und ich habe mich gut gefühlt. Jetzt muss ich erstmal schauen, woran es im Endeffekt lag. Klar, da sind technische Probleme, die Form ist auch nicht so stabil wie zum Beispiel 2019. Es ist natürlich sehr schade, dass gerade in der Qualifikation beim Höhepunkt fast so ein Totalausfall kommt.
 

Olympische Spiele 2021 kompakt

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