| Olympische Spiele 2021

Tokio Tag 7 | Olympischer Rekord im Zehnkampf, Ryan Crouser unschlagbar

Tag 7 der Leichtathletik-Wettbewerbe bei den Olympischen Spielen ist Geschichte. Damian Warner ist der König von Tokio. Ryan Crouser legte wie erwartet einen dominanten Auftritt hin und über 110 Meter Hürden gewann nicht etwa der große Favorit Grant Holloway.
Nicolas Walter mit dpa

Olympische Spiele 2021 kompakt

Der Kanadier Damian Warner ist Olympiasieger im Zehnkampf. Der 31-jährige Leichtathlet holte sich am Donnerstagabend in Tokio mit dem olympischen Rekord von 9.018 Punkten die Goldmedaille. Weltrekordler Kevin Mayer aus Frankreich landete nach dem abschließenden 1.500-Meter-Lauf wie schon vor fünf Jahren in Rio de Janeiro auf dem zweiten Platz (8.726). Bronze nach zwei Wettkampftagen gewann der Australier Ashley Moloney (8.649).

Als bester Deutscher kam Kai Kazmirek von der LG Rhein-Wied mit 8.126 Punkten auf den 14. Platz. Niklas Kaul (USC Mainz) hatte bei seinem Olympia-Debüt am Mittwoch im Rennen über 400 Meter wegen einer Fußverletzung aufgeben müssen. 2012 in London und 2016 in Rio hatte der US-Amerikaner Ashton Eaton Gold gewonnen.

Die Frankfurter Siebenkämpferin Carolin Schäfer wurde nach dem abschließenden 800-Meter-Lauf Siebte mit 6.419 Punkten. Vor fünf Jahren in Rio hatte sie es auf Rang fünf geschafft. Vanessa Grimm aus Königstein im Taunus belegte Position 19 mit 6.114 Punkten. Wie schon 2016 kürte sich Nafissatou Thiam aus Belgien mit 6.791 Punkten zur Olympiasiegerin. Silber gewann die Niederländerin Anouk Vetter mit 6.689 Punkten vor ihrer Landsfrau Emma Oosterwegel (6.590).

Ryan Crouser unschlagbar

Kugelstoß-Favorit Ryan Crouser ist auch in Tokio unschlagbar. Nach 2016 in Rio gewann der 28 Jahre alte US-Amerikaner die zweite Goldmedaille. Bei dem Weltrekordler und WM-Zweiten stellte sich nicht die Frage, ob er gewinnt, sondern mit welcher Weite.

Der aus Portland stammende Athlet katapultierte mit seiner Drehstoßtechnik die Eisenkugel über 23 Meter auf 23,30 Meter – nur sieben Zentimeter von seiner Weltrekordweite entfernt. 23,37 Meter hatte er am 18. Juni in Eugene (USA) gestoßen. Die Konkurrenten im Olympia-Finale waren ihm nicht gewachsen: Sein Landsmann, der zweimalige Weltmeister Joe Kovacs, holte mit 22,65 Metern wie vor fünf Jahren in Rio Silber. Auch Tomas Walsh aus Neuseeland wiederholte mit 22,47 Metern seinen olympischen Bronzegewinn.

Ein besseres Timing hätte Dreispringer Hugues Fabrice Zango aus Burkina Faso kaum finden können. „Ich bin richtig glücklich für Burkina Faso, weil heute der Unabhängigkeitstag meines Landes ist und ich die erste Medaille für mein Land geholt habe“, sagte der 28-Jährige über die Medaillenpremiere. Hugues Fabrice Zango holte in Tokio mit einer Weite von 17,47 Metern Bronze für das westafrikanische Land.

Pedro Pichardo mit Gold

Zum Olympiasieger in Abwesenheit des verletzten US-Amerikaners Christian Taylor, 2012 und 2016 jeweils Gewinner von Gold, krönte sich der Portugiese Pedro Pichardo (17,98 m) vor Zhu Yaming aus China (17,57 m). „Burkina Faso ist echt glücklich, alle sind glücklich. Ich denke, die werden eine große Party für mich schmeißen, wenn ich zurückkomme“, meinte Zango nach dem Wettkampf.

Im 400-Meter-Finale sicherte sich Steven Gardiner (Bahamas) in 43,85 Sekunden die Goldmedaille. Silber ging an Anthony Jose Zambrano aus Kolumbien in 44,08 Sekunden, Bronze an Kirani James (Grenada; 44,19 sec).

Über 110 Meter gab es dagegen eine Überraschung: Nicht der favorisierte Grant Holloway (USA) setzte sich durch, stattdessen sprintete Hansle Parchment (Jamaika) in 13,04 Sekunden als Erster über die Ziellinie. Holloway kam in 13,09 Sekunden auf Rang zwei. Bronze ging an Roland Levy (Jamaika; 13,10 sec).

Christopher Linke stark

Die US-Amerikanerin Katie Nageotte ist erstmals Olympiasiegerin im Stabhochsprung. Die 30-Jährige gewann mit 4,90 Metern. Weltmeisterin Anschelika Sidorowa – die Russin startet unter neutraler Flagge – holte mit fünf Zentimetern weniger Silber vor der höhengleichen Britin Holly Bradshaw. Rio-Olympiasiegerin Ekaterini Stefanidi aus Griechenland verpasste als Vierte mit 4,80 Meter Edelmetall. Die einzige nominierte deutsche Teilnehmerin, Lisa Ryzih aus Ludwigshafen, hatte kurz vor den Spielen wegen einer Rückenverletzung abgesagt.

Über 20 Kilometer Gehen konnte Christopher Linke (SC Potsdam) ein starkes Ergebnis einfahren. Lange Zeit sah es am Donnerstagvormittag deutscher Zeit für den 32-Jährigen nicht danach aus, als könne er sein vorab gestecktes Ziel einer Top Acht-Platzierung erreichen. Doch der Potsdamer rollte das Feld von hinten auf und belegte schlussendlich in der Hitze von Sapporo in 1:21:50 Stunde einen überzeugenden fünften Platz.

Neben Christopher Linke zeigte mit Leo Köpp ein weiterer deutscher Athlet eine starke Vorstellung. Bei seinem Olympia-Debüt belegte der Berliner in 1:24:46 Stunde Platz 22. Der dritte deutsche Starter im Bunde Nils Brembach konnte sich zunächst im vorderen Teil des Feldes platzieren, kam dann jedoch immer weniger gut mit den Temperaturen um die 30 Grad klar. Als 28. erreichte er schließlich in 1:26:45 Stunde das Ziel. Olympiasieger wurde der Italiener Massimo Stano (1:21:05 h) vor den beiden Japanern Koki Ikeda und Toshikazu Yamanishi.

Deutsche 100-Meter-Staffeln überzeugen

Aus deutscher Sicht lief es für die beiden 100-Meter-Staffeln optimal. Die weibliche Staffel mit Rebekka Haase (Sprintteam Wetzlar), Alexandra Burghardt (LG Gendorf Wacker Burghausen), Tatjana Pinto (LC Paderborn) und Gina Lückenkemper (SCC Berlin) fuhr in 42,00 Sekunden einen eindrucksvollen Vorlauf-Sieg ein. Wie spannend, eng und schnell es im Finale werden kann, zeigt ein Blick auf die weiteren Zeiten: Großbritannien als zweiter Vorlauf-Sieger schraubte den britischen Rekord auf 41,55 Sekunden, die USA haben dahinter in 41,90 Sekunden auch noch nicht alle Karten aufgedeckt.

Auch die deutsche Staffel der Männer zeigte eine starke Vorstellung: Lucas Ansah-Peprah (Hamburger SV) setzte sich auf der Zielgeraden gegen starke Konkurrenz zur Wehr und brachte den Stab nach 38,06 Sekunden ins Ziel. Bei 38,02 Sekunden steht der deutsche Rekord. Zwar fehlte das große Q für die Top Drei. Mit der insgesamt sechstschnellsten Zeit stand jedoch direkt fest: Gemeinsam mit Startläufer Julian Reus (LC Top Team Thüringen), Joshua Hartmann (ASV Köln) und Deniz Almas (VfL Wolfsburg) wurde der Traum vom Finale wahr!

Marie-Laurence Jungfleisch (VfB Stuttgart) war zum richtigen Zeitpunkt topfit: In der Hochsprung-Qualifikation übersprang sie als eine von 14 Athletinnen 1,95 Meter, steigerte ihre Saison-Bestmarke um fünf Zentimeter und sicherte sich ein großes Q. Damit steht sie in ihrem zweiten Olympia-Finale. Imke Onnen (Hannover 96) musste sich dagegen nach einem Satz über 1,86 Meter bei 1,90 Meter verabschieden.

Deutsche 4x400 Meter-Staffel schnell unterwegs

Über 1.500 Meter verpasste Robert Farken (SC DHfK Leipzig) das Finale über 1.500 Meter. Der 23-Jährige kam nach einem mutigen Rennen über Platz acht in seinem Halbfinal-Lauf in 3:35,21 Minuten nicht hinaus. „Ich habe versucht, mich was zu trauen. Ich glaube, das ist mir gelungen. Es ist schade, dass ich auf der Gegengeraden das Rennen verliere und wichtige Plätze abgebe“, sagte Robert Farken. Das tue „schon weh, egal wie die Papierform vorher ist.“

Auch die deutsche Frauen-Staffel über 4x400 Meter verpasste das Finale. Corinna Schwab (LAC Erdgas Chemnitz), Carolina Krafzik (VfL Sindelfingen), Laura Müller (LC Rehlingen) und als Schlussläuferin Ruth Sophia Spelmeyer-Preuß (VfL Oldenburg) schieden nach Platz vier im ersten Vorlauf aus. Und das obwohl die Zeit des deutschen Quartetts von 3:24,77 Minuten die beste seit dem Jahr 2010 war. Die Bestzeit legte die US-Staffel mit 3:20,86 Minuten hin. „Es ist super enttäuschend, super frustrierend“, sagte Ruth Spelmeyer-Preuss im ZDF. Schwab meinte: „Ich habe alles gegeben. Es ist schon schade, wenn man mit so einer Zeit ausscheidet.“

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