| München 2022

EM Tag 6 | Bo Kanda Lita Baehre fliegt zu Silber

Die letzte deutsche EM-Medaille gab es 2012 in Helsinki. Zehn Jahre später war es nun Bo Kanda Lita Baehre, der sich endlich mit Edelmetall belohnte. Beim Favoritensieg des Titelverteidigers Armand Duplantis aus Schweden gewann der Deutsche Meister Silber. Torben Blech und Oleg Zernikel rangierten sich als Achter und Neunter am Ende des Feldes ein.
Jane Sichting

Die Bedingungen im Münchner Regen machten es den Stabhochspringern im Finale am Samstagabend nicht einfach. Davon scheinbar unbeeindruckt präsentierte sich vor allem der schwedische Überflieger und Titelverteidiger Armand Duplantis. Beinahe mühelos überquerte er all seine Sprünge bis einschließlich 6,06 Meter im ersten Versuch. Das war nicht nur neuer Meisterschaftsrekord, sondern auch die Siegeshöhe an diesem Abend. Auf weitere Versuche verzichtete der Himmelstürmer.

Nicht weniger Applaus hatte sich aber auch Bo Kanda Lita Baehre (TSV Bayer 04 Leverkusen) verdient. Nach Platz sieben bei der WM in Eugene (USA) erfüllte er sich endlich seinen Traum einer internationalen Medaille und gewann Silber. Dass er dabei sogar ins Duell mit dem Weltrekordhalter ging und sich an 5,95 Meter – fünf Zentimeter höher als seine Bestleistung – probierte, zeigt einmal mehr, wie angriffslustig und hungrig der Leverkusener ist. Am Ende standen 5,85 Meter und EM-Silber – ein Erfolg, der zuletzt Björn Otto bei der EM 2012 in Helsinki (Finnland) gelungen war, Raphael Holzdeppe (LAZ Zweibrücken) hatte damals Bronze geholt. Das Podium in München komplettiert wurde vom norwegischen Aufsteiger Pål Haugen Lillefosse (5,75 m).

Von Beginn an nicht so recht in den Wettkampf gefunden hatte hingegen der Deutsche Vizemeister Oleg Zernikel (ASV Landau). So souverän wie er sich noch bei der WM in Eugene präsentierte, als er mit persönlicher Bestleistung auf Rang fünf gesprungen war, so holprig lief es für ihn bei der Heim-EM im Münchner Olympiastadion. Schon für die Anfangshöhe von 5,50 Meter benötigte der 27-Jährige einen zweiten Anlauf. Nur eine Höhe später schrieb er sich schließlich mit drei X in die Ergebnisliste ein – in der Endabrechnung Rang neun. Höhengleich und nur dank des gültigen ersten Versuches über die Einstiegshöhe auf Rang acht musste auch Torben Blech (TSV Bayer 04 Leverkusen) frühzeitig den Stab wieder beiseitelegen und sich nach drei ungültigen Versuchen über 5,65 Meter aus dem Finale verabschieden.

Stimmen zum Wettbewerb

Bo Kanda Lita Baehre (TSV Bayer 04 Leverkusen; 5,85 m):
„Die Medaille ist immer im Kopf. In jedem Finale, in dem ich stand, wollte ich eine Medaille gewinnen. Heute war so ein Tag, wo ich wusste, okay, jetzt kann ich sehr weit gehen und es war ein sehr toller Wettkampf. Die Leute hatten Bock und dann habe ich versucht, so ein bisschen mit dem Publikum zu interagieren. Und das war wirklich ein tolles Erlebnis. Ernüchternd ist dann nur der Moment, wenn man den Wettkampf mit drei Fehlversuchen beendet. Das zieht einen echt auch runter, muss ich sagen. Ich habe den Kopf nach dem letzten Sprung auch runtergenommen, weil ich so enttäuscht war, den Wettkampf so beenden zu müssen. Ich möchte dann mehr abliefern. Im Endeffekt ist die Silbermedaille aber natürlich geil. Aber ich habe am Ende auch gegen Einen verloren und das zieht einen runter. Ich will jetzt aber auch nicht zu gierig sein und muss die erste Medaille nehmen, akzeptieren und wertschätzen. Ich wollte Armand Duplantis aber schlagen, er ist kein Übermensch. Dass es noch nicht gereicht hat, motiviert mich zusätzlich. Ich werde mich jetzt als Vize-Europameister nicht ausruhen.“

Torben Blech (TSV Bayer 04 Leverkusen; 5,50 m):
„Ich sage mal so: Erstes Finale bei den Erwachsenen. Die Platzierung finde ich okay, gerade bei dem internationalen Niveau in Europa dieses Jahr, wo viele sehr konstant sehr hoch gesprungen sind. Ich wäre gern noch etwas öfter gesprungen, auch mit dieser Atmosphäre hier. Ich weiß, dass ich sehr hoch springen kann und es ist eine Frage der Zeit, bis die Konstanz wieder mehr reinkommt. Ich bin jetzt nicht unzufrieden und nach dem Saisonverlauf kann ich mit erhobenem Haupt nach Hause gehen und freue mich auf die restlichen Wettkämpfe der Saison.“

Oleg Zernikel (ASV Landau; 5,50 m):
„Ich habe heute nicht das gezeigt, was ich zeigen wollte, was ich zeigen konnte. Das ist auf jeden Fall enttäuschend, wenn man mit einem fünften Platz von der WM hierherkommt. Dann erwischt man so einen Tag und vielleicht auch so ein Wetter. Aber die Bedingungen waren für alle gleich. Deswegen ist das keine Ausrede. Ich musste mich von meiner besten Seite zeigen, konnte es aber nicht. Das ist Stabhochsprung. Es kann gut gehen, es kann schlecht gehen. Heute musste ich wohl den schlechtesten Wettkampf meiner Karriere erleben. Jetzt muss ich daraus lernen und auch positive Dinge daraus ziehen, nicht nur negative. Ich werde das alles verarbeiten müssen und werde trainieren, um stärker zu werden – mit dem Ziel Paris 2024.“

EM 2022 München

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