| Post-Covid

Alina Kenzel macht sich auf den steinigen Weg zu alter Stärke

Eigentlich wollte Kugelstoßerin Alina Kenzel vergangenes Jahr an den Welt- und Europameisterschaften teilnehmen. Doch es kam alles anders: Zwei Corona-Infektionen ließen diese Träume jäh zerplatzen, sie kämpfte mit Post-Covid-Symptomen und konnte keine Wettkämpfe bestreiten. Eine Rückkehr auf die Wettkampfbühne soll erst erfolgen, wenn sie wieder an alte Stärke anknüpfen kann.
Svenja Sapper

Hinter Alina Kenzel (VfL Waiblingen) liegt ein Jahr ohne Wettkämpfe. Nach zwei Corona-Infektionen hatte ihr Körper die Notbremse gezogen. Wie die Süddeutsche Zeitung (SZ) am Donnerstag berichtete, leidet die Kugelstoßerin am „Post Accused Corona Syndrome“ (PACS), einer Erkrankung der Atemwege. Sie kämpfte mit Luftnot, Erschöpfung, Schwindel, Taubheit einer Gesichtshälfte. „Ich konnte kaum mehr einen Spaziergang machen, war nicht in der Lage, Treppen zu steigen“, erinnert sich Kenzel in der SZ.

Erstmals erkrankte sie im März 2021 an Corona. Bereits Ende 2021 traten erste Symptome von Post-Covid auf, noch vor der zweiten Corona-Infektion, die sie im Frühjahr 2022 ereilte. Symptome, die Alina Kenzel nicht zuordnen konnte und zunächst auf eine im Januar erfolgte Operation zurückführte. Symptome, für die auch die konsultierten Mediziner anfangs noch keine Behandlungsmöglichkeit fanden.

Langwierige Behandlung

„Es war ein wahrer Ärzte-Marathon“, sagt Alina Kenzel gegenüber leichtathletik.de. Unter anderem suchte sie das Zentrum für Sportmedizin in Warendorf auf, wo man sie schließlich nach Ulm verwies, zu Daniel Gagiannis. Der Oberarzt für Lungenheilkunde im dortigen Bundeswehr-Krankenhaus hat eine Sprechstunde speziell für Spitzensportlerinnen und -sportler mit Post-Covid-Symptomen eingerichtet und behandelt die Kugelstoßerin seit dem vergangenen Sommer.

Ihre Atemprobleme führte der Arzt auf verengte Lungenbläschen nach der Infektion zurück. Antibiotika und Kortison halfen, zudem unterzog sich Alina Kenzel einer thermoplastischen Behandlung, bei der per Gefäßkatheter Wärme in ihre Lungen eingeführt wurde. Um Verspannungen zu lösen, ließ sie sich die Druckpunkte am Nacken massieren.

Zurück im behutsamen Aufbau

Erleichterung brachte das Wissen um wertvolle Unterstützung. Die EM-Finalistin von 2018 gehört der Sportfördergruppe der Bundeswehr an, der Deutsche Leichtathletik-Verband (DLV) berief die dreimalige Deutsche Meisterin erneut in den Perspektivkader. Mittlerweile ist die 25-Jährige zudem wieder im Training, gesundheitlich geht es ihr wesentlich besser. „Ich höre auf mein Gefühl und steigere mich Stück für Stück“, erzählt Alina Kenzel. Von ihrem Arzt wird sie immer noch regelmäßig durchgecheckt. „Ich versuche, durch Reha und behutsames Training die Belastungsfähigkeit langsam zu erhöhen.“

Am 9. Januar dieses Jahres nahm sie erstmals nach einjähriger Leidenszeit wieder eine Kugel in die Hand. Wann sie wieder in einem Wettkampf in den Ring steigen wird, steht jedoch noch in den Sternen. Trainer Peter Salzer möchte mit dem Wiedereinstieg warten, bis sein Schützling wieder 18 Meter stoßen kann. Zuletzt gelang das der früheren U23-Europameisterin im Juli 2021, als sie in Bottnaryd (Schweden) und beim Werfertag in Thum mit 18,69 und 18,30 Metern die beiden besten Ergebnisse ihrer Karriere ablieferte.

Trainer und Athletin sind überzeugt, dass diese Leistung noch nicht das Ende der Fahnenstange bedeutet. „Man spürt, dass in Alina wieder ein Feuer entfacht wird“, sagt Peter Salzer der SZ. Und Alina Kenzel betont, dass ihre sportlichen Träume noch nicht ausgeträumt sind. Die Olympischen Spiele 2024 in Paris (Frankreich) hat die Kugelstoßerin wieder fest im Visier.

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