| Generationswechsel

André Höhne – Der neue Bundestrainer Langstrecke Männer

Der Deutsche Leichtathletik-Verband (DLV) hat mit Beginn des Olympiazyklus 2020 den personellen Generationswechsel fortgeführt und insgesamt 31 Bundestrainer-Posten im Spitzen- und Nachwuchsbereich verändert. Junge, aufstrebende Trainer verstärken das erfahrene DLV-Trainerteam. leichtathletik.de stellt einige der neuen Bundestrainer näher vor. Diesmal André Höhne. Der 38-Jährige gehörte über ein Jahrzehnt zur Geher-Weltklasse und ist seit dem 1. Januar neuer Bundestrainer für den Langstreckenlauf der Männer.
Martin Neumann

Als Ende des vergangenen Jahres die Neu-Besetzungen von Bundestrainer-Posten veröffentlicht wurden, staunten viele Leichtathletik-Interessierte ungläubig. Ein ehemaliger Geher soll fortan für die besten deutschen Bahn-Langstreckler verantwortlich sein? Ja, André Höhne ist seit dem 1. Januar neuer Langstrecken-Bundestrainer der Männer. Und um mit einem Vorurteil gleich mal aufzuräumen: Geher gehen nicht nur im Training. Nein, sie laufen auch – und zwar eine ganze Menge.

„Es gab wohl kaum einen Trainingstag, an dem ich nicht gelaufen bin“, erinnert sich André Höhne an seine Karriere. Intensive Dauerläufe über 10 Kilometer schaffte er wie andere Weltklasse-Geher in rund 32 Minuten. Spitzenläufer sind in einer solchen Trainingseinheit nicht viel schneller unterwegs. „Aber bei uns sah es stilistisch mit Sicherheit nicht so schön aus“, gibt André Höhne zu.

2018 in Berlin um EM-Medaillen laufen

Ohnehin ist das Gespräch mit dem 38-Jährigen äußerst gelöst. Der Berliner spricht offen über seine Pläne und Ziele. „Wir haben ein kleines, aber feines Team an Athleten. Es geht darum, die Läufer Stück für Stück zu verbessern, sodass wir 2018 bei der EM in Berlin wieder um Medaillen laufen können“, sagt André Höhne. So wie vergangenen Sommer in Amsterdam, als Richard Ringer (VfB LC Friedrichshafen) zu EM-Bronze über 5.000 Meter spurtete.

Ihn hält der neue Bundestrainer momentan für den deutschen Langstreckler mit dem größten Potenzial. Außerdem baut er auf Olympia-Starter Florian Orth (LG Telis Finanz Regensburg), Ringers Trainingskameraden Martin Sperlich (VfB LC Friedrichshafen) sowie die sich noch im jungen Langstreckenalter befindlichen Marcel Fehr (SG Schorndorf) und Amanal Petros (SV Brackwede).

Fließender Übergang vom Athleten zum Trainer

Der Weg vom Weltklasse-Geher André Höhne hin zum Trainer verlief nahtlos. Schon als Athlet hatte der Zeitsoldat, der einen Honorarvertrag bis Ende 2018 als Bundestrainer erhalten hat, seinen C- (1999) und B-Trainerschein (2011) gemacht und betreute gleichzeitig Teile der Trainingsgruppe seines Coaches Peter Selzer. Der A-Trainerschein folgte 2013.

Nur Tage nach seinem letzten Wettkampf bei den Olympischen Spielen 2012 in London wurde André Höhne in Berlin zuständig für den Bereich Lauf/Gehen und betreute als C-Trainer im DLV die Nachwuchsgeher bei internationalen Meisterschaften. Als Heimtrainer führte er Marcel Lehmberg 2013 zum U23-EM-Start. Der 25-Jährige ist allerdings nicht mehr aktiv. Zu André Höhnes aktueller Trainingsgruppe gehören die Deutschen U20-Meister Leo Köpp (Gehen) und Liane Weidner (Hindernislauf).

Yuliya Stepanova wollte gern weiter bei ihm trainieren

Nicht mehr zu seiner Gruppe zählt hingegen Yuliya Stepanova. Als die russische Whistleblowerin sich nach der Veröffentlichung brisanter Doping-Informationen und der Flucht aus ihrer Heimat zwischenzeitlich in Deutschland aufhielt, trainierte André Höhne die 800-Meter-Läuferin. Als es für sie hier aber ebenfalls nicht mehr sicher war, ging sie in die USA. „Sie wollte weiter bei mir trainieren. Aber ich muss einfach direkt mit dem Athleten arbeiten. Darum habe ich sie darum gebeten, sich einen anderen Trainer zu suchen. Und das hat ja mittlerweile geklappt“, sagt André Höhne.

Mittlerweile ist der Familienvater Diplomtrainer. An der Kölner Trainerakademie verfasste er seine Diplomarbeit zur Leistungsanpassung im Höhentraining. „Das Ziel war es, aus den Ergebnissen die passenden Trainingsmethoden in der Höhe abzuleiten“, erklärt André Höhne. Der 38-Jährige ist ein klarer Befürworter des Höhentrainings bei Ausdauersportlern. „Es ist ein elementarer Bestandteil des Trainings. Klar wirkt sich die Höhe bei den Sportlern unterschiedlich aus. Die Frage ist aber: Wie sollen wir in der Höhe trainieren“, sagt André Höhne. Für ihn ist klar: Wenn man nicht überzieht, bringt das Höhentraining im Langstreckenlauf nur Vorteile.

2018 soll erste gemeinsame Höhenkette kommen

Nach der WM-Saison soll für die besten deutschen Läufer erstmals eine Höhenkette von drei bis vier Trainingslagern angeboten werden. Schon im Herbst soll diese mit einem Ski-Lager beginnen. „Es geht darum, mit alternativen Trainingsformen die Kraftausdauer zu stärken. Da werden keine Laufkilometer gezählt, es geht mehr um die Gesamtzeit der Ausdauerbelastung“, sagt der Bundestrainer. Vor und nach den jeweiligen Höhentrainingslagern soll per Leistungsdiagnostik geklärt werden, ob und wie die Reize angeschlagen haben und was man gegebenenfalls für den nächsten Höhenaufenthalt ändern muss.

André Höhne setzt bei den Trainingslagern und auch in Trainingsphasen in Deutschland auf ein gemeinsames Arbeiten. Klar ist dieser Gedanke der Zentralisierung nicht neu. Doch über Jahre wurde es samt Höhenkette noch nicht durchgezogen. „Ich bin fest davon überzeugt, dass die einzelnen Athleten davon profitieren werden“, sagt der Berliner.

Auch in den USA setzte man nach schwächeren Jahren im Laufbereich auf starke Trainingsgruppen. Der Erfolg gibt ihnen recht. Man denke nur an die Olympiamedaillen von Matt Centrowitz (Gold 1.500 m), Paul Chelimo (Silber 5.000 m), Clayton Murphy (Bronze 800 m) und Galen Rupp (Marathon) in Rio. „Wir schauen uns natürlich um, wie andere Nationen arbeiten“, sagt André Höhne. Das hat er schon als Athlet getan. Nach mehr als einem Jahrzehnt in der Weltspitze macht dem WM-Vierten von 2009 in Sachen Ausdauersport so schnell keiner etwas vor.

Mehr:

<link http: www.leichtathletik.de news detail dlv-leitet-fuer-olympiazyklus-2020-personellen-generationswechsel-ein>DLV leitet für Olympiazyklus 2020 personellen Generationswechsel ein

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