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Arne Gabius – mit unbedingtem Siegeswillen ans Ziel

Er mausert sich immer mehr zum Zugpferd der deutschen Laufbewegung. Arne Gabius hat am Donnerstagabend beim PSD Bank Meeting für den unbestrittenen Höhepunkt in der Düsseldorfer Leichtathletikhalle gesorgt. Nicht nur mit seinem Rekordlauf über 5.000 Meter, sondern auch mit seinem unbedingten Siegeswillen.
Alexandra Neuhaus

„Faster, faster.“ Arne Gabius (LT Haspa Marathon Hamburg) wusste genau, was er wollte. Den Deutschen Hallenrekord. Den Uralt-Rekord, den der 2011 verstorbene Stéphane Franke vor 20 Jahren in Sindelfingen aufgestellt hatte. Eine Zeit unter 13:30,15 Minuten über 5.000 Meter. Dafür wurde aus dem eigentlichen Langstreckenläufer am Donnerstagabend vor ausverkauftem Haus in der Düsseldorfer Leichtathletikhalle zwischenzeitlich auch ein Motivator. Mehrmals feuerte er seinen Tempomacher, den Kenianer Hillary N’Getich, in dessen Nacken er lauerte, beim Blick auf die Uhr im Zielbereich an. Die 2.000 Zuschauer in der Halle honorierten seinen Siegeswillen. Mit „Arne, Arne“-Rufen peitschten sie ihn Runde um Runde gen Deutschem Rekord.

„Na klar laufe ich da, so schnell ich kann“, sagte Arne Gabius später bei der Analyse seines Rekordrennens in der Mixed-Zone der wartenden Journalistenschar, die wie gebannt an seinen Lippen hingen. Denn spätestens seit seinem viel umjubelten Marathon-Debüt im vergangenen Herbst gilt der 33-Jährige als ein Aushängeschild der deutschen Laufszene.

Mit gutem Grund, denn Arne Gabius ist ein Mann, der sich im Vorfeld vor großen Wettkämpfen nicht versteckt, sondern forsch seine Ziele nach außen trägt. Ziele, die groß sind. Vor dem Frankfurt Marathon im Oktober 2014 kündigte er an, „eine Zeit Richtung 2:10 Stunden“ laufen zu wollen. So schnell war in diesem Jahrtausend noch kein Deutscher über 42,195 Kilometer unterwegs gewesen. Doch Gabius hielt Wort und lief 2:09:32 Stunden. Vor dem Meeting in Düsseldorf hatte er zum Angriff auf den Deutschen Hallenrekord geblasen. Auch hier hatte er nicht zu viel versprochen.

Typisches Gabius-Kämpfer-Gesicht

Sein Ziel für den Sommer: In die Nähe des 10.000-Meter-Rekords von Dieter Baumann (27:21,53 min) aus dem Jahr 1997 zu laufen. Aktuell steht Gabius‘ Bestleistung bei 27:55,35 Minuten, aufgestellt im vergangenen Jahr. „Da habe ich noch deutlich Luft nach oben“, sagt der 33-Jährige. Wer seinen Auftritt am Donnerstagabend gesehen hat, der traut ihm zu, dass auch dieser Ankündigung Taten folgen werden.

Denn Arne Gabius ist ein Arbeitstier. Kein Läufer, der schon in der Jugend der absolute Überflieger gewesen wäre, sondern einer, der schon lange dabei ist, sich sukzessiv nach vorne gearbeitet hat und der für jeden Leistungssprung hart schuften musste. Der Wille zu arbeiten, er war auch am Donnerstagabend in seinem Gesicht abzulesen, als er auf den letzten Runden knautschen musste und jeder schmerzhafte Schritt sich in sein zusammengezogenes Gesicht schrieb. Das typische Gabius-Kämpfer-Gesicht. Seine Botschaft: Laufen ist ein Knochenjob.

Hallensaison als Aufbau für Frühjahrs-Halbmarathons

Der gebürtige Hamburger, der in der vegetarischen Ernährung die für ihn beste Ernährungsform gefunden hat, ist inzwischen streng genommen sein eigener Trainer, holt sich aber Tipps von den Besten. Nachdem er lange unter Dieter Baumann trainiert und sich entwickelt hat, ist nun der Italiener Roberto Canova sein Berater, der Mann, der schon Athleten wie Saif Saaeed Shaheen (Katar) zum Weltrekord über 3.000 Meter Hindernis führte.

Er war es auch, der Arne Gabius Mut gemacht hat, im Frühjahr auf zwei Halbmarathons zu setzen. „Das Hallenrennen in Düsseldorf war für mich ein Aufbaurennen für diese Halbmarathons“, sagt Gabius. Das Geld im Langstreckenbereich liegt nun mal auf der Straße. Wo er genau an den Start gehen wird, das entscheidet sich erst final in den kommenden Wochen.

Fragezeichen vor der WM

Ein großes Fragezeichen steht auch noch vor einem möglichen Start bei der WM in Peking (China). „Im Smog laufe ich sicher keinen Marathon“, sagt Gabius. Wahrscheinlicher ist ein Start über 10.000 Meter, die Norm dafür soll am 3. Mai in Stanford (USA) fallen, womöglich mit den Deutschen Rekord. Auch ein oder zwei weitere Bahnrennen sind im Sommer möglich. „Training ersetzt keinen Wettkampf“, sagt Gabius und meint damit konkret: „Ich brauche auch im Training Wettkampfreize.“

Reize auf dem Weg zu einem schnellen Herbstmarathon in Deutschland. Seit dem vergangenen Jahr steht seine Bestleistung bei 2:09:32 Stunden. 45 Sekunden vom Deutschen Rekord gehalten von Jörg Peter entfernt. „Ich glaube, dass ich noch zwei Minuten schneller sein kann“, sagte Arne Gabius erst kürzlich dazu in einem Interview mit der <link http: www.faz.net aktuell sport mehr-sport _blank>FAZ. Der Siegeswillen – nach dem Düsseldorfer Rekordlauf wird er mehr denn je in ihm brennen.

<link video:11465>Arne Gabius im Interview

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