Speerwerferin Christin Hussong (LAZ Zweibrücken) hat am Wochenende beim Winterwurf-Europacup im rumänischen Arad für das beste deutsche Resultat gesorgt. Die WM-Sechste gewann den Frauen-Wettbewerb mit 61,80 Metern und hakte auf Anhieb die EM-Norm für Amsterdam (Niederlande; 6. bis 10. Juli) ab. Zur Olympia-Norm (62,00 m) fehlten nur wenige Zentimeter. Warum die U23-Europameisterin noch besser geworden ist, welche Chancen sie sich für eine Olympia-Teilnahme ausrechnet und wie weit der Speer im Sommer fliegen soll, erzählte sie nach dem Wettkampf im Interview.
Christin Hussong, wie ist der erste Wettkampf aus Ihrer Perspektive verlaufen?
Christin Hussong:
Es war doch sehr frisch hier und der Wettkampf hat sich ziemlich gezogen. Wir waren 16 Athletinnen, die alle sechs Versuche hatten. Zwischen dem Einwerfen und meinem ersten Versuch hatte ich viel Zeit. Von daher bin ich mit der Weite ziemlich zufrieden. Es war ein Meter weiter als letztes Jahr zu diesem Zeitpunkt. Von daher war es echt schon ganz gut.
Vor einem Jahr haben Sie beim Europacup in Leiria 60,91 Meter geworfen. Haben Sie sich trotz der vergleichsweisen Steigerung dennoch geärgert, die Olympianorm so knapp verpasst zu haben?
Christin Hussong:
Klar, die 20 Zentimeter hätte ich schon gerne noch gehabt. Aber ich habe für die Norm ja noch genug Zeit. Ich denke, auf den 61,80 Metern lässt sich gut aufbauen. Ich freue mich, dass ich die EM-Norm schon habe.
Wie verlief Ihre Saisonvorbereitung?
Christin Hussong:
Ich bin super durch den Winter gekommen. Ich hätte in Arad auch mehr drauf gehabt. Vielleicht war ich auch ein bisschen müde oder es lag an den äußeren Bedingungen. Die Technik hat noch nicht ganz so gut wie im Training geklappt. Ich weiß, dass noch einiges mehr geht.
Woran haben Sie speziell gearbeitet, worin haben Sie sich in den letzten Monaten verbessert?
Christin Hussong:
In den Kraftwerten habe ich mich weiterentwickelt und in der Technik. Da hatte ich letztes Jahr einige Probleme. Meine linke Seite ist beim Abwurf immer weggegangen, das war bei diesem Wettkampf deutlich besser. Jetzt ist die Technik viel stabiler. Was ich mir vorgenommen habe, hat geklappt. Es ist immer ein Unterschied, ob man im Training oder im Wettkampf wirft. Wenn man viel an der Technik gearbeitet hat, ist so ein Wettkampf eine gute Möglichkeit, das zu testen. Jetzt habe ich gesehen, wo ich stehe und bin eigentlich sehr zufrieden damit.
Sind Sie eher eine Trainings-Weltmeisterin oder ein Wettkampf-Typ?
Christin Hussong:
Ich bin im Wettkampf deutlich stärker. Mittlerweile kann ich mich auch im Training pushen, aber wenn es darauf ankommt, bin ich um einiges stärker. Wenn ich im Training werfe, weiß ich, wie viele Meter ich im Wettkampf noch zulegen kann.
Sie hatten mit dem U23-Europameistertitel und Platz sechs bei der WM in Peking (China) ein Bilderbuch-Jahr 2015. Was haben Sie an besonderer Motivation für das Olympia-Jahr mitgenommen?
Christin Hussong:
Durch die Weltmeisterschaften in Peking auf jeden Fall sehr viel. Wenn man bei den Großen einmal Luft geschnuppert hat, will man dort unbedingt wieder dabei sein. Klar, das große Ziel ist Rio.
Wie sehen Sie Ihre Chance, unter den vier starken DLV-Speerwerferinnen eines der drei Olympia-Tickets zu bekommen?
Christin Hussong:
Ich denke, das wird ein ganz, ganz enger Kampf. Ich glaube, dass wir alle gut durch das Training kommen und auf einer Ebene sind. Dann wird sich am Ende entscheiden, wer die besseren Nerven oder mehr Glück hat.
Welche Ziele haben Sie sonst noch für den Sommer?
Christin Hussong:
Ich will meine persönliche Bestleistung nochmal verbessern und über 66 Meter werfen. Das ist mein Ziel. Am liebsten im Finale von Rio.
Wie sieht Ihre weitere Saisonvorbereitung aus?
Christin Hussong:
Ich gehe im März zwei Wochen ins Trainingslager nach Südafrika und im April in die Türkei nach Belek. Anfang oder Mitte Mai steige ich in die Saison ein. Es ist in etwa wie 2015, das hat sich bewährt.
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