Bis zum ersten Startschuss in der Arena vergehen noch vier Monate. Doch eine Deutsche Hallenmeisterschaft will gut vorbereitet und beworben sein. Am letzten Februar-Wochenende (27./28.) des kommenden Jahres sind die besten deutschen Leichtathleten in Leipzig zu Gast. Cindy Roleder, das Gesicht der Kampagne, kann auf eine Hotelbuchung verzichten: Die Vizeweltmeisterin im Hürdensprint startet für den hiesigen SC DHfK und will beim Heimspiel ihren DM-Titel verteidigen.
Die Stadt Leipzig hat kürzlich ausgerechnet, dass im Stadtgebiet mittlerweile wieder mehr als 560.000 Menschen wohnen. So viele waren es letztmals zu DDR-Zeiten. Infolge der Wiedervereinigung verlor Leipzig zeitweilig mehr als ein Fünftel seiner Bevölkerung. Doch jetzt wächst die Stadt wieder – und ihre Größe sichert den prominenteren Bewohnern ein gewisses Maß an Anonymität.
„Ich muss beim Shoppen keine Angst haben, angesprochen zu werden“, sagt Cindy Roleder am Rande des Foto-Shootings in der Leipziger Arena. Eine Silbermedaille bei einer Weltmeisterschaft, zumal in einem Disziplinbereich, in dem das deutsche Team nicht regelmäßig internationale Podestplatzierungen erreicht, ist ein Wort. Und die Zeit, mit der sie in Peking Silber über 100 Meter Hürden gewann, 12,59 Sekunden, eine Weltklasse-Leistung. „In den Cafés, in denen ich öfter bin, wird das mal zum Thema. Und ich freue mich über diese Anerkennung“, sagt Roleder.
Bekanntheitsgrad steigt
Wahrscheinlich wird sich der Bekanntheitsgrad der 26-jährigen gebürtigen Chemnitzerin in den nächsten Wochen und Monaten aber noch steigern. In der ganzen Stadt, in ganz Deutschland, werden die Ankündigungsplakate mit einem Foto von Cindy Roleder und einem hervorgehobenen Veranstaltungsdatum, dem 27./28. Februrae 2016, hängen. Dann finden in der größten sächsischen Stadt die Deutschen Hallenmeisterschaften der Leichtathleten statt. „Das ist natürlich ein Heimvorteil für mich“, sagt Cindy Roleder, „ich hoffe auf viele Zuschauer, die ordentlich Stimmung machen“.
Ein Reporter will von Cindy Roleder wissen, ob sie schon aufgeregt sei. „Das noch nicht, dafür ist es noch ein bisschen zu lang hin.“ Aber das Wintertraining hat für sie vor zwei Wochen begonnen, und damit die langfristige Vorbereitung auf die Saisonhöhepunkte am Jahresanfang, die DM und die internationalen Hallenwettkämpfe.
„Ich will meinen Titel aus dem Vorjahr natürlich verteidigen“, erklärt die Deutsche Hallenmeisterin. „Und die anderen Mädels werden versuchen, mir Feuer unterm Hintern zu machen.“ Im vergangenen Jahr setzte sie sich in Karlsruhe mit 8,14 Sekunden durch. Die Zielsetzung für Leipzig heißt „gewinnen, eine gute Zeit laufen, Spaß haben“. Und für den Sommer? „Eine 59 kann man nicht jeden Tag rennen. Aber es wäre gut, wenn ich mich zwischen 12,70 und 12,80 einpendeln könnte.“
Auf dem Weg nach Rio
Auch Thomas Röhler (LC Jena) ist seit einer Woche wieder im Training. Speerwurftaugliche Hallen gibt es seiner Kenntnis nach nur in Finnland, wo ehemalige Flugzeughangars in Leichtathletik-Stätten mit dickem Kunstrasen umgebaut werden. Die Aktiven tragen in Deutschland keine nationalen Winterwettkämpfe aus – der Fokus liegt also klar auf der Sommersaison. Auch die Freiluft-DM in Kassel (18./19. Juni) braucht ein Testimonial. Dafür stand Thomas Röhler, der Vierte der Weltmeisterschaften, vor der Kamera.
Der 24-jährige gewann zuletzt vier DM-Titel in Folge. „Ich mache im Winter nur zwei Hochsprung-Wettkämpfe“, sagt Thomas Röhler. „Mein Trainer findet das sinnvoll, um Konzentrationspunkte zu setzen. Und mir macht´s Spaß.“ Aber klar: Er will sich nicht im Hochsprung, sondern mit dem Speer den Traum von seiner ersten Olympiateilnahme verwirklichen. „2016 steht unter dem Stern von Rio.“
Natürlich will auch Cindy Roleder nach Brasilien zu den Olympischen Spielen. Bis dahin vergehen mehr als die vier Monate, die Leipzig noch auf die Hallen-DM warten muss. In der Zwischenzeit werden noch mehr Menschen nach Leipzig gezogen sein – die dann im Fernsehen vielleicht auch die Hürdensprinterin vom SC DHfK gesehen haben. Möglich, dass Cindy Roleder bald nicht nur im Café, sondern auch beim Einkaufen angesprochen wird.
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