| Rückblick

Der große Disziplin-Check 2015 - 400 Meter Frauen

Das Leichtathletik-Jahr 2015 neigt sich dem Ende entgegen. Hinter Athleten, Trainern und Fans liegen Monate voller Höhepunkte, mit internationalen Meisterschaften der U18, U20 und U23 sowie mit Hallen-EM und WM der Aktiven. Die abschließenden leichtathletik.de-Analysen zeigen, wie sich die einzelnen Disziplingruppen 2015 präsentiert haben. Heute: 400 Meter der Frauen.
Jan-Henner Reitze

2015 im Rückblick

Esther Cremer ist in den vergangenen Jahren die Konstante auf der Stadionrunde gewesen. Die Wattenscheiderin stand nicht nur bei Deutschen Meisterschaften immer wieder ganz oben auf dem Treppchen, sondern qualifizierte sich auch für Einzelstarts bei internationalen Höhepunkten und führte die DLV-Staffel an. 2015 konnte die 27-Jährige wegen einer Fußverletzung keine Rennen absolvieren und keine Athletin konnte diese Lücke füllen. Auch eine Staffel wurde nicht zur WM geschickt.

Mit Ruth Sophia Spelmeyer (VfL Oldenburg) und Laura Müller (LSG Saarbrücken/Sulzbachthal) gelang zwei Athletinnen allerdings eine spürbare Steigerung. Ruth Sophia Spelmeyer holte sich drinnen und draußen den DM-Titel, lief mit Bestzeit (52,04 sec) auf Rang vier der Universiade und steht an der 52-Sekunden-Grenze. Laura Müller erreichte als jüngste Final-Teilnehmerin Rang sechs der U23-EM in Tallinn (Estland).

Auch im U20-Nachwuchs um Sarah Schmidt (LAZ Mönchengladbach), deren Spezialstrecke die 800 Meter sind, Hannah Mergenthaler (MTG Mannheim) und Ann-Kathrin Kopf (TSV Ottendorf) steckt Potential. Die jungen Athletinnen werden gebraucht, da Leistungsträgerinnen der vergangenen Jahre ihre Karriere beendet haben. Janin Lindenberg (SC Magdeburg), Langhürdlerin Christiane Klopsch (LG Ovag Friedberg-Fauerbach) oder Lena Schmidt (LT DSHS Köln) werden für keine Staffel mehr zur Verfügung stehen.

Unsere Top Drei

<link http: www.leichtathletik.de nationalmannschaft athletenportraet athlet detail ruth-sophia-spelmeyer zum athletenporträt von ruth sophia>Ruth Sophia Spelmeyer

VfL Oldenburg, 25 Jahre
SB/PB: 52,04 sec (2015)
DM: 1. Platz
DLV-Jahresbestenliste: 1.
Europäische Bestenliste: 22.
Welt-Jahresbestenlisten: 79.

<link https: www.leichtathletik.de nationalmannschaft athletenportraet athlet detail laura-mueller zum athletenporträt von laura>Laura Müller

LSG Saarbrücken/Sulzbachtal), 19 Jahre
SB/PB: 52,33 sec (2015)
DM: 2. Platz
U23-EM: 6. Platz | 4. Platz (Staffel)
DLV-Jahresbestenliste: 2.
Europäische Bestenliste: 39.
Welt-Jahresbestenlisten: 109.

<link https: www.leichtathletik.de nationalmannschaft athletenportraet athlet detail fabienne-kohlmann zum athletenporträt von fabienne>Fabienne Kohlmann

LG Karlstadt/Gambach/Lohr, 25 Jahre
SB: 52,82 sec | PB: 52,30 sec (2010)
DM: -
DLV-Jahresbestenliste: 3.
Europäische Bestenliste: 52.
Welt-Jahresbestenlisten: 150.

Unsere Hoffnungsträgerin

<link https: www.leichtathletik.de nationalmannschaft athletenportraet athlet detail hannah-mergenthaler zum athletenporträt von hannah>Hannah Mergenthaler

MTG Mannheim, 18 Jahre
SB/PB: 53,78 sec (2015)

Im Nachwuchs steckt einiges an Potential für die Zukunft. Hannah Mergenthaler hat noch ein U20-Jahr vor sich. Sarah Schmidt, die auf den 800 Metern eine noch stärkere Saison zeigte, hat mit 53,19 Sekunden über die Stadionrunde eine noch schnellere Zeit stehen.

Der Pechvogel

<link http: www.leichtathletik.de nationalmannschaft athletenportraet athlet detail esther-cremer zum athletenporträt von esther>Esther Cremer

TV Wattenscheid 01, 27 Jahre
SB: - | PB: 51,62 sec (2013)

Stück für Stück hatte sich Esther Cremer in den vergangenen Jahren Richtung internationaler Spitze vorgearbeitet und Deutsche Meistertitel gesammelt. Eine hartnäckige Fußverletzung stoppte die Wattenscheiderin in diesem Jahr. 

2015 im Ausblick

Wenn Esther Cremer zurückkehrt, darf sie sich auf Konkurrenz auf Augenhöhe freuen. Ruth Sophia Spelmeyer und Laura Müller sind auf einem ähnlichen Niveau angekommen. Das Trio könnte sich gegenseitig unter die 52-Sekunden-Marke treiben. Das wären optimale Voraussetzungen für eine starke 4x400-Meter-Staffel, die bei den Olympischen Spielen in Rio de Janeiro (Brasilien) konkurrenzfähig ist. Mit dem Finaleinzug bei den Spielen in Peking (China) 2008 hat das DLV-Quartett zum Beispiel bewiesen, wohin starker Teamgeist führen kann.

Was die Einzelzeiten angeht, ist der europäische Vergleich relevanter und die EM in Amsterdam (Niederlande) ein schönes Ziel, das besonders Ruth Sophia Spelmeyer und Laura Müller einlädt, ihre kontinuierliche Entwicklung fortzusetzen. Nach einem Jahr ohne Rennen gilt es für Esther Cremer erst einmal, den Neustart zu schaffen. Es wäre ein Meisterstück, wenn es gleich so schnell weitergeht wie vor den Fußproblemen.

Für den Nachwuchs ist die U20-WM in Kazan (Russland) das große Ziel. Erste Kandidatin dafür ist Hannah Mergenthaler.

Das sagt der Bundestrainer

Herr Kofferschläger, wie fällt Ihre Bilanz für das WM-Jahr 2015 aus?

Tobias Kofferschläger:

Mit den verletzungsbedingten Ausfällen von Esther Cremer und Lara Hoffmann sowie dem Karriereende von Lena Schmidt und Janin Lindenberg hatten wir in diesem Jahr einige Ausfälle zu verkraften, die hinsichtlich einer Staffel bei den Weltmeisterschaften kurzfristig nicht zu kompensieren waren. Somit war es natürlich sehr schade, dass keine deutsche Staffel und keine Einzelstarterin in Peking am Start war.

Was oder wer war für Sie das ganz persönliche Highlight der vergangenen Monate?

Tobias Kofferschläger:

Die Tatsache, dass sowohl Laura Müller bei der U23-EM, als auch Ruth Sophia Spelmeyer bei der Universiade ihre persönlichen Bestzeiten beim jeweiligen Jahreshöhepunkt deutlich steigern konnten, war sehr erfreulich und zeigt, dass die Athletinnen mit ihren jeweiligen Heimtrainern einen sehr guten Job gemacht haben. Mit diesen Leistungsteigerungen haben die beiden eine neue Leistungsklasse erreicht.

Mit welchen Aufgaben und Zielen gehen Sie in die kommende Saison?

Tobias Kofferschläger:

Mit den Europameisterschaften haben wir im Juli den ersten Saisonhöhepunkt. Hier gilt es, die Staffelqualifikation für Rio in trockene Tücher zu bringen. Aber auch in den jeweiligen Einzelkonkurrenzen wollen wir in Amsterdam und sehr gerne auch in Rio vertreten sein. Mit Esther Cremer, Ruth Sophia Spelmeyer und Laura Müller haben wir drei Athletinnen, die das Potential haben, 51er Zeiten zu laufen. Somit blicke ich sehr zuversichtlich in die kommende Saison.

Zahlen und Fakten

Die Jahresbesten

52,04 sec - Ruth Sophia Spelmeyer (VfL Oldenburg)
52,33 sec - Laura Müller (LSG Saarbrücken/Sulzbachtal)
52,82 sec - Fabienne Kohlmann (LG Karlstadt/Gambach/Lohr)
52,91 sec - Christina Hering (LG Stadtwerke München)
53,11 sec - Friederike Möhlenkamp (LT DSHS Köln)
53,19 sec - Sarah Schmidt (LAZ Mönchengladbach)
53,20 sec - Daniela Ferenz (LG Neckar/Enz)
53,78 sec - Hannah Mergenthaler (MTG Mannheim)
53,95 sec - Luisa Valeske (SV schlau.com Saar 05 Saarbrücken)
53,99 sec - Anna Raukuc (LG Hannover)

Internationale Endkampf-Platzierungen 2015

Hallen-EM: keine
WM: keine
U23-EM: 4. Staffel (3:32,01 min; Laura Müller, Luisa Valeske, Anna-Sophie Bellerich, Christina Hering); 6. Laura Müller (52,45 sec)
U20-EM: 5. Staffel (3:39,11 min; Hendrikje Richter, Hannah Mergenthaler, Lill-Ann Hochkeppler, Lisa-Marie Jacoby)
U18-WM: 4. Staffel (gemischt; 3:24,50 min; Florian Colon Marti, Corinna Schwab, Lea Ahrens, Marvin Schlegel)

Entwicklung des Spitzenniveaus

JahrAthleten < 52,00Schnitt Top Ten
2005 keine 53,47
2006 Claudia Hoffmann (51,79), Claudia Marx (51,96) 53,02
2007 Claudia Hoffmann (51,98) 53,49
2008 Jonna Tilgner (51,90) 53,00
2009 Sorina Nwachukwu (51,53)
53,13
2010 Claudia Hoffmann (51,65) 52,80
2011 Janin Lindenberg (51,97) 53,18
2012 Esther Cremer (51,76) 53,24
2013 Esther Cremer (51,62) 53,31
2014 Esther Cremer (51,87) 53,01
2015 keine 53,13

Entwicklung Jahresbestleistungen

JahrDeutschlandEuropaDiff.WeltDiff.
2005 52,07 (C. Marx) 49,80 (Pospelova/RUS) 2,27 48,92 (Richards/USA) 3,15
2006 51,79 (C. Hoffmann) 49,49 (Zayzseva/RUS) 2,30 48,70 (Richards/USA) 3,09
2007 51,98 (C. Hoffmann) 49,61 (Ohuruogu/GBR) 2,37 49,27 (Richards/USA) 2,71
2008 51,90 (J. Tilgner) 49,62 (Ohuruogu/GBR) 2,28 49,62 (Ohuruogu/GBR) 2,28
2009 51,53 (S. Nwachukwu) 49,29 (Krivoshapka/RUS) 2,24 48,83 (Richards/USA) 2,70
2010 51,65 (C. Hoffmann) 49,89 (Foriva/RUS) 1,76 49,64 (Dunn/USA) 1,95
2011 51,97 (J. Lindenberg) 49,35 (Kapachinskaya/RUS) 2,62 49,35 (Kapachinskaya/RUS) 2,62
2012 51,76 (E. Cremer) 49,16 (Krivoshapka/RUS) 2,60 49,16 (Krivoshapka/RUS) 2,60
2013 51,62 (E. Cremer) 49,41 (Ohuruogu/GBR) 2,21 49,33 (Montsho/BOT) 2,29
2014 51,87 (E. Cremer) 50,55 (Grenot/ITA) 1,32 49,48 (McCoroy/USA)2,39
2015 52,04 (R. S. Spelmeyer) 50,16 (Ohuruogu/GBR) 1,88 49,26 (Felix/USA)2,78

Das fällt auf

  • Der Ausfall einiger etablierter Athletinnen insbesondere der von Eshter Cremer, war schwer zu verkraften
  • Mit Ruth Sophia Spelmeyer und Laura Müller konnten zwei Athletinnen ihr Leistungsniveau deutlich verbessern
  • Als Verstärkung für die Staffel bieten sich mit Fabienne Kohlmann und Christina Hering sowie der jungen Sarah Schmidt 800-Meter-Läuferinnen an

Video-Clips

<link video:12175>Ruth Sophia Spelmeyer pulverisiert deutsche Bestzeit
<link video:12287>Christina Hering fängt Laura Müller ab
<link video:13014>Hannah Mergenthaler mit bestem Stehvermögen
<link video:12924>Lea Ahrens siegt mit letzten Kräften

Staffel:

<link video:12672>München auf der vierfachen Stadionrunde

Halle:

<link video:11805>Ruth Sophie Spelmeyer mit Start-Ziel-Sieg
<link video:11608>Ann-Kathrin Kopf Schnellste über 400 m

300 Meter:

<link video:13127>Laura Kaufmann mit spannender Zielgerade

Die weiteren Disziplin-Checks 2015 im Überblick

<link news:43850>400 Meter - Männer
<link news:43763>Sprint - Frauen
<link news:43766>Sprint - Männer

Teilen
#TrueAthletes – TrueTalk

Hier finden Sie alle Folgen des Podcasts des Deutschen Leichtathletik-Verbandes!

Zum Podcast
Jetzt Downloaden
DM-Tickets 2024