| Athletin und Model

Konstanze Klosterhalfen – Laufbahn kommt vor Laufsteg

Wie man nicht nur auf der Laufbahn gut aussieht, sondern auch mit High Heels auf dem Laufsteg, hat Konstanze Klosterhalfen 2013 als Model bei der Fashion-Week in Berlin gezeigt. Mittlerweile konzentriert sich die junge Leverkusenerin aber ganz auf ihre Karriere als Sportlerin. Mit Erfolg: Bei der Hallen-DM in Karlsruhe holte die erst 18-Jährige über 1.500 Meter die Silbermedaille.
Pamela Ruprecht

Schnell wirbelt Konstanze Klosterhalfen mit ihren langen, schmalen Beinen und fliegenden Haaren noch eine Steigerung auf die Bahn - die Vorbereitung vor dem Startschuss. Es kann es losgehen: Von der Spitze weg siebeneinhalb Runden bis ins Ziel, das Feld der anderen Läuferinnen weit hinter sich gelassen. So der Rennverlauf bei den Deutschen U20-Hallenmeisterschaften in Neubrandenburg

Eine neue Herausforderung dagegen das Finale der Frauen in Karlsruhe. „Ich habe gehofft, dass sie ein schnelles Rennen machen und ich mich reinhängen kann.“ Eine Medaille hatte sie überhaupt nicht im Kopf. Und dann: zweiter Platz hinter der Regensburgerin Maren Kock. „Das war etwas Unglaubliches dazu."

Steigerung um vier Sekunden

Dazu - damit ist zusätzlich die Zeit von 4:15,25 Minuten gemeint, die auf der Anzeigetafel stand. Eine Marke, die unter dem aktuellen Referenzwert für den U20-Hallen-Europarekord liegt! Nur für den Deutschen U20-Rekord reichte es knapp nicht. Warum? Diesen hält Astrid Pfeiffer mit 4:14,02 Minuten, er wird vom Europa-Verband (EAA), der seine U20-Rekorde gerade überarbeitet, allerdings nicht geführt.

Klosterhalfen hat das hohe Tempo in Karlsruhe für eine starke Leistung genutzt und ihre bisherige Freiluft-Bestleistung (4:19,97 min) um mehr als vier Sekunden gesteigert. Ganz vorne mitzulaufen bei den Aktiven ist nicht ganz ohne. Doch: „Wenn alles so gut läuft, dann spürt man die Anstrengung gar nicht“, sagt die Teilnehmerin der Cross-EM 2014 von Samokov (Bulgarien), die das schöne Gefühl am Laufen mag.

Erfolgreicher Leistungstest am IAT

Die Leistungsüberprüfung in der vergangenen Woche am Institut für Angewandte Trainingswissenschaften (IAT) in Leipzig mit dem C-Kader Mittel- und Langstrecke verlief optimal: Laktat-Test, 4x2.000 Meter auf dem Laufband, vormittags. Nachmittags der Abbruchtest, „Vita Maxima“. Alle dreißig Sekunden wird die Geschwindigkeitsstufe des Laufbands erhöht. „Dann muss man so lange laufen, bis man nicht mehr kann.“ Klosterhalfen hat länger durchgehalten als gedacht.

Alina Reh, ein weiteres großes Lauftalent Deutschlands, war ebenfalls am IAT mit dabei. Die beiden haben die Strecken bisher untereinander aufgeteilt, Reh läuft 3.000 Meter und mehr, Klosterhalfen 1.500 Meter plus manchmal Unter- und Überdistanzen. Sie sind sich daher noch nicht in die Quere gekommen und verstehen sich blendend. Vor dem Finale in Karlsruhe gab es ein kurzes Treffen. Die lockere und fröhliche Art der Erbacherin tut der Leverkusenerin vor so einem Rennen gut.

Trainingspensum bei Bayer 04 erhöht

Seit dem Winter hat der Teenager das Training bei Sebastian Weiß auf sechsmal pro Woche erhöht, rund zwei Stunden dauert eine Einheit. Die 1.500 Meter bleiben der Schwerpunkt. Im Sommer will die Gymnasiastin auch „eine richtige 3.000“ laufen, weil sie dort noch keine angemessene Zeit stehen hat. Vielleicht mit Alina Reh im Lauf, die bei der Hallen-DM mit Bronze ebenso ihre erste Aktiven-Medaille holte.

Nach dem Kurztrainingslager in Leipzig fährt Klosterhalfen zur Saisonvorbereitung zwei Wochen nach Zinnowitz an die Ostsee, dort trainieren ihr Verein, der TSV Bayer 04 Leverkusen, und der C-Kader. „Das passt.“ Ziel ist die Qualifikation für die U20-EM in Eskilstuna (Schweden; 16. bis 19. Juli) und „da gut abschneiden.“ In der Freiluft-Jugendrangliste Europas von 2014 ordnet sie sich mit ihrer neuen Bestzeit unter den Top Fünf ein, kann also auch international vorne mitmischen.

Styling von GNTM-Visagist Boris Entrup

Um ihre Ziele zu erreichen, tritt Klosterhalfen bei ihrem Nebenjob als Model kürzer. Der höhere Trainingsaufwand und das bevorstehende Abitur lassen weniger Zeit für Aufträge. Ein besonderes Erlebnis für die 18-Jährige war es, vor einem Shooting von Boris Entrup, bekannt aus der Sendung Germanys-Next-Topmodel (GNTM), geschminkt zu werden. „Das fand ich ganz toll.“ Auf den professionellen Model-Fotos ist die Sportlerin kaum wieder zu erkennen.

So ausgefallene Sachen wie auf dem Laufsteg trägt die Vierte der Olympischen Jugendspiele von Nanjing (China) in ihrer Freizeit allerdings nicht. Ihre Fitness kommt ihr auf dem Laufsteg zu Gute. „Viele haben das Problem, sich in Form zu halten.“ Sicher keine Schwierigkeit für die Läuferin. Durch ihre Aktivität und Vielseitigkeit als Athletin hat sie Vorteile. Das Laufen mit High Heels hatte sie nach einem kurzen Training drauf.

In einer Woche beginnt das Abitur. Danach plant die Leverkusenerin, Sportjournalismus an der Deutschen Sporthochschule Köln (DSHS) zu studieren, nicht weit von ihrem Trainingsort entfernt. Mit dem Abi in der Tasche will sie im Sommer durchstarten. „Gesund bleiben und mich weiter verbessern“, so die Ambitionen. Was in der nächsten Hallensaison geht - ob sie nochmal so nah an den nationalen U20-Rekord herankommt oder ihn knacken kann - ist für Konstanze Klosterhalfen noch Zukunftsmusik.

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