Diskuswerferin Kristin Pudenz ist mit zwei Wettkämpfen jenseits ihrer bisherigen Bestmarke in die Saison gestartet. Nachdem sie in den vergangenen Jahren die internationalen Höhepunkte trotz erfüllter Norm verpasst hat, möchte sie in diesem Jahr bei der Vergabe der WM-Tickets für Doha (Katar) ein gewichtiges Wort mitreden.
Kristin Pudenz (SC Potsdam) hat ihre Saisons in den vergangenen sechs Jahren auf Rang fünf oder sechs der deutschen Bestenliste beendet. Bei Deutschen Meisterschaften belegte die Diskuswerferin in Serie die Plätze fünf bis sieben. Zweite Reihe, Mittelfeld, weit entfernt von der internationalen Spitze? Mitnichten! Ihr Pech: Sie ist in einer Disziplin unterwegs, in der die Leistungsdichte in Deutschland ihresgleichen sucht. Mit Weiten im Bereich von 61 bis 63 Metern hat sie zuletzt vier Jahre in Folge die Norm für die internationalen Höhepunkte erfüllt und musste doch zuhause bleiben.
Dennoch kann die 26-Jährige bereits auf internationale Erfolge zurückblicken: 2017 entschied Kristin Pudenz die Universiade in Taipeh (Taiwan) mit 59,09 Metern für sich, zwei Jahre zuvor hatte sie in Tallinn (Estland) als Dritte mit 59,94 Metern bei den U23-Europameisterschaften ihre erste internationale Medaille geholt. Es waren Leistungen, die die Diskuswerferin trotz verpasster Welt- und Europameisterschaften motivierten weiterzukämpfen.
Verpasste Heim-EM schmerzt
Mit dem Rückenwind des Universiade-Erfolges zum Ende der Saison 2017 und einer neuen Bestweite wollte Kristin Pudenz sich 2018 den Traum der Teilnahme bei der Heim-EM in Berlin erfüllen. Trotz erfüllter Norm blieb nach Platz sechs bei den Deutschen Meisterschaften am Ende aber nur der Gang in die Zuschauertribüne des Berliner Olympiastadions. Dort sah sie, wie ihre nationalen Konkurrentinnen um Nadine Müller (SV Halle), Shanice Craft (MTG Mannheim) und Claudine Vita (SC Neubrandenburg) die Plätze zwei bis vier belegten.
Diese Situation „nervt“, sagt Kristin Pudenz. „Man hat die Norm geworfen, aber es reicht nicht. Diejenigen, die trotz Norm zuhause bleiben, gehen unter.“ Als Zuschauer das EM-Finale zu verfolgen, habe wehgetan, "gerade weil die Weiten nicht so besonders waren. Aber man sitzt daneben." Umso schöner sei es, dass sie in der noch jungen Saison 2019 bisher ganz vorne mithalten kann.
Bestleistungen zum Saison-Auftakt
Das Wettkampfjahr 2019 hatte für Kristin Pudenz mit einem Paukenschlag begonnen. Beim Schönebecker SoleCup warf sie im ersten Wettkampf Bestleistung. Mit 64,32 Metern und drei weiteren Versuchen über 63 Meter zeigte sie der Konkurrenz, dass dieses Jahr mit ihr zu rechnen ist. „Der Wurf hat sich gar nicht nach einer Bestleistung angefühlt. Es ist noch mehr drinnen“, zeigte sie sich erfreut über ihre Leistung. Auch der zweite Platz hinter Vize-Europameisterin Nadine Müller, die erst im letzten Versuch kontern konnte, war ein Fingerzeig an die nationale Konkurrenz.
Am vergangenen Wochenende blieb sie nun auch bei den Halleschen Werfertagen über ihrer alten Bestweite und mit 63,57 Metern erneut deutlich über der WM-Norm (61,20 m). Mit dem Wettkampf in Halle war sie „echt zufrieden. Ich war etwas krank, aber ich habe die Norm bestätigt. Es ist schön, zweitbeste Deutsche zu sein.“ Auch im internationalen Feld machte sie als Fünfte einen guten Eindruck.
Nachdem in der aktuellen Saison mit Claudine Vita und Nadine Müller sowie Anna Rüh (SC Magdeburg) und Marike Steinacker (TSV Bayer 04 Leverkusen) bereits vier weitere deutsche Frauen die WM-Norm übertroffen haben, schätzt Kristin Pudenz den Kampf um die WM-Tickets bis zu den Deutschen Meisterschaften am 3./4. August in Berlin als offen ein – zumal die EM-Dritte Shanice Craft (MTG Mannheim) noch nicht in die Sommersaison eingestiegen ist.
"Technisch kontinuierlich gearbeitet"
Die jüngsten Steigerungen führt die Diskuswerferin auf die lange Zusammenarbeit mit ihrem Heimtrainer Jörg Schulte sowie die Zusammenarbeit mit Bundestrainer René Sack in Halle zurück. „Wir haben technisch kontinuierlich gearbeitet, die Distanz zwischen Potsdam und Halle ist nicht so weit", erklärt Kristin Pudenz. Zusätzlich nutze sie Mentaltraining, um dem Druck der Konkurrenz standzuhalten, und habe aufgrund der Zusammenarbeit mit einem Ernährungsberater ein paar Kilo abgenommen. „Dieses Jahr kommt vieles zusammen“, sagt sie.
Im Juni geht es für die gebürtige Westfälin, die für den Leistungssport vom TV Löhne Bahnhof nach Potsdam gewechselt ist, bei den Meetings in Genf (Schweiz) und Kopenhagen (Dänemark) weiter. Dann liegt die volle Konzentration auf den Deutschen Meisterschaften in Berlin – und dem Showdown um die drei deutschen WM-Tickets für Doha (Katar; 27. September bis 6. Oktober). Kristin Pudenz wird alles dafür geben, dass es dort für sie dieses Mal von den Plätzen fünf bis sieben weiter nach vorne und am besten bis aufs Podium geht.
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