| Erstes Aktiven-Jahr

Maryse Luzolo – Abenteuer B-Kader beginnt

Obwohl es von den Weiten nicht ihr stärkstes Jahr war, konnte Maryse Luzolo 2014 bei der U20-WM in Eugene (USA) mit der Bronzemedaille im Weitsprung ihren bisher größten Erfolg feiern. Nun steht die 20-Jährige vor einer neuen Herausforderung: die Aktivenklasse beginnt. Ihre unmittelbare Konkurrenz: Sosthene Moguenara, Malaika Mihambo & Co. Für diesen nächsten Schritt wechselte sie Verein und Trainer.
Pamela Ruprecht

Im Trainingslager in Stellenbosch hat Maryse Luzolo knapp drei Wochen lang die große Palette leichtathletischer Disziplinen gemacht. Denn: Sie war mit den Siebenkämpferinnen Carolin Schäfer (TV Altwildungen 1911) und Claudia Rath (LG Eintracht Frankfurt) in Südafrika. Ihre neue Trainingsgruppe, begleitet von ihrem neuen Trainer Jürgen Sammert. Oder besser, einem ihrer beiden neuen Trainer.

Neben den zwei Einheiten beim Mehrkampf-Trainer in Frankfurt wird sie auch zweimal die Woche von Markus Oerter gecoacht. Dann ist Nathalie Buschung ihre Trainingskameradin, die Deutsche U20-Hallenmeisterin. Auch den Verein hat Maryse Luzolo Ende vergangenen Jahres gewechselt. Wie Zehnkämpfer Jan Felix Knobel ist sie von der LG Eintracht Frankfurt zum Königsteiner LV gegangen und wird im Sommer zum ersten Mal in einem anderen Trikot starten.

Mehrkampf-Training in Stellenbosch

Der Einblick in den Trainingsalltag der Siebenkämpferinnen hatte es in sich, ist die Deutsche U20-Meisterin doch sonst nur eine Disziplin, den Weitsprung gewohnt. „Ich war viel schneller außer Puste und war immer die Erste, die gejammert hat“, erzählt sie. Was für die Mehrkämpferinnen, die natürlich auch schon Profis sind, normales Pensum ist, war für Maryse Luzolo eine Herausforderung. „Es war wirklich super anstrengend.“ Die Anfeuerung ihrer Kolleginnen nahm sie dankend an und ließ sich mitreißen.

Und so hat sie auch alles mitgemacht: Weit, Hoch, Kugel, Speer, Hürden und Sprint. Bis auf die 800 Meter. „Ausdauer ist nicht so mein Fall“, merkt die Schülerin an. Tempoläufe gehörten aber schon dazu. Anfang April war sie nach Stellenbosch alleine nachgeflogen, da sie noch die schriftlichen Abiturprüfungen zu erledigen hatte. Abgesehen von ein paar Beuger-Problemen, die der Physiotherapeut in den Griff bekommen hat, verlief das Trainingslager nach ihren Vorstellungen. „Ich habe mich gut gefühlt.“

Weitsprung-Contest mit Claudia Rath

So kann es rundum fit in die erste Saison bei den „Großen“ gehen. Nicht mehr an ihrer Seite wird dann ihre langjährige Trainerin und gute Freundin Melanie Zecha sein, die sie in die internationale Jugend-Spitze brachte. Der Abschied vergangenen Winter ist nach zehn Jahren Zusammenarbeit nicht leicht gefallen. Aber er war notwendig, wenn es bei den Aktiven gezielt Richtung Spitzensport gehen soll. „Ich habe gedacht, dass ich einen weiteren Schritt gehen muss, jetzt, wo ich aus der Jugend raus bin, und einen Trainer mit mehr Erfahrung brauche.“

In ihren neuen Trainingsgruppen gefällt es ihr. „Alles super“, erklärt die gut gelaunte Springerin, die in ihrer Freizeit gerne mit Freunden tanzt. Mit Claudia Rath hat sie eine Siebenkämpferin mit hohen Weitsprung-Qualitäten in der Gruppe, deren Bestleistung bei 6,67 Metern steht, ein Stück weiter, als die von Maryse Luzolo (6,47 m). „Es ist gut mit jemandem zu springen, der ein bisschen besser ist.“ Der Vergleich im Training, wo sie sieht, dass sie genauso weit gesprungen ist, mache Hoffnung.

Schwerpunkt „alles“

Trainingsschwerpunkt ist momentan „eigentlich alles“, da 2014 technisch nicht so viel rund lief. Maryse Luzolo hatte Probleme mit dem Anlauf, konnte die Geschwindigkeit nicht in den Sprung mitnehmen und auch die Landung war „Katastrophe“. Die Hallensaison hat die junge Athletin ausfallen lassen. In der Zwischenzeit hat sie ihren Anlauf verbessert, an der Technik und der Landung feilt sie noch.
 
Nach dem Abitur will sie sich eine Auszeit gönnen, bleibt mehr Energie für den Sport, der weiter in den Mittelpunkt rückt - mit Perspektive auf eine spätere Olympia-Teilnahme. Deswegen hat Maryse Luzolo auch den Sprung in den B-Kader geschafft.

Gespannt auf den ersten Aktiven-Sommer

Sie ist ziemlich gespannt auf den ersten Sommer bei den Aktiven. Die Deutsche U23-Vizemeisterin, hinter Lena Malkus (SC Preußen Münster), hat aber auch Respekt vor diesem neuen Abschnitt. Ihre nationalen Konkurrentinnen sind fortan Weltklasse-Weitspringerinnen wie die Hallen-EM-Zweite Sosthene Moguenara aus Wattenscheid und die 6,90-Meter-Springerin Malaika Mihambo (LG Kurpfalz).

Natürlich will sie mithalten können. Aber bis zu solchen Flügen in die Sandgrube fehlt noch ein wenig. „Im vergangenen Jahr lief es mit den Weiten nicht so gut, wie ich erwartet habe“, sagt Maryse Luzolo. Ihre Saisonbestleistung 2014: 6,30 Meter. 2013, im Alter von 17 Jahren, hatte sie zwei starke Bestmarken aufgestellt. In der Halle 6,47 Meter, im Freien 6,45 Meter, daran wollte sie eigentlich anknüpfen. Theoretisch waren diese Leistungen nicht weit entfernt von der DLV-Norm für die Hallen-EM in Prag (Tschechien; 6,55 m).

Traum U23-EM

„Ich hoffe, dass ich dieses Jahr erreichen kann, was ich mir vorgenommen habe.“ Das bedeutet für sie, den Anschluss nach oben zu finden. Die nächsten Ziele sind aber erst mal im Juniorenbereich angesiedelt: Die U23-EM in Tallinn (Estland; 16. bis 19. Juli). Für die Qualifikation braucht die U20-WM-Dritte genau ihre Freiluft-Bestleistung. „Meine Trainer sind optimistisch und denken, dass ich es schaffen könnte.“ Die Konkurrenz schätzt sie sehr hoch ein: „Malaika und Lena sind schon ziemlich gut.“

Falls es nicht klappen sollte, konzentriert sich Maryse Luzolo auf die Deutschen Meisterschaften in Nürnberg (24. bis 26. Juli), mit dem <link>Weitsprung-Wettbewerb in der clubers.net-Arena auf dem Hauptmarkt auch ein Highlight. Auf einem Steg ist sie noch nie gesprungen und mitten in der Stadt auch nicht. In Nürnberg kann sie auch mit den „richtig Großen“ Anlauf nehmen wie Sieben-Meter-Springerin Sosthene Moguenara - das fände sie super.

Langsam will Maryse Luzolo ebenfalls in dieses Niveau vorstoßen. Diese Saison visiert sie die 6,50 Meter an. Für richtige Top-Weiten will sie sich Zeit lassen, sie für noch größere Ereignisse wie die Olympischen Spiele aufheben. „Später möchte ich natürlich viel weiter springen. Vielleicht möchte ich auch mal sieben Meter schaffen“, verrät sie einen von vielen sportlichen Träumen.

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