| Para-EM Berlin

Para-Athleten feiern Staffel-Gold, Weltrekord und Medaillenregen

Die deutschen Para-Leichtathleten haben ihre eindrucksvolle Bilanz bei der Heim-EM im Berliner Friedrich-Ludwig-Jahn-Sportpark weiter ausgebaut. Das Leichtathletik-Team um Bundestrainer Willi Gernemann gewann am Freitag insgesamt acht Medaillen: drei Mal Gold, drei Mal Silber und zwei Mal Bronze. Highlights waren der Kugel-Weltrekord von Birgit Kober, der Sieg der männlichen Sprint-Staffel und das bereits zweite Einzelgold für Nicole Nicoleitzik.
pm / pr

Birgit Kober hatte sich den Weltrekord als Ziel gesetzt und die 47-Jährige vom TSV 1860 München hielt ihr Vorhaben ein: Mit 11,79 Meter verbesserte sie ihre eigene Bestweite im dritten Versuch um 23 Zentimeter und sicherte sich damit den Europameistertitel im Kugelstoßen ihrer Klasse (F36): „Ich bin unglaublich glücklich, so hatte ich mir den Tag erträumt. Ich brauche Spaß beim Wettkampf, dann bin ich locker und gut drauf – heute hatte ich sehr viel Spaß“, sagte Kober, die trotz Schmerzen im Handgelenk auf die Zähne biss: „Die Hand tut zwar sau weh, doch das habe ich im Wettkampf ausgeblendet. Dass ich mich trotzdem so gesteigert und den Weltrekord verbessert habe, freut mich wahnsinnig. Ich habe viel an der Beinarbeit gearbeitet und an der Technik getüftelt.“

Im gleichen Wettkampf stieß Juliane Mogge die Kugel auf 9,46 Meter und wurde damit Dritte. Die 28-jährige Bronzemedaillengewinnerin vom SC Bayer 05 Uerdingen war damit zufrieden: "Das war eine stabile Serie, auch wenn der Ausreißer gefehlt hat."

Quasi zeitgleich zur Kugelstoß-Entscheidung sprintete die deutsche 4x100-Meter-Staffel der Männer über die Tartanbahn. In einer starken Zeit von 41,42 Sekunden liefen Newcomer Phil Grolla vom VfB Fallersleben, Felix Streng, Markus Rehm und Johannes Floors (alle TSV Bayer 04 Leverkusen) zum EM-Titel und sind damit seit der WM 2015 weiter ungeschlagen. Das Rennen begeisterte die Zuschauer – und die vier Athleten konnten sich vor Autogramm- und Selfie-Wünschen kaum retten. Die Tatsache, dass die packende und mitreißende Disziplin für die Paralympics 2020 aus dem Programm genommen wurde, sorgt bei vielen für Unverständnis, wie auch Floors sagt: „Wir hoffen noch immer, dass wir unseren Titel in Tokio verteidigen dürfen. Es war einfach geil, hier zu laufen.“

Zweite Sprint-Medaille für Nicole Nicoleitzik

Bereits die zweite Einzel-Goldmedaille nach dem Triumph über 200 Meter durfte Nicole Nicoleitzik (T36) bejubeln. In einem spannenden 100-Meter-Finale sprintete die 22-Jährige vom TV Püttlingen in 15,60 Sekunden ins Ziel, ihre stärkste Konkurrentin lag nur eine Zehntelsekunde dahinter: „Alles oder nichts war wieder mein Motto, ich hatte gar keine Zeit, mir ein neues auszudenken. Eine Medaille habe ich mir gewünscht, zwei sind der Wahnsinn. Jetzt ist erstmal Pause angesagt.“

Bereits am Vormittag hatte sich Hanna Wichmann (F56) von der HSG Uni Greifswald überraschend Silber gesichert. Zwei Wochen konnte die 22-Jährige wegen Schulterproblemen nicht mehr mit der Keule trainieren und war daher für sich selbst in einer Außenseiterrolle, obwohl sie mit der weitesten Saisonbestleistung gemeldet war. Die Tschechin Anna Muzikova legte 16,42 Meter vor, Anastasiia Moskalenko aus der Ukraine warf dann sogar 19,42 Meter im letzten Versuch. „Als die Tschechin so weit geworfen hatte, habe ich schon gedacht, dass es schwierig wird, an ihr vorbeizukommen. Jetzt habe ich Silber gewonnen, das ist der Wahnsinn", freute sich die Athletin von Peer Kopelmann, die im Kugelstoßen schon Bronze gewonnen hatte.

Am Abend eröffnete Katrin Müller-Rottgardt (T12) vom TV Wattenscheid den Medaillenregen, als sie in Saisonbestleistung von 26,47 Sekunden mit Guide Alexander Kosenkow Silber über 200 Meter und damit schon ihren dritten Podestplatz holte: „Mit der Medaille bin ich zufrieden, es war klar, dass die Ukrainerin zu schnell ist. Auch die Zeit ist nach dem Saisonverlauf okay."

Andreas Lehmann feiert Heimsieg

Frances Herrmann (F34), die im Kugelstoßwettbewerb die Medaille nur um drei Zentimeter verpasst hatte, warf den Speer auf 17,47 Meter und gewann ebenfalls Silber: „Nach meinen Würfen wusste ich, dass ich Bronze sicher hatte, allerdings folgten noch zwei Konkurrentinnen. Besonders die Finnin ist sehr stark und sie kam mit den Wetterbedingungen besser zurecht. Ich bin nur 13 Zentimeter unter meiner Bestweite geblieben und daher zufrieden mit Silber“, sagte Herrmann, die von zahlreichen Fans, darunter Familie, Freunde und von ihrem Verein BPRSV Cottbus, unterstützt wurde.

Lokalmatador Andreas Lehmann (T46) rundete den Abend ab. Sein Speer landete bei der persönlichen Bestleistung von 43,27 Meter — Rang drei und Bronze für den EM-Debütanten: „Der Wettkampf hat Spaß gemacht und ich bin zufrieden, auch wenn ich gerne noch etwas weiter geworfen hätte. Bei den letzten Versuchen war ich etwas verkrampft und habe es zu sehr über die Kraft versucht. Doch ich habe meine Bestweite um anderthalb Meter gesteigert, deswegen überwiegt das lachende Auge.“

Zudem verpasste Janne Engeleiter über 100 Meter nur um eine Hundertstelsekunde den Bronzeplatz, Charleen Kosche feierte im Kugelstoßen eine persönliche Bestleistung und David Scherer erreichte über 100 Meter das Finale im Rennrollstuhlfahren. Insgesamt kommt die Deutsche Paralympische Mannschaft nun vor dem Abschluss-Wochenende auf zehn Gold-, 15 Silber- und sieben Bronzemedaillen.

Die kompletten Resultate finden Sie in unserer <link ergebnisse wettkampf-resultate>Ergebnisrubrik...

<link http: www.para-euro2018.eu _blank>Mehr zur Para-EM 2018 in Berlin

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