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Road to Berlin: Großes DLV-Camp kurz vor Saisonstart in Monte Gordo

Von Mitte April bis Mitte Mai machen drei verschiedene DLV-Disziplin-Gruppen zum letzten Feinschliff vor dem Saisonstart zu unterschiedlichen Zeitpunkten in Monte Gordo Station. Die Speerwerfer um Thomas Röhler und Johannes Vetter, die Mehrkämpfer um Rico Freimuth, Kai Kazmirek und Carolin Schäfer sowie als größtes Team die Hoch-, Weit- und Dreispringer machen sich im Süden Portugals für die ersten Wettkämpfe bereit.
Pamela Ruprecht

Das derzeitige Trainingslager in Portugal – es ist in der Summe aller Beteiligten das größte und komplexeste DLV-Camp zur Vorbereitung auf die Sommersaison 2018. Unmittelbar nach dem Aufenthalt in Monte Gordo beginnen für die DLV-Athleten die Wettkämpfe, die mit den Europameisterschaften in Berlin (7. bis 12. August) ihren Höhepunkt finden.

Mit Unterstützung eines gut aufgestellten Kompetenzteams aus Bundestrainern, Verbandsärzten, Physiotherapeuten, Trainingswissenschaftlern und Sportpsychologie wird auf den Anlagen in Portugal bei klimatisch optimalen Bedingungen – von wenigen Tagen Regen abgesehen – wettkampfnah trainiert. Mittels Leistungsdiagnostik geht es ans Fine-Tuning der Bewegungsabläufe.

Wechsel zwischen hochwertigen Einheiten und intensiver Regeneration

Von Mitte bis Ende April ist ein Großteil des Speerwurf-Kaders unter Team-Leiter Boris Obergföll in Monte Gordo. Unter den Speerwerferinnen sind Christin Hussong (LAZ Zweibrücken) und Peking-Weltmeisterin Katharina Molitor (TSV Bayer 04 Leverkusen), die allerdings passend zu ihrem Saisoneinstieg beim Diamond League-Meeting in Shanghai (China; 12. Mai) erst am 26. April anreist.

Das DLV-Top-Trio der Männer, Johannes Vetter (LG Offenburg), Thomas Röhler (LC Jena) und Andreas Hofmann (MTG Mannheim) sowie der wieder genesene Julian Weber (USC Mainz) feilen an der Algarve gemeinsam am letzten Feinschliff. Absagen musste aufgrund leichter Ellbogen-Probleme vorsichtshalber Lars Hamann (Dresdner SC 1898), der Potsdamer Bernhart Seifert ist 90 Kilometer weiter westlich in Albufeira zur Vorbereitung.

Auf dem Programm stehen qualitativ hochwertige Einheiten, bei denen eine hohe Abwurf-Geschwindigkeit erreicht werden soll. „Zwischen den einzelnen Maßnahmen steht die Regeneration im Vordergrund, so dass wir von Einheit zu Einheit die Qualität steigern können“, erklärt Boris Obergföll. Im Training wird schon sehr weit und wettkampfnah geworfen, aber so dosiert, dass noch an der Technik gefeilt werden kann. Ziel ist es, kontinuierlich weiter zu werfen und dabei die einstudierte Technik beizubehalten.

Johannes Vetter und Thomas Röhler in 90-Meter-Form

„Im Wettkampf selber kommen durch die Motivation dann automatisch nochmal 10 bis 15 Prozent an Leistungsfähigkeit hinzu“, weiß der Männer-Bundestrainer aus Erfahrung. Sein Heim-Athlet Johannes Vetter zeigte sich mit 92,70 Metern Anfang März beim Winterwurf-Europacup in Leiria (Portugal) schon in bestechender Frühform. Daran will der Weltmeister beim Saisonstart anknüpfen. Auch seine Disziplin-Kollegen sind gut drauf. „Bei Thomas wird es in Doha ebenfalls schon Richtung 90 Meter gehen“, vermutet Boris Obergföll angesichts der Trainingsleistungen des Olympiasiegers.

Röhler, Vetter und Hofmann steigen am 4. Mai beim Diamond League-Meeting in Doha (Katar) in die Saison ein. Vor einem Jahr hatte Thomas Röhler dort zum Auftakt mit 93,90 Metern den deutschen Rekord gebrochen, den Johannes Vetter wenig später auf 94,44 Meter schraubte. „Ich blicke sehr optimistisch in die Saison und denke, dass wir sowohl bei den Männern als auch bei den Frauen sehr gute Leistungen zu sehen bekommen. Alle sind bis jetzt verletzungsfrei geblieben“, berichtet der Teamleiter.

Top-Mehrkämpfer schlagen Weg Richtung Götzis ein

Parallel zu den Speerwerfern sind auch deutsche Top-Mehrkämpfer in Portugal. Aus der Halleschen Trainingsgruppe von Siebenkampf-Bundestrainer Wolfgang Kühne bereiten sich Zehnkampf-Vize-Weltmeister Rico Freimuth und Luca Wieland auf den ersten EM-Qualifikations-Wettkampf in Götzis (Österreich; 26./27. Mai) vor. Genauso wie der WM-Dritte Kai Kazmirek (LG Rhein-Wied).

Dass die deutschen Weltklasse-Speerwerfer am selben Ort sind, nutzt man gerne: Rico Freimuth absolvierte am Freitag eine Einheit mit Johannes Vetter und Boris Obergföll. „Das ist schon ein Vorteil in solchen Trainingslagern, dass man sich austauschen kann und ein paar Tipps bekommt“, erzählt Wolfgang Kühne, der optimistisch in Richtung EM-Sommer schaut. Auch die erst am Wochenende angekommene Siebenkampf-Vize-Weltmeisterin Carolin Schäfer (LG Eintracht Frankfurt) holt sich erneut Anregungen von Speer-Profi Thomas Röhler.

Noch zu früh kommt Götzis für Michael Schrader. Der Vize-Weltmeister arbeitet nach seiner schweren Knieverletzung weiter an seinem Comeback. „Michael will unbedingt nochmal einen Zehnkampf machen, aber er braucht noch Zeit“, sagt Wolfgang Kühne. Rico Freimuth, Luca Wieland und Hürdensprint-Europameisterin Cindy Roleder (alle SV Halle), die ebenfalls mit in Portugal ist, starten am 5./6. Mai bei den Offenen Mitteldeutschen Mehrkampf-Meisterschaften in Halle in ausgewählten Disziplinen in die Saison.

Wärme macht weite und hohe Sprünge möglich

Kurz bevor die Zehnkämpfer und Speerwerfer Ende April wieder zurück nach Deutschland fliegen, schlagen die DLV-Springer des Olympia- und Perspektivkaders praktisch im fliegenden Wechsel für einen Kernzeitraum bis zum 6. Mai ihre Zelte in Monte Gordo auf. Der Hallen-WM-Dritte im Hochsprung Mateusz Przybylko (TSV Bayer 04 Leverkusen) reist aufgrund seiner Teilnahme in Doha schon etwas früher ab. Für die meisten anderen Springer ist das heimische Meeting in Garbsen (13. Mai) die erste Adresse zur Eröffnung der Freiluft-Saison.

Bis dahin sollen die Sprung-Abläufe weitestgehend stehen. „Wir analysieren die Technik-Einheiten wie bei einer Wettkampf-Diagnostik und besprechen die Ergebnisse mit Heimtrainern und Athleten“, sagt der Leitende Bundestrainer Sprung Uwe Florczak. Auch Maximal-Geschwindigkeit und Schrittlänge beim Anlauf werden zur Kontrolle gemessen. „Durch die günstigen klimatischen Bedingungen sind die Athleten leistungsfähiger, die Sprünge gehen weiter und höher.“ Das DLV-Sprung-Camp wurde über die Jahre immer weiter professionalisiert und ist diesmal mit insgesamt 60 Personen stark wie nie besetzt.

Aber nicht nur die Athleten arbeiten an sich, auch die Trainer. Uwe Florczak kann fast seine gesamte Mannschaft aus elf Bundestrainern (Aktive und Nachwuchs), vielen mitgereisten Heimtrainern und dem Kompetenzteam zum gemeinsamen Wissenstransfer versammeln. Geplante Workshop-Themen sind zum Beispiel die dezentrale Kraft-Diagnostik und die besondere Jahresplanung 2018/2019, die mit der sehr späten WM in Katar und dem folgenden Olympia-Jahr 2020 eine besondere Herausforderung darstellt. Doch das große Ziel in diesem Jahr ist die Heim-EM in Berlin.

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