| U23-EM

Tallinn Tag 2 - Die DLV-Athleten in den Vorrunden

Für die besten U23-Athleten Europas geht es in dieser Woche in Tallinn (Estland) bei den U23-Europameisterschaften um Podestplätze sowie persönliche Erfolge. Hier lesen Sie, wie sich die DLV-Athleten an Tag zwei in den Vorrunden präsentiert haben.
Martin Neumann

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U23 MÄNNLICH

800 Meter Vorläufe

Dennis Krüger im Spurt nicht zu stoppen

„Vorn hinsetzen und dann schauen, was die anderen machen.“ Dennis Krüger (1. VfL Fortuna Marzahn) wählte seine Lieblingstaktik im 800-Meter-Vorlauf. Und die ging auf. Nach 57,5 Sekunden bei 400 und 1:27 Minuten bei 600 Metern musste der Spurt um die ersten drei Plätze für den Halbfinaleinzug entscheiden. Der bekannt endschnelle Krüger ließ auf der Zielgeraden keinen Konkurrenten vorbei und lief nach 1:52,88 Minuten aufrecht ins Ziel, während sich die Konkurrenz um den schnellen Mark English strecken musste. Der Ire und Aaron Botterman (Belgien) folgten mit drei Hundertstel Rückstand.

„Auch wenn es ein knapper Vorsprung war. Man merkt, dass man vorn ist“, sagte Dennis Krüger. Der Berliner freut sich auf das Halbfinale am Samstag, wünscht sich aber besseres Wetter: „Vor vier Jahren waren hier in Tallinn 40 Grad. Daran denke ich gern zurück.“ Von den Medaillenkandidaten gab sich in den Vorläufen keiner eine Blöße. Die schnellste Zeit legte in 1:49,17 Minuten der Slowene Zan Rudolf hin. 

110 Meter Hürden Vorläufe

Barth verletzt, Mählmann fehlen sechs Hundertstel

Nach wenigen Schritten war für Sebastian Barth (LG Stadtwerke München) die U23-EM gelaufen. Der Hürdensprinter verletzte sich und konnte den Vorlauf nicht beenden. „Wahrscheinlich ist es ein Muskelfaserriss im linken Oberschenkelbeuger. Mit solchen Verletzungen kenne ich mich ja mittlerweile aus“, sagte der Münchner. Schon oft hatte er mit muskulären Problemen zu kämpfen, zumeist aber auf der rechten Seite.

Ebenfalls körperlich nicht auf der Höhe war René Mählmann (SV schlau.com Saar 05 Saarbrücken). Adduktorenprobleme machten ihm zuletzt zu schaffen. „Ich bin ultra-froh, dass ich überhaupt starten konnte. Ein großes Dankeschön dafür ans medizinische Team“, sagte Mählmann. Als Siebter seines Vorlaufs fehlten ihm mit 14,11 Sekunden sechs Hundertstel zum Finaleinzug.

Die Halbfinals fielen bei nur 16 Hürdensprintern aus. Den stärksten Eindruck in den Vorläufen hinterließen zwei Briten: David King lief mit 13,74 Sekunden die schnellste Vorlaufzeit, ihm folgte David Omoregie (13,85 sec). Top-Favorit Wilhem Belocian (Frankreich) trat nicht zu den Vorläufen an. Der U20-Weltmeister musste aufgrund einer Verletzung kuzfristig auf den Tallinn-Start verzichten.

U23 WEIBLICH

200 Meter Vorläufe

Rebekka Haase wagt doch den Doppel-Start

Entgegen ihrer ursprünglichen Planung ging Rebekka Haase (LV 90 Erzgebirge) doch über 200 Meter an den Start. Zunächst lag ihr der 200-Meter-Vorlauf zeitlich zu früh vor dem 100-Meter-Finale am Abend. Doch da es – wie über 100 Meter – von den Vorläufen direkt ins Finale ging, entschloss sich die 22-Jährige kurzfristig für den Start. Auf der Außenbahn liefert die 22-Jährige ein extrem lockeres Rennen ab, das sie in Saisonbestzeit von 23,14 Sekunden (+1,4 m/sec) für sich entschied. Nach dem Lauf ging es direkt zur Vorbereitung auf das 100-Meter-Finale rund vier Stunden später. Somit hat sie als Vorlaufschnellste über 100 und 200 Meter die Chance, als erste deutsche Sprinterin bei U23-Europameisterschaften das Sprint-Double zu holen. Außerdem ist sie auch noch fester Part der aussichtsreichen 4x100-Meter-Staffel am Sonntag.

Mit Rebekka Haase im 200-Meter-Finale steht Anna-Lena Freese (FTSV Jahn Brinkum). Die 21-Jährige legte ein starkes Rennen hin und blieb als Zweite ihres Vorlaufs in 23,26 Sekunden sogar zwei Hundertstel unter ihrer persönlichen Bestzeit. Allerdings schob der Wind die Sprinterinnen in diesem Rennen mit 3,2 Metern pro Sekunde deutlich zu stark von hinten. Damit konnte Freese leben: „Mein Ziel war das Finale, das habe ich geschafft. Ich bin überglücklich.“ Dass sie für eine starke Leistung in Tallinn gut ist, hatte ihr Trainer Björn Sterzel schon bei in vergangenen Wochen prophezeit: „Du bist gut drauf Lena. Schalte deinen Kopf aus und bringe deine Trainingswerte auf die Bahn. Das habe ich gemacht“, sagte Freese.

100 Meter Hürden Vorläufe

DLV-Trio läuft ins Halbfinale

Bei zwölf Grad, Nieselregen und Gegenwind mussten die Hürdensprinterinnen am Freitagvormittag bei der U23-EM in die Startblöcke steigen. Trotz der widrigen Bedingungen schaffte es das DLV-Trio in die Halbfinals. Den stärksten Eindruck hinterließ Franziska Hofmann (LAC Erdgas Chemnitz). Die EM-Starterin von 2014 entschied den dritten Vorlauf in 13,48 Sekunden zu ihren Gunsten. Richtig zufrieden war sie trotzdem nicht. „Das Rennen hat sich schneller angefühlt, aber es war auch echt frisch“, sagte Hofmann. Es war die viertschnellste Zeit der Vorläufe, die wie erwartet von der Schweizerin Noemi Zbären (13,00 sec) dominiert wurden.

In Hofmanns Vorlauf lief Ricarda Lobe (MTG Mannheim) als Dritte in 13,64 Sekunden direkt ins Halbfinale. Allerdings saß sie im Ziel minutenlang auf dem Boden und hielt sich den schmerzenden rechten Knöchel. „Ich muss an einer Hürde hängengeblieben sein. Im Rennen habe ich nichts gemerkt. Aber jetzt tut es ziemlich weh“, sagte die 21-Jährige, bevor sie sich in ärztliche Betreuung begab.

Die schmerzhafte Begegnung mit einer Hürde brachte Monika Zapalska (TV Wattenscheid 01) fast um den Einzug ins Halbfinale. In ihrem Vorlauf lief sie in 13,86 Sekunden auf Platz vier und verpasste den direkten Qualifikationsplatz um vier Hundertstel. Als 16. schaffte es Zapalska gerade noch über die Zeitregel ins Halbfinale. „Die Schramme am rechten Knie ist ein Andenken. Nun hoffe ich, dass es im Halbfinale besser läuft“, sagte die Wattenscheiderin.

100 Meter Hürden Halbfinale

Lobe im Tausendstel-Krimi, Hofmann nutzt Zeitregel

Ricarda Lobe (MTG Mannheim; 13,36 sec) als Halbfinal-Dritte über die Platzierung, Franziska Hofmann (LAC Erdgas Chemnitz; 13,24 sec) als Vierte ihres Halbfinals über die Zeit: Am Samstagabend stehen zwei deutsche Hürdensprinterinnen im Finale der U23-EM. Das gab es letztmals vor zehn Jahren in Erfurt.

Dabei war es bei der Mannheimerin eine Tausendstel-Entscheidung. Die viertplatzierte Russin Anastasiya Nikolayeva wurde ebenfalls mit 13,36 Sekunden gestoppt, lag aber wenige Zentimeter hinter der auf der Außenbahn laufenden Deutschen. Die Auswertung ergab 13,353 zu 13,354 Sekunden - also nur eine Tausendstel Differenz. Am Abend wurden nach der erneuten Auswertung des Zielfilms beide Sprinterinnen auf Platz drei gesetzt. Da die neunte Srint-Bahn im Stadion von der Zeitmessanlage blockiert wird, war Lucie Kudelova die Leittragende. Die Tschechin verpasste als ursprünglich zweitbeste Zeitschnellste (13,26 sec) nach Franziska Hofmann den Endlauf.

„Das Finale war mein Ziel. Nun würde ich dort gern Richtung Bestzeit laufen“, sagte Lobe. Die hatten die Statistiker in Tallinn merkwürdigerweise mit 14,12 Sekunden angegeben, doch sie steht seit der U23-DM in Wetzlar bei 13,22 Sekunden. Für die Mannheimerin war der Freitag eine Berg- und Talfahrt. Zunächst hatte sie bei nur zwölf Grad am Vormittag den Vorlauf nur knapp überstanden und sich übel den rechten Knöchel geprellt, im Halbfinale am Nachmittag bei 24 Grad war dann das Glück auf ihrer Seite.

Obwohl es im ersten Halbfinale nicht mit der direkten Qualifikation klappte, war sich Franziska Hofmann sicher: „13,24 Sekunden reichen fürs Finale.“ Die Chemnitzerin sollte Recht behalten und qualifizierte sich als Sechstschnellste für den Endlauf. „Ganz rund“ fand sie das Halbfinale trotzdem nicht. „Ich war einfach nicht aggressiv genug“, sagte Hofmann. Das will sie am Samstag im Finale ändern. Dort geht Noemi Zbären als klare Gold-Favoritin ins Rennen. Mit 12,88 Sekunden stellte die Schweizerin im Halbfinale den Meisterschaftsrekord von Susanna Kallur (Schweden) aus dem Jahr 2003 ein. Zweitschnellste waren zwei zeitgleiche Niederländerinnen: die um 35 Hundertstel verbesserte Eefje Boons und Nadine Visser.

Nicht ins Finale schaffte es Monika Zapalska. Die Wattenscheiderin belegte im zweiten Halbfinale mit 13,71 Sekunden Platz fünf, insgesamt wurde sie 13. der Halbfinals. „Technisch war das nicht gut. Ich war immer zu dicht dran an der Hürde, das kostet Speed“, sagte die 21-Jährige. Dass sie es besser kann, hat Zapalska diese Saison schon häufig bewiesen. Die nächste Chance Richtung Bestzeit von 13,37 Sekunden zu laufen, hat sie bei den Deutschen Meisterschaften in zwei Wochen in Nürnberg.

400 Meter Hürden Vorläufe

Jackie Baumann löst die Vorlauf-Aufgabe

Das größte Hindernis für Jackie Baumann (LAV Stadtwerke Tübingen) waren im Vorlauf nicht die auf der Stadionrunde verteilten zehn Hürden, sondern der fiese Wind, der von der Ostsee in Böen ins Stadion blies. So ging der Lauf-Rhythmus schon auf der Gegengeraden verloren. Verunsichern ließ sich die 19-Jährige davon nicht. Als Vorlauf-Zweite in 58,49 Sekunden buchte Baumann souverän das Halbfinal-Ticket. Nur sechs Langhürdlerinnen – angeführt von der Britin Shona Richards (57,40 sec) waren in den vier Vorläufen schneller.

„Von der Meldeliste war ich Elfte. Nun probiere ich natürlich alles, um ins Finale zu kommen. Für morgen hoffe ich dann auf besseres Wetter. Ich hatte im Rennen das Gefühl, als hätten wir im Vorlauf auf den kompletten 400 Metern Gegenwind“, sagte Baumann, die auf der engen Bahn zwei starten musste. Durch ihren zweiten Platz wird sie im Halbfinale wohl eine der besser zu laufenden äußeren Bahnen erhalten.

Hochsprung Qualifikation

DLV-Duo springt in stark besetztes Finale

Angeführt von Hallen-Weltmeisterin Mariya Kuchina (Russland) und Titelverteidigerin Alessia Trost (Italien) verspricht der Frauen-Hochsprung eine der hochklassigsten Entscheidungen bei der U23-EM zu werden. Beide Top-Favoritinnen schafften natürlich mühelos den Sprung ins Finale am Sonntag. Dafür waren 1,82 Meter oder im ersten Sprung gemeisterte 1,79 Meter nötig.

Das schafften auch Imke Onnen (LG Hannover) und Jossie Graumann (LG Nord Berlin). Beide nahmen 1,82 Meter im ersten Anlauf. „Das hat gut geklappt. Nun hoffe ich drauf, im Finale meine Bestleistung anzugreifen“, sagte Onnen. Ihr Hausrekord steht wie der von Jossie Graumann bei 1,86 Metern.
Die Berlinerin ließ sich auch von einem Fehlversuch bei der Einstiegshöhe von 1,70 Metern nicht verunsichern und blieb danach ohne Fehler. „Insgesamt ist es optimal gelaufen“, strahlte Graumann.

Das konnte Alexandra Plaza (LT DSHS Köln) von ihrer Qualifikation nicht behaupten. Ein Fehlversuch über 1,79 Meter brachte sie ums Finale. „Ich habe seit der U23-DM in Wetzlar massive Rückenschmerzen. Nicht nur beim Springen, sondern auch im Alltag“, sagte die Kölnerin. Ob sie in den kommenden Wochen noch Wettkämpfe bestreiten wird, ließ der Schützling von Andreas Gentz offen. Nun soll zunächst abgeklärt werden, welche Ursachen die Rückenschmerzen haben.

Hammerwurf Qualifikation

Charlene Woitha nach Zitterpartie im Finale

Als erste deutsche Starterin ging Charlene Woitha (SCC Berlin) am Freitagvormittag in Tallinn an den Start. Und für die Hammerwerferin dauerte die Qualifikation länger als gedacht. Da ihr in der ersten Gruppe als Sechste mit 64,72 Metern runde vier Meter zur direkten Qualifikationsweite fehlten, hieß es zittern. In der zweiten Gruppe waren allerdings nur drei Werferinnen besser, so kam Woitha am Ende als Neunte doch noch sicher weiter. Im Finale am Samstagabend will die ehemalige Siebenkämpferin einiges besser machen. „Es passte technisch leider nicht viel zusammen“, sagte Woitha. Heim- und Bundestrainer Michael Deyhle präzisierte: „Bis zur dritten Drehung hat sie einen guten Rhythmus, der geht leider in der vierten verloren.“

Den richtigen Dreh fand in der Qualifikation Alexandra Tavernier. Die Französin schleuderte das Vier-Kilo-Gerät in der zweiten Gruppe auf 72,98 Meter. Es war der zweitbeste Wurf in der Karriere der EM-Sechsten von Zürich. Gleichzeitig steigerte Tavernier den Meisterschaftsrekord der Rumänin Bianca Perie um 1,39 Meter und geht so als klare Gold-Kandidatin ins Finale.

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