| München 2022

EM Tag 6 | Silber-Abend für Bo Kanda Lita Baehre und Lea Meyer, Saskia Feige gewinnt Bronze

Mit Bronze über 20 Kilometer Gehen ist der Leipzigerin Saskia Feige am Samstagvormittag für das deutsche Team ein glänzender Auftakt in das abschließende EM-Wochenende gelungen. Am Abend war es dann einmal mehr Überflieger Armand Duplantis, der alle Aufmerksamkeit im Münchner Olympiastadion auf sich zog. Zudem gab es Silber für Bo Kanda Lita Baehre und Hindernisläuferin Lea Meyer.
Jane Sichting

Es war der letzte Wettbewerb auf Münchens Straßen innerhalb dieser Europameisterschaften. Und für die Deutsche Meisterin ein Finale, das sie nie vergessen wird. Trotz strömenden Regens ab der zweiten Streckenhälfte ließ sich die Athletin vom SC DHfK Leipzig nicht beirren und erfüllte sich ihren Traum von einer internationalen Medaille. In neuer persönlicher Bestzeit (1:29:25 h) gewann sie Bronze. Gold ging an die Griechin Ntrismpioti (1:29:02 h) vor Katarzyna Zdziebło aus Polen.

Bei den Männern lagen Freud und Leid dicht beieinander. Während Leo Köpp (LG Nord Berlin; 1:21:36 h) nach 20 Kilometern die Ziellinie als Neunter mit Freudentränen überquerte, waren es bei Teamkollege Nils Brembach (SC Potsdam) nach dem vorzeitigen Aus nach Disqualifikation Tränen der Enttäuschung. Karl Junghannß (LC TopTeam Thüringen; 1:28:21 h) kam beim Sieg des spanischen Titelverteidigers Álvaro Martín (1:19:11 h) auf Rang 20.

Bo Kanda Lita Baehre bei Duplantis-Dominanz starker Zweiter

Die letzte deutsche EM-Medaille im Stabhochsprung gab es 2012 in Helsinki (Finnland). Zehn Jahre später war es nun Bo Kanda Lita Baehre (TSV Bayer 04 Leverkusen), der sich endlich mit Edelmetall belohnte. Beim Favoritensieg des Titelverteidigers Armand Duplantis aus Schweden gewann der Deutsche Meister Silber. Torben Blech (TSV Bayer 04 Leverkusen; 5,50 m) und Oleg Zernikel (ASV Landau; 5,50 m) rangierten sich als Achter und Neunter am Ende des Feldes ein.

Trotz schwieriger Bedingungen im Münchner Regen war es einmal mehr Ausnahmespringer Armand Duplantis, den dies wenig beeindruckte und der alle Sprünge beinahe mühelos im ersten Versuch überquerte. Am Ende standen für ihn 6,06 Meter im Protokoll und damit die erfolgreiche Titelverteidigung samt Meisterschaftsrekord. Nicht weniger Applaus hatte sich aber auch Bo Kanda Lita Baehre verdient. Nach Platz sieben bei der WM in Eugene (USA) gewann er mit 5,85 Metern Silber – ein Erfolg, der zuletzt Björn Otto bei der EM 2012 gelungen war. Das Podium in München komplettierte der norwegische Aufsteiger Pål Haugen Lillefosse (5,75 m).

Hindernis-Silber für Lea Meyer 

Über die Hindernisse erreichte Lea Meyer (ASV Köln) den größten Erfolg ihrer noch jungen Karriere. Nach einem selbstbewussten Auftritt lief die 24-Jährige, die bei der WM noch so schwer am Wassergraben gestürzt war und danach mit einer Corona-Infektion zu kämpfen hatte, völlig überraschend zu Silber!

Vom Start weg setzte sich Luiza Gega (Albanien), die Zweite der EM von 2016, an die Spitze. Lea Meyer hielt sich stets unter den ersten Verfolgerinnen auf. Drei Runden vor Schluss hatte sich Gega gemeinsam mit Großbritanniens Jahresschnellster Elizabeth Bird bereits ein wenig abgesetzt, doch Aimee Pratt (Großbritannien) und Lea Meyer setzten nach. Dann startete Lea Meyer ihre Aufholjagd und schob sich bis auf Position zwei nach vorn. Einzig Gega war bereits zu weit enteilt und gewann mit Meisterschaftsrekord (9:11,31 min) den Titel.

In 9:15,35 Minuten – zehn Sekunden schneller als ihr bisheriger Hausrekord – dahinter rannte Lea Meyer zu Silber, für Elizabeth Bird gab es in 9:23,18 Minuten Bronze. Die zweite deutsche Finalistin, Elena Burkard (LG farbtex Nordschwarzwald), 2018 in Berlin noch Sechste, lief mit Saisonbestleistung (9:39,63 min) in ihrem zweiten EM-Finale auf Platz zwölf.

Deutsche Langsprint-Staffeln auf Rang sieben und fünf

In 3:01,80 Minuten, der schnellsten Zeit einer deutschen 4x400-Meter-Staffel seit 2014, hatte sich das DLV-Quartett für das EM-Finale qualifiziert. Eine Steigerung war für Marvin Schlegel (LAC Erdgas Chemnitz), Patrick Schneider (TV Wattenscheid 01), Marc Koch (LG Nord Berlin) und Manuel Sanders (LG Olympia Dortmund) am Samstagabend nicht mehr möglich. In 3:02,51 Minuten belegte das Quartett Platz sieben.

Für einen Platz auf dem Podium waren Zeiten gefordert, die für die DLV-Auswahl momentan noch außer Reichweite sind: Gleich drei Staffeln unterboten die drei Minuten – Gold ging dabei in 2:59,35 Minuten an das Quartett aus Großbritannien vor der belgischen Staffel (2:59,49 min), die auf zwei der drei Borlée-Brüder setzten, und Frankreich (2:59,64 min). 

Bei den Frauen lief das deutsche Quartett stets im Feld mit. Nachdem Startläuferin Luna Thiel (VfL Eintracht Hannover) auf Mona Mayer (LG Telis Finanz Regensburg) übergeben hatte, machte diese einen Platz gut und schickte Alica Schmidt (SCC Berlin) auf Rang fünf liegend über die Stadionrunde. Zwar musste diese zwei Athletinnen vorbeiziehen lassen, doch Schlussläuferin Carolina Krafzik (VfL Sindelfingen), die für die im Vorlauf spontan eingesprungene Jessica Bianca Wessoly in die Staffel gerückt war, machte auf der Zielgeraden wieder Plätze gut und sicherte der DLV-Auswahl Rang fünf. Gold ging in europäischer Jahresbestzeit (3:20,87 min) an das Staffel-Quartett aus den Niederlanden vor Polen und Großbritannien.

Christina Hering bei Heimspiel auf Platz sieben

Sie war die Favoritin und wurde ihrer Rolle gerecht. Im Finale über 800 Meter holte sich die Britin Keely Hodgkinson am Samstagabend bei den Europameisterschaften in München ihren ersten Freilufttitel. Die Münchenerin Christina Hering (LG Stadtwerke München) lief bei ihrem Heimspiel in 2:00,82 Minuten auf Platz sieben und erfüllte sich damit einen langersehnten Traum. Das erste große Finale ihrer Karriere – und das in ihrer Heimatstadt.

Der Startschuss ertönte und das Publikum tobte. Als sich nach 200 Metern keine der Athletinnen so recht an die Spitze setzen wollte, ergriff die 27-Jährige die Initiative und übernahm das Tempo. Doch bei 600 Metern zog die Konkurrenz vorbei. Christina Hering kämpfte bis zum Schluss – letztlich reichte es für Platz sieben und damit der besten Platzierung einer Deutschen über 800 Meter seit der EM 2002. Gold holte indes die Favoritin Keely Hodgkinson (1:59,04 min) vor Renélle Lamote (Frankreich; 1:59,49 min) und der Polin Anna Wielgosz (1:59,87 min).

Fuchs bei EM-Premiere auf Rang elf

Wie gern hätten die deutschen Fans Speerwerferin Christin Hussong (LAZ Zweibrücken) auf ihrer Mission Titelverteidigung gepusht. Doch bereits im Vorfeld musste diese ihren Start bei der Heim-EM absagen, nach einer Corona-Infektion fühlte sie sich noch zu stark gesundheitlich beeinträchtigt. Umso erfreulicher war es, dass es die Deutsche Vizemeisterin Annika Marie Fuchs (SC Potsdam) ins Finale geschafft hatte. In diesem blieb sie jedoch deutlich hinter ihrem Leistungsvermögen zurück und kam bei ihrer EM-Premiere im Erwachsenenbereich mit 54,52 Meter auf Rang elf.

Den Titel sicherte sich indes die Griechin Elina Tzenko. Mit neuer persönlicher Bestweite von 65,81 Metern distanzierte sie die Konkurrenz um knapp vier Meter – Silber ging an Adriana Vilagoš (Serbien; 62,01 m) vor der Tschechin Barbora Špotáková (60,68 m). Beeindruckend: Die Bronzemedaillengewinnerin war schon bei der letzten EM in München vor 20 Jahren dabei.

In der einzigen Vorentscheidung am Samstagabend, den Vorläufen der Frauen über 100 Meter Hürden, musste Monika Zapalska (TV Wattenscheid 01) zunächst auf einem der drei Hot Seats um das Weiterkommen über die Zeitregelung zittern. Nach einem guten Start kam sie in ihrem Lauf als Vierte ins Ziel. In 13,39 Sekunden lief sie zwar die zwölftschnellste Zeit aller Teilnehmerinnen, musste das Finalticket aber der mit einem großen Q direkt qualifizierte Polin Klaudia Wojrunik überlassen. Somit findet das Halbfinale am Sonntag ohne deutsche Beteiligung statt. Noch in Berlin 2018 hatte Deutschland zwei Medaillen gewonnen. Pamela Dutkiewicz-Emmerich gewann Silber, Cindy Roleder wurde damals Dritte.

EM 2022 München

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