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Frankfurt will sich schnell zurückmelden

Der Frankfurt-Marathon ist zurück: Rund 20.000 Teilnehmer werden am Sonntag erstmals seit 2019 wieder in der Finanz-Metropole an den Start gehen. Mit dabei werden unter anderem Laura Hottenrott, Thea Heim, Hendrik Pfeiffer und Filimon Abraham sein.
Jörg Wenig/nw

Als letztes der großen deutschen Marathonrennen kehrt nun auch der Frankfurt-Marathon nach der coronabedingten Zwangspause wieder zurück: Am Sonntag (30. Oktober) wird die 39. Auflage des Klassikers gestartet, nachdem der Lauf sowohl 2020 als auch 2021 ausfallen musste. Sowohl die Favoriten als auch die besten deutschen Läufer könnten die schnelle Frankfurter Strecke und die voraussichtlich guten Wetterbedingungen nutzen, um Bestzeiten anzugreifen.

Der Äthiopier Gebru Redahgne und die Kenianerin Selly Kaptich führen mit Bestzeiten von 2:05:58 Stunden beziehungsweise 2:21:09 Stunden die Startlisten an. Die 37-Jährige plant dabei einen Angriff auf den hochklassigen Streckenrekord von 2:19:10 Stunden. Hendrik Pfeiffer (TV Wattenscheid 01), Filimon Abraham (LG Telis Finanz Regensburg), Laura Hottenrott (PSV Grün-Weiß Kassel) und Thea Heim (LG Telis Finanz Regensburg) sind die deutschen Topathleten, die am Sonntag persönliche Bestzeiten anstreben.

Rennen über kürzere Distanzen hinzugerechnet, erwarten die Veranstalter am Wochenende über 20.000 Teilnehmer aus 111 Nationen. Von ihnen laufen gut 11.500 über die klassischen 42,195 Kilometer. Das Rennen, das am Sonntag um 10 Uhr beginnt, wird live vom Hessischen Rundfunk übertragen.

Erneut Zeit unter 2:20 Stunden?

2019 war es eine Frau, die beim Frankfurt-Marathon für das spitzensportliche Highlight sorgte: Die Kenianerin Valary Aiyabei stellte mit 2:19:10 Stunden einen hochkarätigen Streckenrekord auf und erzielte die erste Zeit unter 2:20 Stunden in der Geschichte des Rennens. Manches spricht dafür, dass am Sonntag wieder eine Frau für die Haupt-Schlagzeile sorgen könnte. Denn Selly Kaptich ist bereit für ein schnelles Rennen: „Ich bin zuversichtlich, dass ich eine Zeit von unter 2:20 Stunden laufen kann und möchte auch den Streckenrekord angreifen“, sagte sie.

Mit einer Bestzeit von 2:21:27 Stunden reist Helah Kiprop nach Frankfurt. Die Vize-Weltmeisterin im Marathon von 2015 lief ihren persönlichen Rekord in Tokio (Japan) 2016. In diesem Jahr meldete sich Helah Kiprop mit einem Sieg beim Kopenhagen-Marathon (Dänemark) in 2:24:10 Stunden zurück. Die 37-Jährige lief übrigens schon einmal beim Frankfurt-Marathon und stellte dabei ihre damalige persönliche Bestzeit auf: 2014 wurde sie Fünfte in 2:27:14 Stunden.

Die dritte Läuferin, die bereits unter 2:22 Stunden gelaufen ist, ist Yeshi Chekole. Die Äthiopierin steigerte sich im Februar beim Sevilla-Marathon (Spanien) auf 2:21:17 Stunden und belegte damit Rang drei. „Ich möchte eine persönliche Bestleistung laufen und eine gute Platzierung erreichen“, sagte sie. Chekole bereitete sich vier Monate auf Frankfurt vor und fühlt sich in guter Form.

Laura Hottenrott und Thea Heim am Start

Zu beachten sein wird auch Gladys Chepkurui. Die Kenianerin lief in Paris im Frühling 2:28:55 Stunden. Ihre in diesem Jahr erzielten Bestzeiten von 30:48 Minuten über 10 Kilometer und 68:09 Minuten im Halbmarathon deuten aber darauf hin, dass sie Zeitbereiche um 2:22 Stunden erreichen kann.

Mit Laura Hottenrott steht eine deutsche Topläuferin auf der Startliste. Die 30-Jährige, die eine Bestzeit von 2:28:02 Stunden aufweist, konnte im Sommer aufgrund einer Corona-Infektion nicht bei der WM starten. Da sie im September den Jungfrau-Marathon und somit ein anspruchsvolles Bergrennen gelaufen ist, muss man abgewartet werden, in welcher Form sie in Frankfurt sein wird.

Zur erweiterten deutschen Spitze zählt Thea Heim, die in Frankfurt versuchen wird, ihre Bestzeit von 2:36:10 Stunden aus Hamburg 2019 zu unterbieten. Die 30-Jährige ist eine Ausnahmeerscheinung im Elitefeld, da sie Vollzeit als IT-Spezialistin in einem Versicherungsunternehmen arbeitet. 38 Stunden pro Woche arbeitet sie an der Programmierung von Web-Applikationen. Ihr Training absolviert sie meist abends – genauso wie viele Tausende Hobbyläufer: „Die Tage sind manchmal sehr vollgepackt in einer Marathonvorbereitung, aber für drei Monate ist das möglich“, sagte sie. „Nur Laufen ist nicht mein Ding. Ich habe das bewusst so entschieden. Die Kombination Beruf und Laufen ist gut für mich.“

„Mister Frankfurt“ kehrt zurück

Gebru Redahgne ist noch ein Newcomer im internationalen Laufsport. 2021 lief der Äthiopier erstmals außerhalb seines Heimatlandes, in diesem Frühjahr steigerte er sich in seinem zweiten Marathon in Barcelona (Spanien) auf 2:05:58 Stunden. Gebru Redahgne will nun die schnelle Frankfurter Strecke nutzen, um sich weiter zu verbessern. „Ich habe gut trainiert und möchte meine Bestzeit unterbieten“, gab er sich zuversichtlich. Die erste Rennhälfte soll im Bereich von 62:45 Minuten mit Tempomachern angelaufen werden.

Aus Kenia kommt ein Läufer zurück, der im aktuellen Elitefeld als „Mister Frankfurt“ gelten muss: Martin Kosgey startete schon vier Mal in der Finanz-Metropole und zeigte enorm konstante Leistungen. Zweimal war er in der Festhalle bereits Zweiter (2016 und 2018) sowie zweimal Vierter (2017 und 2019). Der 33-Jährige stellte dabei 2018 auch seine persönliche Bestzeit von 2:06:41 Stunden auf. „Ich werde sicher in der ersten Gruppe laufen. Eine neue Bestzeit und auch der Sieg sind möglich für mich“, zeigte sich der dreifache Familienvater zuversichtlich. „Frankfurt ist für mich wie ein Zuhause. Ich fühle mich wohl hier.“

Hendrik Pfeiffer: Frankfurt statt New York

Hendrik Pfeiffer will seine aktuell gute Form auf der flachen Frankfurter Strecke nutzen, um seinen persönlichen Rekord von 2:10:18 Stunden zu unterbieten. „Ich traue mir eine Bestzeit zu und möchte natürlich gerne die 2:10-Stunden-Marke knacken“, sagte der 29-Jährige, der in dieser Woche seinen Wechsel vom TV Wattenscheid 01 zur TK Hannover verkündete. „Es geht um eine gute Zeit für mich. Ich habe mich entsprechend vorbereitet. New York wollte mich nicht im Elitefeld haben. Darum freue ich mich jetzt umso mehr, mein Rennen vor deutschem Publikum zeigen zu können", sagte er zu seiner alternativen Saisonplanung.

Filimon Abraham will ebenfalls 2:10 Stunden unterbieten und zu den deutschen Top-Marathonläufern aufschließen. Nachdem er im Frühjahr bei seinem Debüt in Hamburg nicht ins Ziel kam, wird der 29-Jährige, der bei der EM in München im August Platz 19 im 10.000-Meter-Finale belegte, nun einen zweiten Anlauf nehmen. „Ich bin in guter Form. Mein Ziel ist es, unter 2:10 Stunden ins Ziel zu kommen“, sagte der aus Eritrea stammende Filimon Abraham, der sich über sieben Wochen hinweg in Addis Abeba (Äthiopien) auf den Frankfurt Marathon vorbereitet hat. Dort hatte er sich der hochkarätig besetzten Gruppe des äthiopischen Trainers Tessema Abshero angeschlossen.

Wenn Hendrik Pfeiffer und Filimon Abraham ihre Ziele erreichen, könnten beide die Norm von 2:09:40 Stunden für die WM 2023 in Budapest (Ungarn) erfüllen.

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