| Interview der Woche

Hendrik Müller: „Da kommt noch mehr!“

Mit einer neuen Bestleistung von 5,40 Metern hat Stabhochspringer Hendrik Müller sich am Samstag den Titel bei den Deutschen Jugend-Hallenmeisterschaften gesichert. Im Interview der Woche berichtet der 17-Jährige vom TSV Bayer 04 Leverkusen, welcher ungewohnten Situation er sich auf dem Weg zum Sieg gestellt hat und was ihm sein Trainer Marvin Klaassen vermitteln kann.
Svenja Sapper

Hendrik Müller, herzlichen Glückwunsch zum deutschen Meistertitel und zur neuen Besthöhe von 5,40 Meter! Du bist noch 17 Jahre alt und letztes Jahr noch in der U18 gestartet. Mit welcher Einstellung bist du in den Wettkampf gegangen?

Hendrik Müller:
Ich wusste, dass es nicht leicht wird. Ich bin ja gerade erst aus der U18 in die U20 gekommen. Das ist schon ein Sprung, den man schaffen muss. Es lief dann aber ja sehr gut. Es hat mich auf jeden Fall gefreut, dass bei den besseren Höhen noch jemand mit mir im Wettkampf war und Marec [Metzger] 5,15 Meter gesprungen ist. Das war ein schönes Battle zwischen uns. Es hat Spaß gemacht!

Ab den fünf Metern wart ihr beide alleine im Wettkampf und habt euch mit jeder Höhe gegenseitig übertrumpft. Wie sehr hat dich diese Konkurrenzsituation gepusht?

Hendrik Müller:
Diese Zweikampfsituation, bei der man Höhen auslässt, die der andere springt, hatte ich echt sehr selten bisher. Das hat mich absolut angespornt. Wenn ich über die Latte gesprungen bin, musste Marec nachziehen, und wenn er drüber kam, musste ich nachziehen. Es war nicht geplant, dass ich genau diese Höhen in dieser Reihenfolge springe, das ergab sich aus der Wettkampfsituation.

Hattest du im Vorfeld schon im Gefühl, dass es heute sehr hoch gehen könnte? 

Hendrik Müller:
Das Einspringen war sehr gut – bis ich am Ende einen etwas schlechteren Versuch erwischt habe. Damit im Hinterkopf bin ich dann in den Wettkampf gestartet. Ich bin früh eingestiegen (bei 4,80 m; Anm. d. Red.) und habe dadurch die Sicherheit bekommen.

Du trainierst beim TSV Bayer 04 Leverkusen, einem Verein, der als Stabhochsprung-Hochburg gilt. Erst letzte Woche haben sich zwei Vereinskameraden von dir den deutschen Meistertitel bei den Aktiven gesichert: Torben Blech und Bo Kanda Lita Baehre …

Hendrik Müller:
Mein Ansporn ist es immer, höher zu springen als Bo im selben Alter. Diesmal habe ich es leider nicht geschafft, er ist im ersten Winter nach der U18 eine 5,48 Meter gesprungen, wie ich meine (5,50 m; Anm. d. Red.). Ich bin trotzdem zufrieden.

Woraus ziehst du noch Motivation?

Hendrik Müller:
Wenn ich mal keine Konkurrenz habe, dann denke ich daran, dass ich auch die Jugend ein bisschen pushen will, damit der deutsche Meistertitel nicht immer mit fünf Metern oder 5,10 Meter weggeht. Ich habe schon die Ambition, auch wieder Qualität in die Jugend zu bringen. Mein Ziel ist es immer, zu gewinnen und mein Bestes zu zeigen. Besondere Rituale habe ich nicht, außer dass ich vor Wettkämpfen immer Musik höre. Ich habe einfach Spaß am Springen, das ist meine Motivation.

Wie bist du eigentlich zum Stabhochsprung gekommen?

Hendrik Müller:
Ich habe früher, vor ganz langer Zeit Kinderturnen gemacht. Das fing schon mit ein, zwei Jahren an. Von da aus wurde ich für die Leichtathletik empfohlen. Erst mal habe ich das allgemeine Leichtathletiktraining gemacht, dort hat mir Hochsprung besonders gut gefallen. Das hat ja schon vom Wettkampfaufbau Ähnlichkeiten mit dem Stabhochsprung. Dann hat Marvin 2017 seine Karriere beendet und gesagt, dass er Trainer wird. Ich war direkt beim Probetraining und das hat mir sehr viel Spaß gemacht. Ich konnte auch von Anfang an erste Erfolge feiern.

Du sprichst deinen Trainer Marvin Klaassen (geb. Caspari) schon an: Bis vor einigen Jahren war er selbst aktiver Stabhochspringer. Was kann er dir Besonderes vermitteln?

Hendrik Müller:
Er weiß einfach selber, wie es läuft. Das finde ich ganz cool. Er weiß, wie man sich verhält, wenn man vor dem letzten Versuch bei der Bestleistungshöhe steht. Wie man in dem Moment die richtigen Entscheidungen trifft, hat er in seiner Karriere auch auf jeden Fall gelernt und kann uns weitergeben, wie man sich in Drucksituationen verhält. Ich trainiere hauptsächlich mit Sven Mai und Luca Brill, die springen zwar noch nicht so hoch wie ich, aber es ist eine sehr schöne Atmosphäre in unserer Gruppe.

Was sind deine nächsten Ziele?

Hendrik Müller:

Ich versuche, vor der Sommersaison meinen Anlauf auf 16 Schritte zu verlängern, momentan springe ich aus 14 Schritten Anlauf ab. In der Hinsicht kann ich auf jeden Fall noch besser werden. Und dann freue ich mich auf die Sommersaison und will da noch mal zeigen, was ich kann. Da kommt auf jeden Fall noch mehr!

Die U20-Europameisterschaften finden im Sommer in Jerusalem statt – wie vergangenes Jahr die U18-EM, bei der du Fünfter wurdest …

Hendrik Müller:
Ja, mit Jerusalem habe ich noch eine Rechnung offen. Ich war ja nicht sehr zufrieden mit meinem Wettkampf dort. Aber jetzt habe ich schon Erfahrung mit der Anlage und kenne mich dort aus und würde mich freuen, noch einmal in Jerusalem Anlauf zu nehmen und zu zeigen, dass ich auch international präsent bin.

Im Video:
Hendrik Müller schwingt sich über 5,40 Meter

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