| Interview

Amanal Petros: „Konzentriere mich im Sommer auf die 10.000 Meter“

Amanal Petros (SCC Berlin) ist am Sonntag in Hannover mit 2:07:02 Stunden die zweitschnellste Marathon-Zeit eines Deutschen gelaufen und hat seinen ersten Start bei einem deutschen City-Marathon direkt in einen Sieg verwandelt. Im Interview erklärt der Deutsche Rekordhalter, warum er für diese Saison jedoch auf eine andere Distanz setzt und sich dafür erst einmal auf die Suche nach seinem Schuhwerk begeben muss.
Birte Grote

Amanal Petros, herzlichen Glückwunsch zum Sieg und der starken Zeit. Sie konnten Ihren Konkurrenten ganz locker davonziehen, hat es sich auch so leicht angefühlt?  

Amanal Petros:
Vielen Dank. Auf den ersten 20 Kilometern habe ich mich sehr gut gefühlt, danach merkt man jeden Kilometer in den Ober- und Unterschenkeln. Alles über 30 Kilometer ist eine riesige Herausforderung. Aber ich freue mich, dass ich so gut durchgekommen bin.

Wie waren die Bedingungen heute auf der Strecke?

Amanal Petros:
Die Bedingungen und das Wetter waren sehr gut. Es war fast kein Wind und auch nicht kalt. Auch die Pacemaker haben einen ganz tollen Job gemacht. Ich dachte immer, dass es nicht viele flache Strecken bei Marathons in Deutschland gibt, außer in Berlin. Aber hier in Hannover war die Strecke auch sehr angenehm. Dazu hat mir die Atmosphäre sehr gefallen. Es standen immer mal wieder Leute an der Strecke, auch viele Kinder, die einen angefeuert haben. Das hilft einem bei so einem langen Rennen sehr. Insgesamt hat alles sehr gut zusammengespielt, sodass ich mich die ganze Zeit über sehr wohl gefühlt habe.

Was bedeutet es Ihnen, jetzt auch direkt beim ersten Marathon in Deutschland gewonnen und dazu auch einen neuen Streckenrekord aufgestellt zu haben?

Amanal Petros:
Der Streckenrekord war das Ziel. Das bedeutet mir sehr viel und ist eine riesige Motivation. Ich bin noch nie einen City-Marathon in Deutschland gelaufen. Das ist schon ein tolles Erlebnis. Ich freue mich riesig und kann es nicht abwarten, wieder herzukommen, noch besser vorbereitet zu sein und eine noch bessere Zeit zu laufen. Ich habe an diesem Wochenende so viele sympathische Menschen getroffen, das war eine große Freude.

Wie geht es Ihnen nun körperlich?

Amanal Petros:
Meinem Körper geht es grad ganz unterschiedlich. Mein Oberkörper ist in Ordnung, aber die Beine sind sehr erschöpft, insbesondere die Oberschenkel. Ich bin froh, dass man auch im Sitzen feiern kann.

Wie erholen Sie sich jetzt und wann geht es wieder ins Training?

Amanal Petros:
Ich werde ganz entspannt zuhause bleiben und versuchen, mich zu regenerieren, viel in die Sauna und zur Massage gehen, für ungefähr acht Tage. Dann werde ich anfangen, wieder locker ins Training einzusteigen.  

Wie sieht dann Ihr Plan für die weitere Saison aus?

Amanal Petros:
Ich werde für die 10.000 und vielleicht 5.000 Meter trainieren. Ich möchte mich auf kurze Strecken konzentrieren, um meine Schnelligkeit zu verbessern. Ich glaube, ich habe meine Spikes vor mehr als zwei Jahren an den Nagel gehängt, die muss ich jetzt zurückholen und mich auf die Suche nach ihnen machen, damit ich auf der Bahn arbeiten kann. Ab Ende Mai möchte ich auch wieder in der Höhe trainieren.

Planen Sie dann auch mit einem Bahnrennen als Saisonhöhepunkt für die Weltmeisterschaften in Budapest?

Amanal Petros:
Ja, auf jeden Fall. Das Ziel ist zunächst einmal, die WM-Norm abzuhaken. Außerdem möchte ich gerne den Europa-Cup über 10.000 Meter laufen.

Auf der Straße haben Sie in diesem Jahr mit einem neuen deutschen 10-Kilometer-Rekord von 27:32 Minuten schon gezeigt, was Sie können. Was erwarten Sie dann auf der Bahn?

Amanal Petros:
Ich denke, wenn ich auf der Bahn 27:20 oder 27:15 Minuten laufen kann, wird auch mein Marathon in Zukunft noch deutlich schneller werden. Das ist das Ziel, und deswegen orientiere ich mich jetzt auch wieder nach unten auf die kürzeren Strecken.

Denken Sie, dass es eine große Umstellung sein wird, jetzt wieder auf der Bahn zu laufen?

Amanal Petros:
Ich glaube nicht, ich werde auch im Training weiter genügend Longruns machen, daher wird es sich nicht so stark voneinander unterscheiden. Aber ich freue mich jetzt schon auf viele schnelle Bahnläufe.

Sie sind nun einen Frühjahrsmarathon in Deutschland gelaufen, peilen Sie auch einen Herbstmarathon an, zumal Sie seit diesem Jahr Teil des Marathon-Teams des SCC Berlin sind?

Amanal Petros:
Ja, der Marathon in Berlin ist das große Ziel. Das ist natürlich der besondere Marathon auf der Welt. Da habe ich ganz große Erwartungen und werde mich ab jetzt vorbereiten. Zu viel möchte ich dazu aber noch nicht verraten.

Mit Filimon Abraham ist gerade ein weiterer Deutscher bei seinem ersten vollendeten Marathon eine starke Zeit von 2:08:22 Stunden gelaufen. Pusht Sie das für das eigene Training auch, weil es zeigt, dass in Deutschland in den vergangenen Jahren eine starke Marathon-Mannschaft heranwächst?

Amanal Petros:
Ich kann mich erinnern, dass es etwas ganz Besonderes war, als ich 2019 2:10 Stunden gelaufen bin, und davor, wenn man 2:12 Stunden gelaufen ist. Jetzt haben auch Richard Ringer und Simon Boch starke Zeiten von 2:08 Stunden stehen. Die internationalen Normen sind sehr hoch, aber unsere Marathon-Mannschaft ist sehr stark geworden und davon können wir alle profitieren. Es ist toll, ein Teil davon zu sein.

Mehr: 
​​​​​​​Amanal Petros veredelt Marathon-Sieg mit Streckenrekord und zweitschnellster Karriere-Zeit

Teilen
#TrueAthletes – TrueTalk

Hier finden Sie alle Folgen des Podcasts des Deutschen Leichtathletik-Verbandes!

Zum Podcast
Jetzt Downloaden
DM-Tickets 2024