| Kampf gegen die Depression

Christoph Harting richtet den Blick nach vorn

Im Gespräch mit der Berliner Zeitung hat sich Rio-Olympiasieger Christoph Harting erstmals zu seiner Depression geäußert. Nach zwei schwierigen Jahren will der Diskuswerfer nun wieder angreifen und visiert als nächstes Ziel die Olympischen Spiele in Paris an.
dpa / svs

Der Diskus-Olympiasieger von 2016 Christoph Harting hat kurz vor den Deutschen Meisterschaften am Wochenende erstmals über seine Depression gesprochen. "Ich musste die Reißleine ziehen. Es war psychisch ein absoluter Breakdown. Ich war in der Klinik, wurde psychotherapeutisch und psychologisch betreut, dazu kam die Einstellung mit Medikamenten", sagte der 33-Jährige der "Berliner Zeitung" (Donnerstag), "keiner ist davor gefeit." Mittlerweile nimmt er in der Gesellschaft eine höhere Akzeptanz für die Krankheit wahr: "Das Stigma fällt."

Der Goldmedaillengewinner der Spiele von Rio (Brasilien) 2016 hatte nach der Trennung von seiner Frau von April 2021 bis August 2022 keine eigene Wohnung. Er übernachtete zeitweise bei seinem Trainer Torsten Lönnfors, bei Freunden, schlief sogar im Auto oder im Wurfhaus. "Der Sport war das Einzige, was meinem Alltag noch halbwegs Struktur gegeben hat – aber auf einem Level, das man nicht Leistungssport nennen kann", sagte Harting. 

Trotz der Versöhnung mit seinem Bruder Robert kurz zuvor war das Verhältnis der beiden Sportler noch zu distanziert, um beim Olympiasieger von London 2012 Quartier zu beziehen. "Wahrscheinlich hätte er es zugelassen, wenn ich gefragt hätte, aber ich war noch zu stolz, um zu fragen", sagte Christoph Harting. Mittlerweile hat er eine Wohnung gefunden und seine psychischen Probleme überwunden. "Der Sturm ist weitergezogen. Das Wasser ist zwar noch ein bisschen unruhig, aber die Richtung ist endlich wieder klar."

Olympia 2024 im Blick

Sportlich schlägt er nun den Weg in Richtung der Olympischen Spiele 2024 in Paris (Frankreich) ein. Zunächst steht am Sommtag (9. Juli) der Start bei den Deutschen Meisterschaften in Kassel an. Mit einer Saison-Bestweite von 63,22 Metern rechnet der Berliner nicht mit einem Start bei der Leichtathletik-WM, die vom 19. bis 27. August in Budapest (Ungarn) ausgetragen wird. Das sei "unrealistisch. Die Norm sind 67 Meter. Da fehlen noch vier Meter", sagte Harting.

"Für mich ist eine WM-Teilnahme unwahrscheinlich, was schade ist, weil ich gern dabei sein würde, denn es steckt im Körper. Aber bei der täglichen Arbeit kommt es nicht raus", meinte der 33-Jährige. Er will weiter nach vorne schauen. "Daher richte ich mich nach der Langfristigkeit: Ziel Paris 2024. Der Coach sagt, wir sind voll im Plan. Dann kommt aber das Ungeduldige in mir: Ich will auch dieses Jahr was machen. Das steht gerade im Konflikt."

Quelle: Deutsche Presse-Agentur (dpa)

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