Das Jahr 2023 hatte sich Laura Müller anders vorgestellt. Im Sommer musste sie ihre Saison wegen eines Achillessehnenrisses beenden, den sie sich während der Deutschen Meisterschaften zugezogen hatte. Statt WM-Start in Budapest hieß es für sie OP, Reha und Physiotherapie. Ihr Ziel Paris 2024 hat die 400-Meter-Sprinterin dennoch nicht aus den Augen verloren.
Anfang November war es für Laura Müller (SV GO! Saar 05) endlich wieder so weit: Das erste Mal Joggen seit der schwersten Verletzung ihrer Karriere. Die ereignete sich im Vorlauf der Deutschen Meisterschaften in Kassel. Die 400-Meter-Sprinterin konnte ihren Lauf nicht beenden und musste von der Bahn getragen werden. Achillessehnenriss lautete die Diagnose, die 28-Jährige wurde sofort operiert. Ein Saisonende, bevor es eigentlich erst richtig losgehen sollte.
Dabei hatte Laura Müller in der Frühsaison bereits vielversprechende Form bewiesen. In Hengelo (Niederlande) rannte sie mit 52,08 Sekunden die drittschnellste Zeit ihrer Karriere. Kurz darauf kostete sie in Genf (Schweiz) eine Bahn-Übertretung eine mögliche neue Bestzeit.
Neues Trainingsumfeld
Ausgebremst durch die Verletzung, hat die Saarländerin noch einen weiten Weg vor sich. Eine Sehnenverletzung ist langwierig, da diese sehr langsam heilen und man als Athletin sehr lange warten muss, bis man wieder anfangen kann zu laufen. Die Verletzung habe sie trotz der Schwere „ziemlich gut verkraftet“, was Laura Müller selbst auch als verwunderlich empfand.
Ihr Umfeld habe sie gut aufgefangen und unterstützt. „Das war sehr wichtig für mich, dass ich da wirklich auch Leute hatte, die total hinter mir gestanden haben.“ Neben ihrer Familie und Freunden gehört dazu auch ihr neuer Trainer, der Wattenscheider Bundesstützpunkttrainer Slawomir Filipowski.
Die Veränderung des Trainingsumfeldes war notwendig, denn nach der schweren Verletzung wollte sie mit jemandem trainieren, der „viel Erfahrung und Fingerspitzengefühl mitbringt“. „Für mich hat es sich richtig angefühlt und ich bin sehr, sehr zufrieden und glücklich mit der Entscheidung, den Weg jetzt gegangen zu sein.“ Inzwischen beginne sie im Training auch langsam mit schnelleren Läufen und Schnellkrafttraining.
Der Wille zurückzukommen
Geduldig musste die Wirtschaftspsychologiestudentin schon oft in ihrer Karriere sein. Rückenschmerzen machten ihr erst im letzten Jahr Probleme. Aber Aufgeben war für sie keine Option. „Dieses tiefe Gefühl, dass ich einfach noch nicht an meinem Leistungslimit war und dass ich glaube, noch einiges schneller laufen zu können, das ist das, was mir auch die Kraft und auch weiterhin den Spaß an der Sache gibt.“
Den Spaß hat sie nie verloren. „Weil es für mich auch einfach sehr wichtig ist, dass ich das gerne mache, was ich tue. Und das ist das, was mich motiviert, jetzt wieder zurückzukommen.“ Auch nach einer Saison, in der es für sie nicht so lief wie erhofft, habe sie reflektiert, sich hingesetzt und sich ernsthaft Gedanken darüber gemacht, ob sie diesen Weg mit dem Leistungssport weitergehen möchte. „Diese Frage konnte ich bisher immer mit Ja beantworten, auch nach der jetzigen Verletzung.“
Die 28-Jährige „hängt“ an ihrer Paradestrecke 400 Meter, auf der sie sich schon 2013 für ihre erste Meisterschaft, die U20-EM in Rieti (Italien), qualifizierte. Trotz gelegentlicher Ausflüge zu den 100 und 200 Metern, die ihr immerhin bereits 2017 einen deutschen Meistertitel auf der halben Stadionrunde einbrachten, möchte sie dem Langsprint treu bleiben. Und gemeinsam mit dem Teamkolleginnen auch über 4x400 Meter angreifen.
Hoffnungen für das nächste Jahr
Die gebürtige Saarländerin beschreibt sich selbst als „von Natur aus disziplinierter Mensch“. Diese Disziplin hilft ihr auch im Umgang mit der Verletzung. „Es gibt immer mal wieder Rückschläge im Leben. Aber ich denke dieses Umgehen auch mit schwierigen Situationen oder Herausforderungen ist ganz normal.“ Laura Müller bleibt sich treu, glaubt an sich und lässt sich auch in schwierigen Situationen nicht hängen.
Die kommende Hallensaison wird Laura Müller noch aussetzen müssen, aber im Sommer würde sie gerne mit den anderen Athletinnen die Qualifikation der 4x400 Meter-Staffel für die Olympischen Spiele in Paris (Frankreich; 1. bis 11. August) eintüten. „Aber ich kann jetzt noch nicht alles richtig abwägen, ob ich da schon in Form bin. Das werden wir dann erst im April wirklich final entscheiden. “ Sie bleibt jedoch zuversichtlich: „Wenn mit meinem Fuß und mit meiner Achillessehne alles weiterhin so gut läuft, dann ist das Ziel Paris auf jeden Fall für mich noch realistisch.“
Für Laura Müller geht es auch nach dem härtesten Rückschlag weiter. Zwar manchmal langsamer und auch anders, als sie es gewohnt war –aber es geht weiter. „Das sind auch die kleinen Dinge, die man einfach wertschätzen sollte im Leben. Und natürlich ist es wichtig, auch groß zu träumen. Aber vielleicht auch einfach mal dankbar zu sein für das, was man hat.“