Sensationswurf! Max Dehning hat bei den Deutschen Winterwurfmeisterschaften in Halle/Saale für das absolute Top-Resultat gesorgt. Er ließ seinen Speer erstmals über die 90-Meter-Marke segeln und steigerte seine Bestleistung um mehr als elf Meter auf 90,20 Meter. Beinahe wäre es überhaupt nicht zu dieser Weltklasseweite gekommen. leichtathletik.de hat mit dem 19-Jährigen über die Hintergründe, seine Rückkehr auf die Segelwiese und seinen weiteren Saison-Fahrplan gesprochen.
Max Dehning, Gratulation zum Meistertitel und zu dieser sagenhaften Weite. Wo haben Sie diese Weite von 90,20 Meter hergeholt?
Max Dehning:
Das frage ich mich auch gerade. Ich war die vergangene Woche krank und konnte nicht richtig trainieren. Ich wollte diesen Wettkampf unbedingt mitnehmen. Dass ich jetzt so eine Topweite erzielt habe, damit hätte ich selbst nicht gerechnet.
Wie bewerten Sie Ihre Leistung unter den äußeren wie persönlichen Umständen?
Max Dehning:
Durch die Krankheit habe ich mich nicht fit gefühlt. Meine Beine sind immer noch ein bisschen schlapp, weshalb ich erstmal nur den Wettkampf machen wollte. Dass dann gleich die 90 vor dem Komma steht und elf Meter über Bestleistung, ich habe ja als Bestleistung erst eine 79-Meter-Weite [79,13 m] stehen, darüber bin ich echt happy. Der zweite Versuch war auch noch über 85 Meter. Das war schon eine ganz gute Serie.
Sie sagten eingangs, dass Sie angeschlagen in den Wettkampf gestartet sind. Was hat Sie zurückgeworfen?
Max Dehning:
Bei uns in der Gegend ist Karneval sehr beliebt. Ich war tatsächlich nicht mitfeiern, aber zur Physiotherapie bin ich die Tage auch hingegangen und da waren alle gefühlt erkältet. Wahrscheinlich habe ich mich dort angesteckt. Ich glaube, man hört es auch noch so ein bisschen, dass ich angeschlagen bin. Ich lag vier Tage nur im Bett, konnte nicht raus. Deswegen hatten wir auch erst überlegt, ob wir den Wettkampf überhaupt machen. Ich meinte dann zu meinem Trainer [Matthias Rau], auf jeden Fall wegen Portugal. Ich wollte gern den Winterwurf-Europacup in Leiria mitnehmen. Dafür muss ich in Halle/Saale werfen. Eigentlich wollte ich den Wettkampf nur überstehen. Damit habe ich nicht gerechnet, dass da jetzt so eine Rakete rausgeht.
Haben Sie bereits beim Abwurf gespürt, der könnte über 90 Meter sein?
Max Dehning:
Ich habe gespürt, dass der Wurf weit war, aber direkt 90 Meter? Damit habe ich nicht gerechnet.
Es war zu beobachten, wie Sie nach Ihrem vierten Durchgang zum Kampfrichtertisch gegangen sind, und haben angezeigt, das war es – ich beende den Wettkampf. War die Entscheidung Ihrer gesundheitlichen Situation geschuldet?
Max Dehning:
Tatsächlich war es nicht der gesundheitlichen Situation geschuldet. Ich habe elf Meter über meine Bestleistung geworfen. Es hätte sein können, dass ich nochmal über die 90 Meter geworfen hätte, aber mein Trainer hat auch gesagt, es macht keinen Sinn mehr, noch weiterzuwerfen. Ich meine bei solch einem geilen Wettkampf.
Sie waren am Vortag schon an den Anlagen unterwegs. Von den Bedingungen sah es da schon recht gut aus, absolutes Flugwetter. Liegt Ihnen die Anlage?
Max Dehning:
Tatsächlich habe ich hier immer schon gut geworfen. Beim ersten Mal gab es eine Bestleistung mit 78 Metern. Im letzten Jahr waren es 77 Meter. Eigentlich waren die Würfe immer relativ gut. Das hat sich heute bestätigt, wo es nochmal weiter ging. Das ist schon eine Segelwiese. Wenn man den Speer richtig trifft, dann kann er schon ganz gut fliegen.
Wenn man sich vor Augen führt, Sie sind im Vorjahr noch in der Jugend U20 gestartet. Dies ist Ihr erstes U23-Jahr. Jetzt sind Sie schon im erlesenen Club der 90-Meter-Werfer angekommen. Wie klingt das für Sie?
Max Dehning:
Ja, den 80-Meter-Club habe ich einmal übersprungen. (lacht) Das muss ich jetzt erstmal selbst verkraften, und ist auch noch nicht angekommen, was mir da im Wettkampf gelungen ist. Das gab es generell in der U23 noch nie, dass ein 19-Jähriger 90 Meter geworfen hat. Mir fehlen einfach die Worte.
Zumal Sie mit ihrem ersten 90-Meter-Wurf noch mehr erreicht haben. Viel mehr, als Sie sich sicherlich erträumt haben?
Max Dehning:
Das ist deutsche U23-Bestleistung und europäischer U23-Rekord, Weltjahresbestleistung sowie die EM- und Olympia-Norm, womit ich alles auf einmal abgehakt habe. Besser geht es wirklich nicht.
Haben Sie in der Vorbereitung auf dieses Jahr irgendetwas verändert?
Max Dehning:
Tatsächlich, das wurde mir schon von Vielen gesagt, dass ich athletischer geworden bin. Ich habe im Winter neun Kilo abgenommen. Ich hatte einfach zu viel Gewicht auf der Waage, jetzt machen sich die neun Kilo schon bemerkbar. Es fühlt sich einfach deutlich besser an – auch vorn beim Stemmen.
Mit welchen Zielen sind Sie generell in diese Saison gestartet?
Max Dehning:
Im Training hat man schon gesehen, dass es dieses Jahr weit gehen wird. Wir haben uns schon auf die Wettkämpfe jetzt im Winter vorbereitet, aber der Hauptfokus liegt auf dem Sommer. Man nimmt die Wettkämpfe jetzt im Winter einfach mit, um zu sehen, wo man steht. Ich glaube, das ist mir jetzt gut gelungen. Man hat auch gesehen, dass der Trainer alles richtig gemacht hat. Somit starten wir mit einem guten Gefühl in zwei Wochen beim Winterwurf-Europacup in Portugal. Anschließend geht es wieder zurück in die Vorbereitung auf den Sommer.
Mit welchen Ambitionen starten Sie jetzt beim Winterwurf-Europacup?
Max Dehning:
Ich will jetzt einfach meine Wettkämpfe machen. Ich nehme mir keine bestimmte Weite vor. Ich gehe nie in einen Wettkampf rein und sage, ich will die und die Weite werfen. Man nimmt sich schon gewisse Ziele vor, aber wenn man sich im Wettkampf einen zu großen Kopf macht, dann klappt das meistens nicht. Man muss einfach reinkommen und dann wird das schon.
Wie geht es für Sie nach dem Winterwurf-Europacup weiter?
Max Dehning:
Wir gehen dann ins Trainingslager nach Portugal, wo die Vorbereitung auf den Sommer beginnt.
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