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Ehrenamt als Türenöffner: Katrin Heyers und ihr Engagement in der Leichtathletik

© privat
Während die Sommersaison allmählich Fahrt aufnimmt, blicken wir hinter die Kulissen und stellen stellvertretend Persönlichkeiten vor, die in der Leichtathletik ihre Leidenschaft gefunden haben und sich in verschiedensten Rollen engagieren und den Sport mitgestalten. Den Beginn macht Katrin Heyers (30), stellvertretende Vorsitzende im DLV-Jugendausschuss und Mitglied der "Development Commission" von European Athletics.
Jane Sichting

In einer sportbegeisterten Familie aufgewachsen, hat Katrin Heyers schon früh ihren Weg in die Leichtathletik gefunden und ab ihrem sechsten Lebensjahr im Verein trainiert. Rückblickend sagt sie: „Das war Liebe auf den ersten Blick“. Und eine Liebe, die bis heute anhält. Mit dem Unterschied, dass sie heute nicht mehr um Medaillen kämpft, sondern ihre Erfüllung im Ehrenamt gefunden hat. Seit gut zehn Jahren engagiert sie sich bereits in verschiedenen Rollen – national wie international.

Angefangen hatte es einst aus Wut über das Dopingvergehen der damaligen Radikone Lance Armstrong. Als großer Fan war sie so enttäuscht, dass sie aktiv etwas dagegen tun wollte und mit 18 Jahren Dopingkontrolleurin geworden ist. Recht bald stellte sie aber fest, dass sie viel lieber präventiv arbeiten wollte, anstatt hinterher zu kontrollieren. 

Und so kam es, dass sie mit 19 Jahren im DLV ihr Ehrenamt bei den Jugendbotschaftern Dopingprävention begann. „Ich habe schnell festgestellt, dass mir dieses ehrenamtliche, projektbezogene Arbeiten wahnsinnig viel Spaß macht“, erzählt sie. Im Fokus standen dabei vor allem die Ausrichtung von Workshops und das Sensibilisieren junger Athletinnen und Athleten für das Thema Anti-Doping mit einem Peer-to-Peer-Ansatz. 

Netzwerken ist das A und O

Über die Jahre kamen dann weitere Projekte und Verantwortungsbereiche dazu. Dadurch konnte Katrin Heyers nicht nur viel lernen und an ihren Kompetenzen arbeiten, sondern sich auch ein internationales Netzwerk aufbauen, vom dem sie bis heute profitiert. Dass sie etwa seit dem letzten Jahr in der Kommission für Sportentwicklung des Europäischen Leichtathletikverbandes sitzt, in der sie sich für die Themen Nachhaltigkeit und Leadership engagiert, führt sie darauf zurück, dass sie der DLV 2014 im Rahmen der EM in Zürich (Schweiz) zum „Young Leaders Forum“ von European Athletics geschickt hatte. 

„Dadurch bin ich mit Leuten vom europäischen Verband in Kontakt getreten. Im Nachgang haben mich diese dann gefragt, ob ich nicht Lust hätte, eine Art Jugendteam für den Verband aufzubauen“, erinnert sie sich. Zu dessen Aufgaben zählte dann unter anderem die inhaltliche Vorbereitung des kommenden „Young Leaders Forums“ 2016. 

Darüber hinaus betreute Heyers 2015 und 2016 auch das Anti-Doping-Programm von European Athletics bei der U18- und U20-EM. Erneut konnte sie viele Kontakte knüpfen und nahm 2018 an einem Women's-Leadership-Seminar teil, woraus sich ergab, dass sie 2019 die Ausbildung absolvierte, um im Namen von European Athletics Gender-Leadership-Seminare zu halten.

Wertschätzung und neue Möglichkeiten

In den kommenden Jahren betreute sie dann das Gender-Leadership-Programm des kontinentalen Verbandes als Beraterin auf operativer Ebene und setzt sich schließlich seit August 2023 als Mitglied der Kommission insbesondere für die Themen Nachhaltigkeit und Sportentwicklung ein. Wenn sie ihren Weg selbst betrachtet, sagt sie: „Das hat sich alles von Projekt zu Projekt entwickelt. Dabei habe ich nicht nur viele Leute kennengelernt, sondern auch viel Wertschätzung erfahren und dadurch immer wieder neue Möglichkeiten bekommen.“

Und das ist auch ihre Motivation, weiterhin viel in die ehrenamtliche Arbeit in der Leichtathletik zu investieren. Ihr nationales und internationales Engagement zusammengenommen, sind es für die Wahl-Düsseldorferin in der Woche bis zu acht Stunden, die sie in ihre ehrenamtliche Arbeit steckt. Und das, obwohl sie nicht nur einem festen Job als Senior Manager Science & Education im Rahmen der Studierenden-Weltmeisterschaften "RhineRuhr2025" nachgeht, sondern nach ihrem Masterabschluss in Psychologie zusätzlich auch ihre Doktorarbeit im Bereich Stress- und Empathieforschung schreibt. 

Persönlich und fachlich weiterentwickeln 

Nicht überall trifft Katrin Heyers damit auf Verständnis und muss sich oft erklären. „Die Leute verstehen dann meinen Antrieb nicht, respektieren es aber. Das ist einfach eine Leidenschaft in mir drin, und gerade habe ich viel Spaß und Freude daran. Ich genieße das, was ich da erleben kann. Und solange das geht, mache ich das gerne“, sagt sie. 

Zudem hat sie festgestellt, dass sie die ehrenamtliche Tätigkeit besser auf den Berufsalltag vorbereitet hat als das Studium. „Insbesondere die pragmatische Herangehensweise an Lösungen oder das Miteinander mit unterschiedlichsten Charakteren und Stärken und Schwächen sind Sachen, die ich im Ehrenamt gelernt habe und nicht in der Uni“, sagt Heyers. 

Selbst aus Rückschlägen wie verlorenen Kandidaturen für diverse Positionen konnte sie lernen und an ihren Kompetenzen arbeiten. Gleichermaßen wie von der Vielzahl an Seminaren, die sie zum einen besucht und zum anderen selbst geleitet hat. Auch hier kommt die 30-Jährige wieder zu dem Schluss, dass es vor allem die Menschen sind, die das Arbeiten im Ehrenamt ausmachen. 

Vorbild für andere sein

„Ich bin der Meinung, dass jeder einen Platz in der Leichtathletik bekommen und das Gefühl haben sollte, mit seinen Stärken gebraucht zu werden. Das sehe ich ein bisschen als meine Mission und versuche zu vermitteln, dass sich jeder mit seinen Kompetenzen einbringen kann. Und auch ein Teil der Leichtathletik-Gemeinschaft sein kann, ohne ein Top-Athlet zu sein“, erklärt sie. 

Denn auch wenn der Leistungssport das Kernelement ist, brauche es alle anderen Leute drum herum mindestens genauso viel. „Sonst gibt es kein Training, keine Wettkämpfe, keine Trainingslager und keine Kampfrichter – es gibt nichts. Dafür einen Raum zu schaffen, ist mir sehr wichtig und da möchte ich gern Vorbild sein“, sagt sie. 

Dass genau diese Arbeit meist im Hintergrund stattfindet und die ehrenamtlich Engagierten im Sport nicht selten von großer Bescheidenheit geprägt sind, beweist Katrin Heyers' Umgang mit der Auszeichnung der Deutschen Sportjugend, die ihr die Jugend-Ehrennadel verlieh. Etwas zögerlich, was das Wort Stolz betrifft, sagt sie: „Wenn ich solche Ehrungen bekomme, bin ich stolz und berührt. Weil ich das Gefühl habe, dass Leute sehen, was ich leiste. Es ist schön, wahrgenommen zu werden und eine Anerkennung für das zu bekommen, was man leistet. Es ist aber nicht der Grund, weswegen ich das mache. Das sind die Menschen.“

Unvergessliche Erlebnisse mit den Stars

Ein weiterer Vorteil im Ehrenamt ist der Blick hinter die Kulissen und dass sich Türen öffnen, die dem Zuschauer auf der Tribüne verschlossen bleiben, nicht zuletzt auch für skurrile Momente und Erlebnisse. Zu einer ihrer Lieblingsgeschichten gehört etwa die, dass sie 2019 im Rahmen der Gala zur Wahl des "Sportlers des Jahres" plötzlich mit dem norwegischen Olympiasieger und dreimaligen Weltmeister über 400 Meter Hürden Karsten Warholm im Aufzug stand – umgeben von unzähligen Shoppingtüten, die dieser von einer Tour mit seinem Trainer ins Hotel trug.

In diesem Moment wurde ihr klar, dass auch Super-Athleten wie Warholm nur Menschen wie du und ich sind und ganz normalen Aktivitäten nachgehen. Noch am selben Abend plauderten die beiden in lockerer Atmosphäre noch lange miteinander beim Abendessen. Ein weiteres fast unwirklich erscheinendes Erlebnis: eine private Trainings-Session mit dem US-amerikanischen Dreisprung-Olympiasieger Christian Taylor, als die beiden die einzigen Personen in einem viel zu großen Fitnessraum eines Hotels waren. 

Doch am Ende sind es weniger Fan-Momente wie diese, als vielmehr das aktive Mitgestalten des Leichtathletikgeschehens sowie das Miteinander in der Leichtathletik-Familie, die Katrin Heyers antreiben. Als eine von Vielen investiert sie im Hintergrund viel Energie und Zeit in ihr ehrenamtliches Engagement. Und blickt mit viel Dankbarkeit auf das, was sie dabei bereits erlebt hat und noch erleben darf.

WARUM? DARUM!
Engagement in der Leichtathletik hat viele Gesichter! Wir fragen nach: Was treibt sie an? Was macht ihre Tätigkeit aus? Und warum Leichtathletik? In regelmäßigen Abständen stellen wir in einer neuen Reihe Persönlichkeiten vor, die in unserem Sport auch hinter den Kulissen eine wichtige Rolle spielen und die Leichtathletik mit großer Leidenschaft mitgestalten!

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