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Tokio 2025 | Die große WM-Vorschau auf die Entscheidungen der Männer I

© Gladys Chai von der Laage
Vom 13. bis 21. September finden in Japans Hauptstadt Tokio die Leichtathletik-Weltmeisterschaften statt. Insgesamt 49 Goldmedaillen werden im Nationalstadion vergeben. Wir blicken voraus auf alle Entscheidungen. Heute im Fokus: Die Sprint-, Lauf- und Geh-Wettbewerbe der Männer.
Jane Sichting

WM Tokio 2025


100 Meter

Lyles gegen Thompson, USA gegen Jamaika

Wer ist der schnellste Mann der Welt? Wenn es nach Kishane Thompson geht, ist Antwort klar. Der Jamaikaner bringt mit einer Saisonbestleistung von 9,75 Sekunden die seit einem Jahrzehnt schnellste Zeit über 100 Meter mit und ist auf Revanche für seinen verpassten Olympiasieg aus. In Paris (Frankreich) unterlag er Noah Lyles (USA), der bei den vergangenen Weltmeisterschaften die Titel über 100 Meter, 200 Meter und mit der Sprintstaffel abgeäumt hatte. An Selbstvertrauen mangelt es beiden nicht. Trotz einer leichten Schienbeinverletzung, die ihn kürzlich einschränkte, spricht Thompson sogar von einem Angriff auf den Weltrekord. Doch Lyles wird ihm die große Bühne als routinierter Showman nicht einfach überlassen – wenngleich er mit einer Saisonbestzeit von 9,90 Sekunden nur auf Rang neun der Meldeliste liegt.

Gefährlich werden können dem Duo Kontrahenten aus dem eigenen Lager: Die US-Sprinter Kenneth Bednarek und Courtney Lindsey sowie der Jamaikaner Oblique Seville, der Lyles in der Diamond League in diesem Sommer zweimal hinter sich lassen konnte. Ambitionen für einen Platz auf dem Podium haben zudem der Südafrikaner Akani Simbine sowie als bester Europäer der Brite Zharnel Hughes, Bronzemedaillengewinner der letzten Weltmeisterschaft. Der frühere Weltmeister Christian Coleman hat als Fünfter der US-Trials einen WM-Start über 100 Meter verpasst. Ihm nützte auch sein Sieg in der Diamond League nichts, weil Noah Lyles seine Wild Card als Titelverteidiger zum Einsatz brachte.

Für den Deutschen Meister über 100 Meter Owen Ansah, zugleich deutscher Rekordhalter über diese Strecke, sowie den Deutschen Meister über 200 Meter Lucas Ansah-Peprah (beide Hamburger SV) wäre bereits der Einzug ins Halbfinale ein Erfolg. Sie bringen Saisonbestzeiten von 10,11 beziehungsweise 10,00 Sekunden mit. Laut Meldeliste sind 26 Athleten im Teilnehmerfeld in dieser Saison bereits unter der 10-Sekunden-Marke geblieben.

Titelverteidiger: Noah Lyles (USA; 9,83 sec)
Weltjahresbester: Kishane Thompson (Jamaika; 9,75 sec)
DLV-Teilnehmer: Owen Ansah (Hamburger SV), Lucas Ansah-Peprah (Hamburger SV)


200 Meter

Erneutes Double für Noah Lyles?

Er könnte in Tokio Sportgeschichte schreiben und über 200 Meter seinen vierten Weltmeistertitel in Folge gewinnen – etwas, das bisher nur Usain Bolt geschafft hat. Nachdem der 28-Jährige verletzungsbedingt erst spät in die Saison gestartet war, hat er sich bei den US-Trials Anfang August nicht nur seinen fünften nationalen Titel geholt, sondern sich mit einer Zeit von 19,63 Sekunden auch an die Spitze der Weltrangliste gesetzt. Für Schlagzeilen sorgte nach dem Rennen die Rivalität zu Landsmann Kenneth Bednarek, den Lyles auf den letzten Metern überholte und sich triumphierend umschaute. Daraufhin verpasste ihm der zweifache Olympia-Silbermedaillengewinner einen Stoß in den Rücken und es kam zum Wortgefecht. Entsprechend groß ist die Spannung, wer das US-Duell in Tokio gewinnt.

Für eine Überraschung könnte der aufstrebende Jamaikaner Bryan Levell sorgen. Der 21-Jährige liegt mit einer Saisonbestzeit von 19,69 auf Rang drei der Weltrangliste. Und nicht zu vergessen ist Olympiasieger Letsile Tebego. Zwar ist die Saisonbestzeit (19,76 sec) des 22-Jährigen aus Botswana noch von seinem Hausrekord von 19,46 Sekunden entfernt, aber dass zum Saisonhöhepunkt mit ihm zu rechnen ist, hat er eindrücklich in Paris unter Beweis gestellt.

Dahinter sind es eine ganze Reihe schneller Sprinter, die mit einem perfekten Rennen das Podium erreichen könnten. Dazu zählen unter anderem Tapiwa Makarawu und Makanakaishe Charamba aus Simbabwe, die beide im olympischen Finale von Paris standen, sowie Alexander Ogando aus der Dominikanischen Republik und Zharnel Hughes (Großbritannien). Große Erwartungen werden auch in Australiens 17-jähriges Ausnahmetalent Gout Gout gesetzt, der mit einer Zeit von 20,02 Sekunden im Juni in Ostrava (Tschechische Republik) einen ozeanischen Rekord aufgestellt hatte. Für ihn ist es allerdings der erste Start auf ganz großer Bühne. Deutsche Sprinter sind über 200 Meter nicht am Start.

Titelverteidiger: Noah Lyles (USA; 19,52 sec)
Weltjahresbester: Noah Lyles (19,63 sec)
DLV-Teilnehmer: keiner
 


400 Meter

Matthew Hudson-Smith möchte endlich ganz nach oben

Drei Männer haben in dieser Saison die 44-Sekunden-Marke unterboten. Der Schnellste von ihnen ist der Südafrikaner Zakithi Nene, der mit einer Zeit von 43,76 Sekunden nicht nur die Weltrangliste anführt, sondern seine persönliche Bestleistung auch um eine halbe Sekunde verbessern konnte. Der 27-Jährige ist die sechs schnellsten Zeiten seiner Karriere in diesem Sommer gelaufen, allerdings stand er noch nie in einem großen Einzelfinale. Bei den Weltmeisterschaften 2022 und 2023 sowie den Olympischen Spielen im vergangenen Jahr war jeweils im Halbfinale Endstation. Gewonnen hatte in Paris der US-Amerikaner Quincy Hall. Dieser fällt jedoch aufgrund einer Oberschenkelverletzung für die WM aus.

Reif für den Thron über 400 Meter ist der Brite Matthew Hudson-Smith, der sowohl bei den letzten beiden Weltmeisterschaften als auch bei den Olympischen Spielen 2024 jeweils die Silbermedaille gewonnen hatte. Mit seiner Saisonbestzeit von 44,10 Sekunden liegt er in der Meldeliste zwar nur auf Rang vier, könnte es bei einem perfekt eingeteilten Rennen aber auch ganz nach vorn schaffen. Im Olympiafinale legte er 43,44 Sekunden auf die Bahn.

Zu seinen stärksten Konkurrenten zählen neben Zakithi Nene auch Diamond-League-Gewinner Jacory Patterson und Khaleb McRae aus den USA, der Brite Charlie Dobson sowie der Dritte der Olympischen Spiele Muzala Samukonga aus Sambia. Zu beachten ist auch Titelverteidiger Antonio Warson aus Jamaika.

Für den Deutschen Meister Jean Paul Bredau (VfL Wolfsburg) ist es der erste Einzelstart bei einer WM. Bei den Olympischen Spielen hatte er sich mit 45,07 Sekunden teuer verkauft. Seine Saisonbestleistung von 45,11 Sekunden liegt davon nicht weit entfernt, genauso seine Bestzeit von 44,96 Sekunden.

Titelverteidiger: Antonio Watson (Jamaika; 44,22 sec)
Weltjahresbester: Zakithi Nene (Südafrika; 43,76 sec)
DLV-Teilnehmer: Jean Paul Bredau (VfL Wolfsburg)
 


800 Meter

Olympiasieger Emmanuel Wanyonyi als Favorit

Das Niveau über 800 Meter hat zuletzt stark angezogen. Allein 14 Athleten, die in Tokio an den Start gehen, bringen eine Zeit unter 1:43,00 Minuten mit. Mit einer 1:41,44 Sekunden als einziger Läufer sogar schon unter 1:42,00 Minuten geblieben ist Olympiasieger Emmanuel Wanyonyi aus Kenia. Und auch der amtierende Weltmeister Marco Arop (Kanada) und Djamel Sedjati (Algerien), die das Podium in Paris komplettiert hatten, sind bei der WM wieder mit dabei. Entscheidend im Kampf um die Medaillen wird aber nicht allein das Finale sein, sondern bereits das sicherer Weiterkommen in Vorlauf und Halbfinale. In einem Feld dieser Leistungsdichte könnte auch für Favoriten vorzeitig Schluss sein.

Beste Chancen für den Einzug ins Finale hat Emmanuel Wanyonyi, der fünf seiner letzten sechs Rennen gewonnen hat und zuletzt noch einmal mit der Verteidigung seines Diamond-League-Titels in Zürich (Schweiz) Selbstvertrauen tanken konnte. Nach einer hartnäckigen Verletzung wieder vorn mitmischen möchte der Weltmeister von 2019, Donavan Brazier (USA). Dass seine Form stimmt, hat er mit einer Verbesserung seiner persönliche Bestzeit bei seinem Sieg bei den US-Trials bewiesen (1:42,16 min). Ebenfalls stark einzuschätzen ist sein erst 16-jähriger Landsmann Cooper Lutkenhaus, der sich mit einer U18-Weltbestzeit von 1:42,27 Minuten als Zweiter der US-Trials für die Weltmeisterschaften qualifizierte.

Weitere Athleten, die um die Medaille mitlaufen können, sind der Brite Max Burgin, Tshepiso Masalela (Botswana) sowie der spanische Rekordhalter Mohamed Attaoui. Zum Kreis der Favoriten zählt auch der Hallenweltmeister von 2024 Bryce Hoppel (USA) sowie der ozeanische Rekordhalter Peter Bol aus Australien.

Sich von dem starken Feld nicht einschüchtern, sondern mitziehen lassen möchte sich Alexander Stepanov. Der Deutsche Meister setzte sich in dieser Saison mit einer Zeit von 1:44,17 Minuten auf Rang sieben der ewigen deutschen Bestenliste und lief damit die beste Zeit eines deutschen Mittelstrecklers seit mehr als 20 Jahren. Kann er in Tokio an seine Topform anknüpfen und erwischt ein günstiges Rennen, ist das Halbfinale möglich.

Titelverteidiger: Marco Arop (Kanada; 1:44,24 min)
Weltjahresbester: Emmanuel Wanyonyi (Kenia; 1:41,44 min)
DLV-Teilnehmer: Alexander Stepanov (VfL Sindelfingen)
 


1.500 Meter

Starke Europäer

Eine klare Rollenverteilung der Favoriten lässt sich nach einer Saison wie dieser nicht ausmachen. Allein 14 Athleten blieben in diesem Jahr unter 3:30,00 Minuten und auch die Siege in der Diamond League verteilten sich. Denkbar ist in Tokio ein rein europäisches Podium. Angeführt vom Franzosen Azeddine Habz, der die Jahresbestzeit von 3:27,49 Minuten mitbringt, finden sich unter den acht schnellsten Athleten in der Meldeliste gleich sechs Europäer. Im Fokus steht dabei auch der erst 20-jährige Niederländer Niels Laros, der das Diamond-League-Finale in Zürich gewonnen sowie den niederländischen Rekord auf 3:29,20 Minuten verbessert hatte. Auch sein Landsmann Stefan Nillessen ist ein Anwärter auf die Medaillen – mit 3:29.23 Minuten bringt er die viertbeste Zeit mit nach Tokio.

Die Konkurrenz mit seinen jungen 18 Jahren überraschen könnte auch der in Kenia als Wunderkind geltende Phanuel Koech, der schon mit einer Zeit von 3:27,72 Minuten brillierte. Zu rechnen ist auch immer mit Titelverteidiger und Olympia-Silbermedaillengewinner Josh Kerr (Großbritannien) sowie seinem Teamkollegen George Mills. Ein Fragezeichen steht hinter dem Olympiasieger Cole Hocker (USA), der seiner Bestform in diesem Jahr noch hinterherläuft, sowie Norwegens Ausnahmeläufer Jakob Ingebrigtsen, der wegen einer Achillessehnenverletzung noch kein Rennen in der Freiluftsaison bestritten hat. Fehlen wird der Olympia-Bronzemedaillengewinner Yared Nuguse, der bei den US-Trials im Kampf um einen Startplatz in Tokio das Nachsehen hatte.

Auf Rang 18 der Meldeliste steht Robert Farken (SG Motor Gohlis-Nord Leipzig). Er möchte sich seinen Traum vom WM-Finale erfüllen und wird alles ins Halbfinale legen. Dabei wird es auch darauf angekommen, ein taktisch cleveres Rennen abzuliefern. Nebensache ist erst einmal die Zeit, auch wenn diese im Bereich seines deutschen Rekordes (3:30,80 min) oder sogar darunter liegen könnte.

Titelverteidiger: Josh Kerr (Großbritannien; 3:29,38 min)
Weltjahresbester: Azeddine Habz (Frankreich; 3:27,49 min)
DLV-Teilnehmer: Robert Farken (SG Motor Gohlis-Nord Leipzig)
 


5.000 Meter

Wie fit ist Jakob Ingebrigsten?

Er lebt für den Sport, doch vor Verletzungen ist auch ein Ausnahmeläufer wie Jakob Ingebrigsten nicht gefeit. Wie gut der norwegische Weltmeisters und Olympiasieger nach seiner Verletzung an der Achillessehne drauf ist, wird sich erst vor Ort zeigen. In seiner bisherigen Abwesenheit in diesem Sommer haben sich andere Läufer in den Vordergrund gearbeitet. Zum Beispiel der zweifache Olympia-Bronzemedaillengewinner Grant Fisher (USA), derim Winter sowohl über 3000 Meter (7:22,91 min) als auch über 5000 Meter (12:44,09 min) jeweils einen Hallenweltrekord aufgestellte. Im Freien ist er in diesem Sommer allerdings noch nicht unter 13:00,00 Minuten geblieben.

Der schnellste der bisherigen Freiluftsaison ist der Schwede Andreas Almgren, der in 12:44,27 Minuten den Europarekord verbesserte. Mit insgesamt zehn Athleten im Feld, die in diesem Jahr bereits unter 12:50 Minuten gelaufen sind, ist der Kampf um die Medaillen offen. Zu beachten sein dürften etwa auch der Franzose Jimmy Gressier, der das über 3.000 Meter ausgetragene Diamond League-Finale gewonnen hat. Die Äthiopier um Hagos Gebrhiwet sind auf der Langstrecke im Kampf um Edelmetall immer zu beachten. Für Kenia wollen Jacob Krop, Matthew Kipsang und Cornelius Kemboi erstmals seit 20 Jahren wieder Gold über diese Strecke gewinnen.

Aus deutscher Sicht möchte Mohamed Abdilaahi (Cologne Athletics) ins Finale einziehen. Der Deutsche Meister hält seit seinem Rennen in Monaco (Monte Carlo) mit 12:53,63 Minuten nicht nur den deutschen Rekord über 5.000 Meter, sondern rangiert damit auch auf Platz 14 der Meldeliste. Eine Aufgabe, die für den zweiten DLV-Starter schwieriger sein dürfte. Für Florian Bremm (LSC Höchstadt/Aisch) ist es die erste Teilnhame an einer WM. 

Titelverteidiger: Jakob Ingebrigtsen (Norwegen; 13:11,30 min)
Weltjahresbester: Andreas Almgren (Schweden; 12:44,29 min)
DLV-Teilnehmer: Mohamed Abdilaahi (Cologne Athletics), Florian Bremm (LSC Höchstadt/Aisch)
 


10.000 Meter

Das Duell Äthiopien gegen Kenia

Über 10.000 Meter wird es einen neuen Weltmeister geben. Nach drei Titeln in Folge ist Titelverteidiger Joshua Cheptegei (Uganda) in Tokio nicht mit am Start. Zu erwarten ist ein heißes Duell zwischen den Laufnationen Äthiopien und Kenia, deren Athleten die Meldeliste anführen. Äthiopien wird von Olympia-Silbermedaillengewinner Berihu Aregawi, dem Olympiasieger von 2021 Selemon Barega und dem WM-Zweiten von 2019 Yomif Kejelcha vertreten. Nach 14 Jahren möchte die erfolgreichste Nation in dieser Disziplin der WM-Geschichte wieder Gold.

Noch länger liegt es zurück, dass ein Kenianer den WM-Titel gewonnen hat: 24 Jahre. Etwas daran ändern will ihr Trio mit Edwin Kurgat, U20-Crosslauf-Weltmeister Ishmael Kipkurui und Benson Kiplagat. Ebenfalls in den Medaillenkampf eingreifen könnten zudem Nico Young und Grant Fisher (beide USA), der spanische Europameister Thierry Ndikumwenayo, der französische Rekordhalter Jimmy Gressier sowie Europameister Dominic Lobalu (Schweiz). Die deutschen Farben werden von Aaron Bienenfeld (Düsseldorf Athletics) vertreten, der sich in diesem Jahr auf 27:39,82 Minuten verbessert hat.

Titelverteidiger: Joshua Cheptegei (Uganda; 27:51,42 min)
Weltjahresbester: Biniam Mehary (Äthiopien; 26:43,82 min)
DLV-Teilnehmer: Aaron Bienenfeld (Düsseldorf Athletics)
 


Marathon

Deutsches Duo möchte mitmischen

Insgesamt 96 Athleten gehen in Tokio über die 42,195 Kilometer an den Start. Um das Podium mitlaufen möchten die beiden Äthiopier Tadese Takele und Deresa Geleta sowie der Kenianer Vincent Kipkemoi Ngetich. Alle drei haben es in diesem Jahr in  Tokio schon unter die Top Drei geschafft: Beim diesjährigen City-Marathon. Ins Mediallenrennen eingreifen wollen auch Ugandas Titelverteidiger Victor Kiplangat sowie die Japaner Ryota Kondo Yuya und Kyohei Hosoya, die vor ihrem Heim-Publikum am Streckenrand über sich hinauswachsen könnten.

Und auch die weiteren Kenianer Eric Sang und Kennedy Kimutai sind hoch einzuschätzen. Aus europäischer Sicht liegt der Fokus auf dem Briten Emile Cairess, der eine persönliche Bestzeit von 2:06:46 Minuten mitbringt und das Podium bei den Olympischen Spielen als Vierter nur knapp verpasst hat.

Die Top Ten wären ein großer Erfolg für das deutsche Duo Amanal Petros (Hannover 96) und Richard Ringer (LC Rehlingen). Gelingt es ihnen, ihre Bestform abzurufen und gut mit den klimatischen Bedingungen zurecht zu kommen, ist eine Ergebnis wie bei den Olympischen Spielen möglich. Da war Richard Ringer als Zwölfter ins Ziel gekommen.

Titelverteidiger: Victor Kiplangat (Uganda; 2:08:53 h)
Weltjahresbester: Sabastian Sawe (Kenia; 2:02:27 h)
DLV-Teilnehmer: Amanal Petros (Hannover 96), Richard Ringer (LC Rehlingen)
 


110 Meter Hürden

US-Dominanz über die Hürden

Er strebt seinen vierten Weltmeistertitel in Folge an, doch bereits neun Läufer waren in diesem Jahr über 110 Meter Hürden schon schneller als Olympiasieger und Titelverteidiger Grant Holloway (USA). Insbesondere sein Landsmann Cordell Tinch präsentierte sich in diesem Jahr in absoluter Topform. Bereits im Mai brachte er 12,87 Sekunden auf die Bahn – das ist die fünftschnellste Zeit, die jemals gelaufen wurde. Zudem hat er zuletzt auch das Diamond-League-Finale in Zürich gewonnen und damit klar seine Ambitionen auf WM-Gold untermauert. Auf eine Medaille schielen auch die weiteren US-Boys Dylan Beard und der erst 19-Jährige Ja'kobe Tharp, der bei den US-Trials als Sieger überrascht hatte.

Die US-Dominanz durchbrechen könnten der Japaner Rachid Muratake, der mit 12,92 Sekunden die zweitschnellste Zeit in diesem Jahr gelaufen ist, sowie der Franzose Just Kwaou-Mathey, der mit 12,99 Sekunden der dritte Läufer im Feld ist, der die 13-Sekunden-Marke bereits unterboten hat.

Der absoluten Weltspitze noch näher kommen wollen die deutschen Hürden-Asse Gregory Minoué (TV Kalkum-Wittlaer) und Manuel Mordi (Hamburger SV), die sich in den vergangenen Jahren kontinuierlich verbessert haben. Für beide gilt es, sich auf der WM-Bühne gut zu präsentieren und jeweils in den Bereich ihrer Bestleistung zu sprinten.

Titelverteidiger: Grant Holloway (USA; 12,96 sec)
Weltjahresbester: Cordell Tinch (USA; 12,87 sec)
DLV-Teilnehmer: Gregory Minoué (TV Kalkum-Wittlaer), Manuel Mordi (Hamburger SV)
 


400 Meter Hürden

Top-Trio um Karsten Warholm im Fokus

Mit der Weltjahresbestzeit sowie dem Diamond-League-Sieg im Gepäck geht Weltrekordhalter Karsten Warholm ins Rennen. Für den Norweger gilt es in Tokio nicht nur seinen Weltmeistertitel zu verteidigen, sondern sich nach dem verpassten Olympiasieg in Paris, der an den US-Amerikaner Rai Benjamin ging, wieder auf Platz eins in der Welt zurückzumelden. In das Duell der beiden mischt sich aber auch noch ein Dritter ein: Alison dos Santos (Brasilien), der Gold bei bei den Weltmeisterschaften 2022 gewonnen hat.

Einzig dieses Trio hat es geschafft, in dieser Saison schon unter 47,00 Sekunden zu bleiben. Eine Zeit, die auch über die Medaillenvergabe entscheiden dürfte. Sollte einer der drei Favoriten jedoch patzen, steht eine ganze Reihe weiterer Athleten bereit. Insbesondere Abderrahman Samba (Katar) sowie der Nigerianer Ezekiel Nathaniel könnten dann ein Wörtchen mitreden.

Wenn es ums Finale geht, wollen die DLV-Start mitreden. Joshua Abuaku (Eintracht Frankfurt) war das bei der vergangenen WM gelungen, als er Achter wurde. In diesem Sommer ist der 29-Jährige von dieser Form allerdings ein Stück entfernt. Besser läuft es bei seinem Trainingskollegen Emil Agyekum (SCC Berlin), der in 48,21 Sekunden beim ISTAF seine Bestleistung eingestellt hat und Senkrechtstarter Owe Fischer-Breiholz (Königsteiner LV). Nach seinem Triumph in 48,01 Sekunden bei der U23-EM hatte er sich auch den Titel bei den Deutschen Meisterschaften geholt. Die WM könnte für ihn mehr als eine Zugabe werden, ist aber auch seine erste in der Männerklasse.

Titelverteidiger: Karsten Warholm (Norwegen; 46,89 sec)
Weltjahresbester: Karsten Warholm (46,28 sec)
DLV-Teilnehmer: Joshua Abuaku (Eintracht Frankfurt), Emil Agyekum (SCC Berlin), Owe Fischer-Breiholz (Königsteiner LV)
 


3.000 Meter Hindernis

Frederik Ruppert und Karl Bebendorf mittendrin in der Weltspitze

Er war der erste Europäer, der die Diamond League über 3.000 Meter Hindernis gewinnen konnte: Frederik Ruppert (LAV Stadtwerke Tübingen). Seitdem sich der deutsche Rekordhalter mit seinem Fabelrennen in Rabat (Marokko) mit einer Zeit von 8:01,49 Minuten nur kapp dem Olympiasieger Soufiane El Bakkali (Marokko) geschlagen geben musste, ist er in der aboluten Weltklasse angekommen. Während El Bakkali sein Titel-Hattrick anstrebt, möchte der DLV-Athlet in sein erstes Finale auf Weltebene und seine starken Saisonleistungen bestätigen. Sein Niveau noch einmal deutlich verbessert hat auch der Deutsche Meister und EM-Dritte Karl Bebendorf (Dresdner SC 1898). Auch er ist unter 8:10,00 Minuten geblieben, hat in der Diamond League mitgemischt und möchte in den Endlauf.

Ein weiterer großer Name im Feld ist Äthiopiens Weltrekordler Lamecha Girma, der nach seinem Sturz im Olympiafinale in diesem Sommer erst ein Rennen absolviert hat. Dass mit Ruben Querinjean in diesem Sommer auch schon ein Luxemburger ein Diamond League-Rennen gewonnen hat, steht für Überraschungen, die über diese Distanz möglich sind. Noch keiner der insgesamt 38 Athleten auf der Meldeliste hat in diesem Jahr die Acht-Minuten-Marke unterboten. 

Komplettiert wird das DLV-Trio von Niklas Buchholz (LSC Höchstadt/Aisch). Auch ihm ist es mit seiner Steigerung auf 8:14,05 Minuten gelungen, die Direkt-Norm zu unterbieten.

Titelverteidiger: Soufiane El Bakkali (Marokko; 8:03,53 min)
Weltjahresbester: Soufiane El Bakkali (8:00,70 min)
DLV-Teilnehmer: Karl Bebendorf (Dresdner SC 1898), Niklas Buchholz (LSC Höchstadt/Aisch), Frederik Ruppert (LAV Stadtwerke Tübingen)
 


20 Kilometer Gehen

Japan hofft auf Lokalmatador Yamanishi

Ein Heimsieg wäre das Größte für den Japaner Toshikazu Yamanishi. Die Chancen stehen gut, aber auch der Druck wird groß sein. Im Februar stellte der zweifache Weltmeister in 1:16:10 Stunden einen neuen Weltrekord auf. Damit führt er ein starkes japanisches Trio an, zu dem auch Satoshi Maruo und Kento Yoshikawa gehören.

Heiß auf Gold ist auch der Brasilianer Caio Bonfim – 2017 und 2023 hatte er bereits WM-Bronze gewonnen, zudem holte er im vergangenen Jahr Silber bei den Olympischen Spielen. Weitere Athleten, die es auf das Podium schaffen wollen, sind der Asienmeister Wang Zhaozha aus China und Evan Dunfee aus Kanada, der Anfang 2025 den Weltrekord über 35 Kilometer unterboten hatte.

Als bester Europäer geht der Spanier Paul McGrath ins Rennen, gefolgt vom Italiener Francesco Fortunato und Perseus Karlström aus Schweden. Für Deutschland sind Leo Köpp (LG Nord Berlin) und Christopher Linke (SC Potsdam) am Start. Sowohl Olympiasieger Brian Pintado als auch der inzwischen zurückgetretene Weltmeister von 2023 Alvaro Martin (Spanien) fehlen in Tokio.

Titelverteidiger: Álvaro Martin (Spanien; 1:17:32 h)
Weltjahresbester: Toshikazu Yamanishi (Japan; 1:16:10 h)
DLV-Teilnehmer: Leo Köpp (LG Nord Berlin), Christopher Linke (SC Potsdam)


35 Kilometer Gehen

Christopher Linke in Lauerstellung

In Abwesenheit von Weltrekordhalter Massimo Stano (Italien), der wegen einer Oberschenkelverletzung fehlt, rückt  der Kanadier Evan Dunfee in den Fokus. Seine 2:21:40 Stunden im März in Dudince (Slowakei) bedeuteten Weltrekord, bis Stano diesen zwei Monate später in Podébrady (Tschechische Republik; 2:20:43 h) unterbot. Als Zweiter der Meldeliste reist der deutsche Rekordhalter Christopher Linke (SC Potsdam) nach Tokio. Für Linke, der mit der zweitschnellsten zeit nach Tokio reist. Neben EM-Silber hat der mittlerweile 36-Jährige schon einen vierten, und fünfmal Rang fünf bei Weltmeisterschaften und Olympischen Spielen vorzuweisen. Geht da diesmal sogar noch mehr?

Schon mit WM-Silber und -Bronze über diese Strecke dekoriert ist der Japaner Masatora Kawano. Von heimischer Kulisse wollen auch seine Landsleute Hayato Katsuki und Satoshi Maruo profitieren. Der erfahrene Spanier Miguel Angel Lopez hat schon einen WM-Titel über 20 Kilometer erreicht und wurde 2022 vor Christopher Linke Europameister über die 35 Kilometer.

Die DLV-Farben vertreten auch WM-Debütant Johannes Frenzl (Eintracht Frankfurt) und Jonathan Hilbert (LG Ohra Energie), der erstmals seit seinem überraschenden Olympia-Silber über 50 Kilometer wieder im Einzel bei einer internationalen Meisterschaft auf Weltebene dabei ist. Und das im gleichen Land seines bisher größten Erfolges.

Titelverteidiger: Álvaro Martin (Spanien; 2:24:30 h)
Weltjahresbester: Massimo Stano (Italien; 2:20:43 h)
DLV-Teilnehmer: Johannes Frenzl (Eintracht Frankfurt), Jonathan Hilbert (LG Ohra Energie), Christopher Linke (SC Potsdam)

WM Tokio 2025

 

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