Mit Titeln auf der Mittel- und auf der Langstrecke hat sich Elena Burkard am Wochenende zur erfolgreichsten Athletin der Cross-DM in Darmstadt gekürt. Im Interview der Woche berichtet die vielseitige Läuferin von den größten Herausforderungen des Rennens und blickt zurück auf eine gelungene Saison.
Elena Burkard, herzlichen Glückwunsch: Nach der Titelpremiere auf der Mittelstrecke am Samstag haben Sie sich nun auch auf der Langstrecke DM-Gold gesichert – und das bei deutlich schwierigeren Wetterbedingungen mit Dauerregen. Wie viel anspruchsvoller war das Rennen über die 7,5 Kilometer?
Elena Burkard:
Es war noch mal ein ganz anderes Laufgefühl als gestern. Ich war trotzdem froh, dass ich die Strecke schon kannte, ich glaube, das war heute ein Vorteil. Die Strecke wird nicht tiefer, weil es ein Sportrasen ist, aber es ist richtig rutschig in den Kurven. Gerade die zwei Bäume, die mir gestern so viel Spaß gemacht haben, haben heute doch viel an Koordination erfordert. Die beiden Rennen lassen sich super schwer vergleichen, es war doch eine ganz andere Energiebereitstellung. Grundsätzlich denke ich schon, dass mir die Langstrecke besser liegt.
Wie haben Sie sich auf das Rennen und die Bedingungen eingestellt – wie sah der Rennplan aus?
Elena Burkard:
Der Plan war, das Rennen genau so zu bestreiten, wie ich es jetzt auch umgesetzt habe: Niemanden vorneweglaufen lassen, denn wenn man weg ist, ist man weg. Und hintenraus geduldig sein. Ich mag es eigentlich, wenn es regnet. Ich glaube, für die Zuschauer ist das ekliger als für uns Athleten, wir dürfen ja gleich wieder ins Warme.
Mit Eva Dieterich haben Sie sich bei Deutschen Meisterschaften bereits einige Male duelliert. Hatten Sie nach dem Startverzicht von Konstanze Klosterhalfen damit gerechnet, dass es diesmal wieder auf diesen Zweikampf hinauslaufen wird?
Elena Burkard:
Wenn ich mir die Strecke angucke: Ja. Eva ist einfach auch eine starke Crossläuferin, deshalb war es auf der Strecke absolut zu erwarten, dass sie heute die stärkste Konkurrentin sein wird. Für die Marathon-Spezialistinnen wie Domenika [Mayer] oder Triathletinnen war der Kurs vielleicht doch etwas zu schnell.
Sie haben in den vergangenen Jahren regelmäßig am Darmstadt-Cross teilgenommen, der in der Heimstättensiedlung ausgetragen wurde. Die Cross-DM in Darmstadt fand auf dem Gelände des Bürgerparks statt. Wie hat Ihnen diese Strecke gefallen?
Elena Burkard:
Ich muss zugeben, ich hatte im Vorfeld viel Kritik an der Strecke, weil sie so gar nicht crossig aussieht, aber es macht echt Spaß. Es ist schon echt abwechslungsreich und man muss aufpassen, im Mittelstreckenrennen wäre ich zweimal fast falsch abgebogen. Aber ich finde es wirklich schön hier im Bürgerpark. Mit der Turnhalle zum Aufwärmen und einer warmen Dusche sind wir hier auch gut versorgt.
Im Crosslauf sind Sie stark wie eh und je – in der Sommersaison waren Sie aber auf anderen Strecken unterwegs als in den vergangenen Jahren: Statt 3.000 Meter Hindernis sind Sie überwiegend 1.500 und 5.000 Meter gelaufen und haben sich auf der längeren Strecke auch für Ihre erste WM qualifiziert. Wie kam es dazu?
Elena Burkard:
Zum einen haben wir gesehen, dass ich auf der Langstrecke noch deutlich mehr Potenzial habe. Zum anderen muss man auch ehrlich zugeben, dass die Hinderniskonkurrenz in Deutschland unglaublich stark ist und es sicher nicht leichter wird, sich über die Strecke für internationale Meisterschaften zu qualifizieren. Und die Entscheidung, auf die Langstrecke zu setzen, hat sich absolut bewährt. Daher werden wir im nächsten Jahr den Fokus erneut auf die längeren Strecken legen mit dem Ziel, mich weiter zu steigern.
Sie haben schon eine lange Saison hinter sich – die noch nicht vorbei ist. Schon im April sind Sie bei der Straßenlauf-EM über 10 Kilometer gestartet, es folgte die Bahnsaison mit dem Start bei der Team-EM Ende Juni bis hin zur WM-Teilnahme im September. Wie fällt Ihr Fazit bis hierhin aus?
Elena Burkard:
Ich kann es gar nicht glauben, dass das Jahr jetzt auch noch mit einem Cross-Titel zu Ende geht. Und ich bin froh, dass ich den Schwung vom Anfang der Saison mitnehmen konnte. Da lief es ja schon richtig gut und ich weiß, dass es nicht selbstverständlich ist. Und ich bin umso dankbarer dafür, dass ich das jetzt nochmal so mitmachen durfte.
Sie mussten in der Vergangenheit auch schon schwierige Zeiten bewältigen, haben im vergangenen Jahr die Saison abgebrochen und einige Monate später offen über psychische Probleme gesprochen. Haben Ihnen in der Vorbereitung auf das – sehr erfolgreiche – Jahr 2025 bestimmte Strategien besonders geholfen?
Elena Burkard:
Der Sport war für mich schon immer meine mentale Heilung. Ich habe versucht, den Sport nach wie vor als ein Geschenk zu sehen und ein bisschen lockerer. Bei allen anderen gesundheitlichen Dingen steckt man nicht immer drin, die kommen und gehen. Ich bin einfach froh, dass es dieses Jahr so gut gelaufen ist.
Mit erfüllter Norm auf der Bahn und dem DM-Titel im Crosslauf haben Sie sich nun auch für die Cross-EM in Lagoa [Portugal; 14. Dezember; Anm. d. Red.] empfohlen. Was haben Sie sich dafür vorgenommen?
Elena Burkard:
Damit habe ich mich ehrlich gesagt noch gar nicht intensiv beschäftigt. Das gehört auch zu meiner Strategie dieses Jahr: einfach an die Startlinie stehen und laufen. Und ansonsten meinem Trainer [Jörg Müller; Anm. d. Red.] vertrauen, dass er einen guten Plan hat.
Haben Sie sich dementsprechend auch mit den möglichen Zielen fürs kommende Jahr noch nicht im Detail auseinandergesetzt – zum Beispiel mit der EM in Birmingham?
Elena Burkard:
Das habe ich natürlich schon auf dem Schirm. Eine EM ist für Läufer immer etwas Besonderes, weil man sich da besser zeigen kann als bei einer WM. Es wäre auf jeden Fall wirklich, wirklich schön, wenn ich da am Start stehen könnte, weil das bei uns auch so ein bisschen Vereinstradition ist, dass da die Jungs oft zum Anfeuern mitkommen das auch genießen. Es wäre natürlich toll, wenn das nächstes Jahr klappen würde.
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