| Heilbronn

Endlich über zwei Meter! Christina Honsel floppt über magische Marke und holt Sieg in Heilbronn

© Andreas Neuthen
Die Deutsche Meisterin Christina Honsel hat am Samstag beim Internationalen Hochsprung-Meeting Heilbronn erstmals die Zwei-Meter-Marke übersprungen. Damit katapultierte sich vor der WM im japanischen Tokio in die absolute Weltspitze. Acht Jahre ist keine DLV-Athletin mehr so hoch gesprungen. Grund zur Freude hatte auch Imke Onnen, die als Zweite mit Bestleistung über 1,98 Meter floppte.
Redaktion

Beste Bedingungen beim Internationalen Hochsprung-Meeting in Heilbronn: Inmitten einer vollen Zuschauerkulisse auf dem Marktplatz vor dem Rathaus galt am Samstag alle Aufmerksamkeit den Hochspringerinnen. Bei hochsommerlichen Temperaturen von 32 Grad nahm eine Topathletin nach der anderen Anlauf bei dem in die Silber-Kategorie aufgestiegenen Meeting, das als Nachfolger des legendären Meetings in Eberstadt zugleich Gastgeber des Finales der vom Olympiasieger und dreifachen Weltmeister Mutaz Essa Barshim (Katar) initiierten "What Gravity Tour" 2025 war.

Bevor Mutaz Essa Barshim am Sonntag jedoch selbst auf Höhenjagd geht, stand am Samstagnachmittag der Wettbewerb der Frauen auf dem Programm. Einen glänzenden Eindruck auf dem Weg zur WM in Tokio (Japan; 13. bis 21. September) hinterließ vor allem die Deutsche Meisterin Christina Honsel (TV Wattenscheid).

Sauberer Serie von Christina Honsel

Die Olympia-Sechste, die vor allem daran gearbeitet hat, saubere Serien zu springen, absolvierte jede Höhe im ersten Versuch und setzte damit auch die Zwei-Meter-Springerin und Favoritin Eleanor Patterson aus Australien unter Druck. Während die Latte bei der Olympia-Bronzemedaillen-Gewinnerin bereits bei 1,91 Meter das erste Mal fiel, blieb sie bei Honsel trotz Wackelns liegen. Imke Onnen (Cologne Athletics), DM-Zweite von Dresden, schwang sich im zweiten Versuch über diese Höhe.

Mit jeweils blitzsauberen Sprüngen ging es für Honsel und Onnen dann direkt im ersten Versuch über 1,94 Meter – die Siegerin der beiden Vorjahre, Eleanor Patterson, benötigte indes auch hier einen zweiten Anlauf. Bei 1,96 Meter blieb die Latte nur bei einer Athletin im ersten Versuch liegen: Christina Honsel. Für Imke Onnen begann nach einem Fehlversuch das Pokern und sie verzichtete auf weiter zwei Versuche, um sich diese für 1,98 Meter aufzusparen.

Imke Onnen pokert – mit Erfolg

Und es sollte sich lohnen. Im zweiten und alles entscheidenden Versuch über 1,98 Meter – eine Höhe, die Onnen noch nie zuvor gesprungen war – floppte die 30-Jährige drüber. Zwar wackelte die Latte ordentlich, doch sie blieb liegen, und Imke Onnen setzte zu Jubelsprüngen über ihre Bestleistung und zugleich die direkten WM-Norm an, die sie zuvor mit 1,97 Metern bereits erfüllt hatte.

Kurz zuvor war es auch Christina Honsel gelungen, die 1,98 Meter im zweiten Versuch zu überspringen: Einstellung ihrer Bestleistung und Direktnorm für Tokio! Für Eleanor Patterson war am Samstag nach übersprungenen 1,96 Meter Endstation – und die Siegesserie gerissen.

Neue Sphären für Honsel und Onnen

Für die beiden deutschen Springerinnen ging es anschließend in neue Sphären und es wurden 2,00 Meter aufgelegt. Der erste Versuch war sowohl bei Honsel als auch bei Onnen noch vergeblich, der zweite Versuch zeigte dann vor allem bei Honsel ihr großes Potential – wenngleich die Latte wie auch bei Onnen erneut fiel.

Und dann passierte es: Mit kraftvollen und schnellen Schritten lief Christina Honsel entschlossen durch die Kurve und floppte blitzsauber über 2,00 Meter – kein Wackeln, kein Straucheln, nichts! Einfach sauber drüber – sogar noch mit etwas Platz zur Latte.

Die Freude war ungebrochen, sowohl bei der nun Vierten der Welt als auch bei ihrer Trainerin Brigitte Kurschilgen, dem Veranstalter und dem gesamten Publikum. Voller Euphorie kündigte Honsel schließlich am Mikrofon an, dass sie sich noch gut fühle und sich an 2,03 Metern versuchen will.

Als erste DLV-Athletin seit acht Jahren über 2,00 Meter

Zwar war diese Höhe dann doch zu hoch und die Siegerin verzichtete nach einem ungültigen Versuch auf die weiteren Sprünge und beendete ihren Wettkampf, doch mit 2,00 Metern setzte Christina Honsel nicht nur ein deutliches Ausrufezeichen in Richtung Tokio, sondern ist auch die erste deutsche Hochspringerin seit acht Jahren, die diese magische Marke übersprungen hat.

Zuletzt über 2,00 Meter gesprungen ist die inzwischen zurückgetretene Marie-Laurence Jungfleisch (VfB Stuttgart) – beim Internationalen Hochsprung-Meeting Eberstadt, dem Vorgänger von Heilbronn, ist sie am 26. August 2017 ebenfalls über exakt 2,00 Meter gefloppt.

Am Mikrofon sagte Christina Honsel noch völlig überwältigt von ihrer Leistung: „Ich kann es noch gar nicht realisieren. Die zwei Meter sind das Ziel, worauf man immer hinarbeitet. Und nun habe ich das erreicht. Das Publikum war der Wahnsinn. Danke!“

Imke Onnen glückliche Zweitplatzierte

Ebenfalls glücklich aus Heilbronn verabschieden konnte sich Imke Onnen auf Rang zwei. Für die Polin Maria Żodzik, die in diesem Jahr bereits über 1,97 Meter gefloppt ist, gab es mit 1,96 Meter noch vor der höhengleichen Eleanor Patterson Platz drei. Bianca Stichling (TSV Bayer 04 Leverkusen; 1,86 m) wurde Neunte, Johanna Göring (SV Salamander Kornwestheim; 1,81 m) folgte auf Rang zehn.

Bereits am Mittag fand in Heilbronn das Springen der männlichen Jugend statt. Mit Bestleistung am höchsten hinaus ging es dabei für den Deutschen U18-Meister Jacob Thomä (Eintracht Frankfurt), der erstmals über 2,12 Meter floppte. Höhengleich auf Rang zwei folgte Gang Benjamin (LG VfL/SSG Bensheim) vor dem Deutschen U20-Hallenmeister Johannes Böcher (USC Mainz; 2,08 m).

Die kompletten Resultate finden Sie in der Ergebnisübersicht.

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