Beim Diamond League Meeting in Chorzów am Samstag ist 800-Meter-Olympiasiegerin Keely Hodgkinson nach mehr als einem Jahr ohne Wettkampf in die Rolle der Favoritin für die WM gestürmt. Über 400 Meter Hürden taten dies Karsten Warholm und Femke Bol. Im Hammerwurf wurde Merlin Hummel Dritter.
Wer könnte sich bei der bevorstehenden WM in Tokio (Japan; 13. bis 21. September) eine Medaille holen? Hinweise darauf lieferte das Diamond League-Meeting in Chorzów (Polen) am Samstag. Zwei Highlights auf der Laufbahn zählten dabei gar nicht zur Wertung der Diamond League. Nach ihrem 800-Meter-Olympiasieg hatte Keely Hodgkinson (Großbritannien) verletzungsbedingt mehr als ein Jahr lang kein Rennen mehr absolviert. Bei ihrem Comeback ließ die 23-Jährige keinen Zweifel, dass sie zurück in Topform ist und der WM-Titel nur über sie geht. In 1:54,74 Minuten lief die Britin bis auf 13 Hundertstel an ihre Bestzeit heran und blieb fast zwei Sekunden unter der Weltjahresbestzeit. Etwa so groß war auch der Abstand zur Konkurrenz, die von Lilian Odira (Kenia; 1:56,62 min) und Oratile Nowe (Botswana; 1:56,76 min) angeführt wurde.
„Ich wollte heute in die Saison einsteigen, ich war bereit und es hat funktioniert“, erklärte Keely Hodgkinson. „Ich war einfach nur glücklich, die Bahn nach mehr als einem Jahr wieder zu betreten. Umso näher das Rennen kam, desto entspannter wurde ich.“
Über 3.000 Meter verfehlte Faith Kipyegon (Kenia; 8:07,04 min) den angepeilten Weltrekord (8:06,11 min) nur um knapp eine Sekunde und lief auf Position zwei der ewigen Weltbestenliste über diese Distanz. Gleichzeitig bedeutete diese Leistung afrikanischen Rekord. Die Bestmarke der Chinesin Junxia Wang aus dem Jahr 1993 bleibt damit bestehen. Über 1.500 Meter, wo es auch um Diamond League-Punkte ging, lief Gudaf Tsegay (Äthiopien) im Alleingang zu 3:50,62 Minuten. Die Olympiasiegerin über 5.000 und 10.000 Meter Beatrice Chebet (Kenia) steigerte ihre Bestzeit als Zweite auf 3:54,73 Minuten.
Karsten Warholm und Femke Bol in Topform
Vier Wochen vor dem Start der WM präsentierte sich auch Karsten Warholm (Norwegen) in Topform. Der dreimalige Weltmeister über 400 Meter Hürden brannte die zweitschnellste Zeit seiner Karriere auf die Bahn, gleichzeitig die drittschnellste der Geschichte überhaupt: 46,28 Sekunden. Schneller war nur erst selbst bei seinem Weltrekord (45,94 sec) und Olympiasieg von 2021. Im diesjährigen WM-Stadion von Tokio lief damals Raj Benjamin in 46,17 Sekunden zu Silber. Seine Saisonbestzeit steigerte Karsten Warholm um genau eine Sekunde. Der zweitplatzierte Ezekiel Nathaniel (Nigeria) verbesserte seinen Landesrekord auf 47,31 Sekunden.
Bei den Frauen dominierte Femke Bol (Niederlande), die ihre Saisonbestleistung um vier Hundertstel unterbot (51,91 sec). Für die 25-Jährige ist es schon der fünfte Sieg bei einem Diamond League-Meeting in diesem Sommer. Da Olympiasiegerin und Weltrekordlerin Sydney McLaughlin-Levrone (USA) in Tokio auf der flachen Stadionrunde antreten möchte, hat die Niederländerin beste Chancen, ihren WM-Titel erfolgreich zu verteidigen.
Pfeilschnelle Zeiten im Hürdensprint der Frauen
Ein Feuerwerk an Spitzenzeiten gab es auch im Hürdensprint der Frauen. Olympiasiegerin Masai Russell (USA; 12,19 sec) setzte sich vor Tonea Marshall (USA; 12,24 sec) und Weltrekordlerin Tobi Amusan (Nigeria; 12,25 sec) durch. Weltmeisterin Danielle Williams (Jamaika) belegte trotz Bestzeit (12,31 sec) nur den vierten Rang.
Nadine Visser (Niederlande) war bis zur Hälfte des Rennens an der späteren Siegerin dran, touchierte dann aber mehrere Hürden und fiel auf Rang sechs (12,60 sec) zurück. Im Vorlauf hatte die zweimalige Halleneuropameisterin ihren Landesrekord auf 12,28 Sekunden gesteigert.
Bei den Männern bezwang der Jahresschnellste Cordell Tinch (USA; 13,03 sec) seinen Landsmann und Olympiasieger Grant Holloway (13,15 sec). Dieses Rennen gehörte nicht zur Diamond League-Kategorie.
Melissa Jefferson-Wooden in bestechender Form
Im 100-Meter-Sprint der Frauen untermauerte die Jahresschnellste Melissa Jefferson-Wooden (USA) in 10,66 Sekunden ihre Ambitionen auf ihren ersten großen Einzeltitel. Olympia-Bronze hat die 24-Jährige schon gewonnen, dazu zweimal WM-Gold und einmal Olympia-Gold mit der Staffel. Tia Clayton (Jamaika) steigerte ihre Bestzeit als Zweite auf 10,82 Sekunden und kam vor Marie-Josée Ta Lou-Smith (Elfenbeinküste; 10,87 sec) auf Rang zwei.
Gina Lückenkemper (SCC Berlin) erwischte einen Tag zum Abhaken, lief vom Start weg hinterher und wurde Neunte (11,25 sec). Über 200 Meter lief WM-Titelverteidigerin Shericka Jackson (Jamaika; 22,17 sec) ihre schnellste Zeit seit knapp zwei Jahren.
Im Rennen über 100 Meter der Männer konnte Olympiasieger Noah Lyles seine US-Konkurrenz hinter sich lassen und in 9,90 Sekunden erstmals in diesem Sommer unter zehn Sekunden bleiben. Für den Sieg war das aber nicht genug. Den holte sich der Olympia-Zweite Kishane Thompson (Jamaika; 9,87 sec). Auf den Rängen drei und vier warfen sich Kenneth Bednarek und Christian Coleman (beide USA; beide 9,96 sec) ins Ziel.
Malaika Mihambo landet auf Rang vier
Nach seinem Weltrekordsprung am Dienstag in Budapest (Ungarn; 6,29 m) blieb es für Stabhochsprung-Überflieger Armand Duplantis (Schweden) diesmal bei 6,10 Metern, die der Olympiasieger im zweiten Anlauf meisterte. Auch der Grieche Emmanouil Karalis war bei dieser Höhe noch dabei, scheiterte aber dreimal. Er wurde Zweiter (6,00 m). Hochsprung-Olympiasieger Hamish Kerr steigerte bei seinem Sieg seine Saisonbestleistung auf 2,33 Meter.
Knapp die Top drei im Weitsprung verfehlte Malaika Mihambo (LG Kurpfalz) im Weitsprung. Als Vierte landete die zweimalige Weltmeisterin bei 6,68 Metern. Es gewann die US-Amerikanerin Jasmine Moore (6,85 m) vor Hilary Kpatcha (Frankreich) und Hallenweltmeisterin Claire Bryant (USA), die beide 6,83 Meter erzielten.
Merlin Hummel auf dem Podest
Außerhalb der Diamond League-Wertung wurde auch das Hammerwerfen in Chorzów ausgetragen. Bei den Männern war das gesamte Olympia-Podium am Start. Der Bronzemedaillen-Gewinner von Paris (Frankreich) Mykhaylo Kokhan (Ukraine; 77,98 m) musste sich diesmal mit Rang vier zufriedengeben. Denn mit 79,16 Metern lieferte Merlin Hummel (LG Stadtwerke München) die nächste starke Weite seiner starken Saison ab und wurde Dritter.
Auch zum Zweitplatzierten, Olympiasieger Ethan Katzberg (Kanada; 79,30 m) fehlten nur 14 Zentimeter. Den Wettkampf dominierte der Olympia-Zweite Bence Halász (Ungarn; 81,77 m), der den Hammer in vier Versuchen über die 80 Meter schickte. Bei den Frauen setzte sich Olympiasiegerin Camryn Rogers (Kanada; 75,39 m) durch.
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