Am Dienstag, dem vierten WM-Tag von Tokio (Japan), stehen weitere Vorrunden mit deutscher Beteiligung an. Wie sich die DLV-Athletinnen und -Athleten in diesen Wettbewerben präsentiert haben und wie sie selbst ihre Auftritte einordnen, das lesen Sie hier von Disziplin zu Disziplin.
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Frauen
Dreisprung | Qualifikation
Caroline Joyeux fliegt ins Finale, Jessie Maduka ohne Top-Sprung
Gleich im ersten Durchgang kratzte Caroline Joyeux (LG Nord Berlin) im Nationalstadion an der 14-Meter-Marke. Exakt 13,99 Meter wurden gemessen. Damit erarbeitete sich die Deutsche Meisterin eine gute Ausgangsposition in der Dreisprung-Qualifikation. Und im dritten Versuch folgte die erhoffte Steigerung. Mit 14,19 Metern gelang der 24-Jährigen der viertbeste Wettkampf ihrer Karriere. Zwar fehlten 16 Zentimeter zur direkten Qualifikation, doch es sollte reichen. Als Neunte buchte die Berlinerin das WM-Final-Ticket für Donnerstag.
Jessie Maduka (Cologne Athletics) erwischte keinen optimalen Versuch. Nach 13,37 Metern im ersten Durchgang folgte im zweiten Durchgang die Steigerung auf 13,47 Meter. Damit fehlten vor dem finalen Durchgang aber noch gut 50 Zentimeter für einen Top-12-Platz. Doch im dritten Durchgang passte beim Sprung auf 13,12 Metern nicht viel zusammen. So beendete die 29-Jährige die Qualifikation auf Rang 30. Für das Finale waren glatte 14,00 Meter gefragt.
Exakt zwei Jahre nach ihrem letzten Dreisprung-Wettkampf feierte Yulimar Rojas (Venezuela) ihr Comeback. Die Weltrekordlerin brauchte nur einen Versuch, um sich mit 14,49 Metern für das Finale zu qualifizieren. Nur Leyanis Pérez Hernández (Kuba) sprang in der Qualifikation weiter: 14,66 Meter.
Stimmen zum Wettbewerb:
Jessie Maduka (Cologne Athletics)
Das ist schwer in Worte zu fassen. Es war bescheiden. Ich hatte das Gefühl, dass das Einspringen richtig gut war. Da ich bislang den Eindruck hatte, dass ich auf großen Meisterschaften nie wirklich performen kann, wollte ich diesmal alles besser machen: Mit mehr Sicherheit rangehen, schon beim Aufwärmen Sprünge aus vollem Anlauf zu machen, um mich nicht überrumpeln zu lassen, wenn der Wettkampf losgeht. Ich hatte das Gefühl, dass der Sprung vom Warm-up der beste war. Und dann ging der Wettkampf los und es war doch alles wieder schlechter. Es ist eine WM, es ist geil, dabei zu sein und vor zehntausenden Leuten springen zu dürfen, das ist immer positiv.
Caroline Joyeux (LG Nord Berlin)
Erst war es etwas holprig. Ich war sehr ungeduldig, bei meinem Step vor allem. Es lief nicht so rund, nach dem zweiten Versuch habe ich einen kleinen Anflug von Panik bekommen. Ich wusste, ich muss jetzt ruhig bleiben und mein Bestes geben. Und dann hat der dritte besser geklappt. Beeindruckt hat mich das Stadion auf jeden Fall, ob es meinen Fokus verschoben hat, kann ich nicht genau sagen. Auf jeden Fall habe ich es sehr genossen. Ab und zu habe ich richtig Gänsehaut bekommen. Finale ist jetzt natürlich das i-Tüpfelchen, die Kirsche auf der Sahnetorte der ganzen Saison. Mal schauen, was kommt, ich möchte auf jeden Fall wieder über 14 Meter springen.
Männer
800 Meter | Vorläufe
Alexander Stepanov sammelt Erfahrung auf großer Bühne
Er ist der deutsche Aufsteiger des Jahres über 800 Meter: Alexander Stepanov (VfL Sindelfingen). Im Juni hatte er sich in Pfungstadt auf 1:44,17 Minuten, die beste Zeit eines deutschen 800-Meter-Läufers seit mehr als 20 Jahren, gesteigert und anschließend auch bei der Team-EM einen guten Eindruck hinterlassen. Dass die Konkurrenz auf Weltebene doch (noch) in einer anderen Liga spielt, musste der erst 20-Jährige am Dienstag feststellen.
Auf der ersten Runde des WM-Vorlaufs hielt er sich im hinteren Bereich des Feldes auf und versuchte dann – wie schon bei seinen stärksten Rennen – auf der letzten Gegengeraden die Attacke zu setzen. Diesmal jedoch vergebens, die Konkurrenz war zu stark. In 1:46,32 Minuten wurde er Siebter seines Vorlaufs. Hinter sich lassen konnte er jedoch den Schweden Andreas Kramer, der in diesem Jahr schon unter 1:44,00 Minuten geblieben ist. Vorlaufschnellster war der Weltmeister von 2019 Donavan Brazier (USA; 1:44,66 min).
Stimme zum Wettbewerb:
Alexander Stepanov (VfL Sindelfingen)
Ich habe mich eigentlich gut vorbereitet in den letzten Wochen, bin aber heute mit Halsschmerzen aufgewacht und war den ganzen Tag über schon ein bisschen müde. Das habe ich auch im Rennen gespürt. Ich habe versucht, zwischen 500 und 600 Metern meinen üblichen Move zu machen, aber die lassen einen nicht vorbei. Ich habe alles gegeben und viel aus dem Rennen gelernt. Ich bleibe am Ball und trainiere weiter und zeige beim nächsten Mal, was ich draufhabe. Als ich hier reingelaufen bin, war ich schon sprachlos, wie viele Leute da sind und zuschauen. Das hat gepusht und macht Bock auf mehr!
110 Meter Hürden | Halbfinals
Gregory Minoué trotz unrundem Rennen nicht weit weg von der Bestzeit
Eine neue Bestzeit hatte sich Gregory Minoué (TV Kalkum-Wittlaer) für sein Hürden-Halbfinale vorgenommen. Dass das ein schwieriges Unterfangen werden würde, zeigte sich bereits früh: Der Deutsche Meister fand eher schwerfällig ins Rennen und hing früh ein Stück zurück. Er konnte den Lauf jedoch noch solide zu Ende bringen. 13,56 Sekunden wurden gestoppt – lediglich eine Zehntel über Bestzeit, erst viermal war der 23-Jährige in seiner Karriere schneller. Beim Sieg des Jamaikaners Orlando Bennett (13,27 sec) wurde er Sechster.
Dessen Landsmann Tyler Mason sprintete mit 13,12 Sekunden am schnellsten durch den Hürdenwald, gleich fünf Athleten waren flinker als 13,20 Sekunden.
Stimme zum Wettbewerb:
Gregory Minoué (TV Kalkum-Wittlaer)
Eigentlich kann ich mich gar nicht so groß beschweren: Es ist meine erste WM, es sind andere Bedingungen. Ich würde sagen, Halbfinale ist schon mal was Gutes, das kann ich mitnehmen. Ich habe den Start komplett verpennt, weil ich ein bisschen den Fokus verloren habe. Ab der dritten, vierten Hürde lief es gefühlt richtig gut. Ich habe gemerkt, wie ich immer näher an den Japaner rankomme. Dann habe ich noch eine Hürde mitgenommen, da war es im Kopf schon vorbei. Ich glaube, man hat in beiden Läufen gesehen, dass eine tiefe 13,4, vielleicht auch eine 13,3 drin ist. Aber es sollte nicht sein. Ich fand die Atmosphäre nur geil und hatte Bock, hier zu laufen. Schon schwierig war das mit dem Warm-up: Wir sind um 16:30 Uhr reingefahren, ab 17:00 Uhr war ich im Stadion, bis ich dann laufe, ist viel Zeit vergangen.