Tag drei bei den Europameisterschaften der Masters auf Madeira bescherte der deutschen Mannschaft 30 Medaillen, darunter elf weitere EM-Titel. Elke Herzig (W65) gewann ihren zweiten Titel in Funchal, Erna Antritter (M90) bekam Goldmedaille Nummer drei umgehängt. Damit führt das deutsche Team weiterhin den Medaillenspiegel an.
Den kuriosesten Wettkampf der Masters-EM auf Madeira (Portugal) erlebte Anja Schüppel (ASV Erfurt) im Hammerwurf der W35. Dachte man nach dem Gewichtwurf am Freitag (die Erfurterin gewann Gold) noch, dass das Wettkampfende mit 23:30 Uhr spät war, wurde man am Samstag – oder besser Sonntag? – eines Besseren belehrt. Fünf (!) Stunden Zeitplanverzögerung führten dazu, dass ihr Hammerwurf-Wettbewerb um 3 Uhr morgens begann. Vermutlich ein Weltrekord für eine Startzeit eines Meisterschaftswettbewerbs.
„Nicht unbedingt die Startzeit war das Schlimme, sondern die stundenlange Wartezeit auf dem Wurfplatz davor“, berichtete Anja Schüppel. Mit 44,78 Metern holte sie Silber und war damit sehr zufrieden. „Ich bin nicht richtig in Spannung gekommen um diese Uhrzeit und habe ein bisschen wie in Trance geworfen. Für diese Uhrzeit ist das Ergebnis top.“
Zuvor hatte Elke Herzig (LG Kurpfalz; Titelfoto) im Hammerwurf der W65 ihre sehr gute Form unter Beweis gestellt. Mit 38,90 Metern ging die 69-Jährige im ersten Versuch in Führung und steigerte sich in Runde zwei auf bemerkenswerte 40,98 Meter. Souverän gewann sie ihren zweiten EM-Titel. „Ich konnte es gar nicht glauben, als sie 40,98 Meter gesagt hat – auf Portugiesisch. Das musste ich mir erst übersetzen lassen. Ich hatte nicht damit gerechnet, hier zwei Titel zu holen“, so Elke Herzig. Erna Antritter (TV Biberach) war erneut einzige W90-Werferin und holte mit 12,72 Metern Gold Nummer drei nach Speer- und Gewichtwurf.
Eva Nohl lässt auf zweimal Silber Gold folgen
Schon morgens hatte Eva Nohl (TSV Langenzenn) bei ihrem dritten Start ihre dritte Medaille gewonnen. Nach Silber mit Speer und Gewicht siegte sie nun im Hammerwurf der W75 mit 35,69 Metern. Bereits im ersten Wurf war sie mit 30,76 Metern in Führung gegangen, es folgten einige ungültige Würfe, ehe im sechsten Durchgang die 35,69 Meter gelangen, was sieben Meter Vorsprung auf Platz zwei bedeutete.
„Es war ein Krimi“, fasste sie später ihren Wettkampf zusammen. „Der erste Wurf war fast auf der Linie, die nächsten vier waren rechts oder links im Netz, mit dem letzten Wurf habe ich es dann gerettet. Ich war froh, dass der letzte gut war. Wegen einer Schulter-OP vor fünf Monaten habe ich lange nicht werfen können und bin glücklich, dass es wieder so gut geht.“
Adorf, Gröger & Co. triumphieren
Im Hauptstadion in Ribeira Brava rannte Friedhelm Adorf (LG Rhein-Wied) zum Titel über 400 Meter in der M80. Seine Zeit: 1:15,41 Minuten. Roland Gröger (TopFit) war der schnellste M60er: 54,61 Sekunden bescherten ihm einen weiteren Titel in seiner großen Sammlung.
Im Zehnkampf der M70 machten die beiden Jüngsten im Feld – beide haben erst vor wenigen Tagen ihren 70. Geburtstag gefeiert – Gold unter sich aus: Ingo Kaun (MTV Aurich von 1862 e.V.) setzte sich mit 5.855 Punkten vor Franz Mayr (LG Reischenau-Zusamtal) durch, der 5.572 Punkte sammelte.
Nach Tag eins hatte Franz Mayr noch mit mehr als 200 Punkten Vorsprung vorne gelegen, ehe er mit einem „DNF“ über die Hürden in den zweiten Tag startete. „Der Zweite ist eigentlich Favorit gewesen, hatte leider seinen Aussetzer bei den Hürden. Das war mein Glück. Das gehört auch immer dazu“, ordnete Ingo Kaun seinen Goldcoup ein. Den Wettbewerb der M60 gewann Gerd Westphal (LC Paderborn) mit 7.504 Punkten. Der Westfale spielte dabei besonders seine Sprintstärke über 100 und 400 Meter aus.
Erfolge auch auf der Bahn
Katja Knospe (SV Turbine Neubrandenburg) holte in Gold über 2.000 Meter Hindernis der W55 in 8:24,05 Minuten. Hillen von Maltzahn (TSV Burgdorf) war einzige Starterin in der W75 und lief 11:02,58 Minuten. Damit stellte sie die erste deutsche Bestleistung im Hindernislauf der W75 auf. Bei den Männern war David Kiefer (TV Bad Säckingen) in der M45 in 9:45,23 Minuten der Schnellste.
Beim 5.000 Meter Bahngehen feierten die deutschen W50-Frauen einen Dreifach-Sieg: Bianca Schenker (26:26,45 min) gewann vor ihrer Zwillingsschwester Brit Schröter (26:44,34 min; beide LG Vogtland) und Nicole Hörl (28:35,99 min; Diezer TSK Oranien).
Die weiteren deutschen Medaillen:
Silber
Ingrid Schäfer (Hammerwurf W80; 20,10 m)
Wolfgang Lenz (2.000 m Hindernis M75; 11:12,67 min)
Elisabeth Henn (2.000 m Hindernis W65; 10:26,63 min)
Margret Klein-Raber (Hammerwurf W60; 40,20 m)
Carlo Müller (5.000 m Bahngehen M55; 27:14,64 min)
Bogdan Zygmunt (400 m M75; 1:11,16 min)
Gerhard Zorn (400 m M65; 58,80 sec)
Helga Rett (400 m W70; 1:17,63 min)
Anja Schüppel (Hammer W35; 44,78 m)
Bronze
Lothar Huchthausen (Gewichtwurf M90; 9,96 m)
Steffen Borsch (5.000 m Gehen M50; 23:57,23 min)
Florian Herr (3.000 m Hindernis M35; 9:38,38 min)
Constanze Golle (5.000 m Bahngehen W40; 29:32,26 min)
Reinhard Michelchen (400 m M70; 63,41 sec)
Hillen von Maltzahn (400 m W75; 1:26,92 min)
Iris Opitz (400 m W55; 66,15 sec)
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